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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Pechmann, Günther von: Im tiefen Keller...
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0190

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schlössen ist und die Schritte des Dieners verhallt
sind, da äußert sich das Gefühl der Geborgenheit in
dem Ausruf: »So wär ich denn allein mit dir, meine
Seele, tief unten im Schöße der Erde.«

Daß man nicht mehr auf der Erde ist, daß man des-
halb dem Tag und seinen Sorgen mehr als an anderer
Stelle entrückt ist, dieses Gefühl verbindet sich in der
Tiefe des Kellers mit der befreienden Wirkung des
Weines. Alles ist anders als oben, nicht nur das Licht,
auch der Ton: »Wenn das Gewölbe widerschallt, fühlt
man erst recht des Basses Grundgewalt« meint Siebel
in Auerbachs Keller, und Mephistopheles stimmt dem
bei: »Gewiß, Gesang muß trefflich hier von dieser
Wölbung widerklingen!« Man muß in Lapis Keller
zu Florenz den Klang einer schönen italienischen
Stimme gehört haben, eines Straßensängers, wie er
manchmal die steile Treppe hinabsteigt, um die Gäste
zu erfreuen, will man die ganze Wahrheit dieses Aus-
spruches bestätigt finden. Und ist kein Sänger da, so
tönt durch die Wölbung die Stimme des Padrons, der
auf halber Höhe der Kellertreppe als Koch am einge-
bauten Herd hantiert und von dort mit hallenden

Rufen das »Pronto!« seiner Leckerbissen verkündet.

Gewölbte Räume sind immer schöne Räume. Ich
kann mich nicht entsinnen, ein unschönes Gewölbe
gesehen zu haben. Die Technik des Wölbens schließt
jede unsachliche Spielerei aus, sie schafft immer wür-
dige und festliche Räume. Die Verbindung verschie-
dener Gewölbe führt zu geheimnisreichen Über-
schneidungen, und architektonische Überraschungen
ergeben sich, wenn die einzelnen Räume in verschie-
dener Tiefe liegen, wie dies beim Brückenkeller in
Frankfurt am Main der Fall ist. Das Auge erfreut sich
an den einfachen, großen Verhältnissen und man er-
wartet und verlangt keine andere Einrichtung als die,
welche dem notwendigen Gebrauch dient: Beleuch-
tung und Tische und Stühle.

Wo freilich der Keller auch die Fässer noch beher-
bergt, da hat der Besucher das angenehme Gefühl, an
der Quelle zu sitzen; so ist es im »Blutgericht« (der
einstigen Folterkammer des alten Schlosses von
Königsberg in Ostpreußen), das heute eine Stätte be-
sinnlichen Weingenusses ist.

An die Bestimmung des Kellers als Lagerstätte des
 
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