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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 53.1942

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Behl, Carl F. W.: Das Jagdhaus Gustavhorst bei Rheinsberg
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Auch in den kleinsten Ornamenten
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https://doi.org/10.11588/diglit.10968#0294

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286

INNEN-DEKORATI ON

JAGDHAUS GUSTAVS HORST BEI RHEINSBERG »GARAGENTOR« KIEFERNHOLZ MIT SCHMIEDEEISEN

So steht es nun, zugleich geräumig und intim
wirkend, unauffällig in der Waldlandschaft, organisch
aus ihr gewachsen und zu ihr gehörend: ein von Bäu-
men umwachter Zufluchtsort für den erholungsbe-
dürftigen Großstädter, zur Ausspannung und Be-
schaulichkeit einladend, eine Raststätte für den er-
müdeten Waidmann und ein Sammelplatz für fröh-
liche Jagdgesellschaften. Zu allen Jahreszeiten be-
wohnbar, erschließt es deren besondere Schönheiten,
sei es, daß der Frühling die Seehügelwiese mit bunten
Blumen besät, der Herbst das Laub des Mischwalds
am Seeufer goldbraun färbt oder der Winter Haus
und Landschaft in sonnenbeglitzertes Weiß hüllt.
Wie im Sommer die überdachte Terrasse vor der
Hitze schützt und die große Jagdhalle Kühlung
spendet, so darf man sich im Winter, wenn es draußen
um den See frostverzaubert knackt, am knisternden
Kaminfeuer wärmen. Und die Stille der Natur wird
von diesem Haus nicht gestört. Andächtig ist es
jener »Musik der Einsamkeit« hingegeben, die Theodor
Fontane vor achtzig Jahren gehört hat und die jeder
tiefer Lauschende auch heute noch aus der waldhüg-
ligen Seenlandschaft um Rheinsberg vernehmen kann.

AUCH IN DEN KLEINSTEN ORNAMENTEN
£\ spricht sich die innere Wesensart eines recht-
gefügten Gebäudes aus und ein Bau, dessen Standort
und Sinn so ganz durch die belebte Natur bestimmt ist
wie ein von Wald, See und Wiesen umgebenes Jagd-
haus, wird auch im Schmuck der Türen noch dies Ver-
bundensein spüren lassen. Das Ohr der dort Wohnen-
den lauscht nicht so sehr auf die Takte der Chrono-
meter als auf die Stimmen des Waldes und der Hah-
nenschrei, der den neuen schönen Tag verkündet,
ist ihnen vertrautester Ton. So ist's in guter Ordnung,
wenn nicht nur das Garagentor durch schmiedeeiserne
Bänder eine naturhaft festgefügte Kraft bekommt,
wenn nicht nur das bodenverbundene Gewicht des
Hauses in einem schwer zwischen die Mauersteine
gebreiteten, hölzernen Rechteck seine Entsprechung
findet, wenn noch ein Kleines mehr daran ist, das die
Seele des Ganzen laut werden läßt. So empfindet man
es als den Punkt auf dem i, der aufs reizvollste die
waidmännisch morgenfrohe Heiterkeit des Hauses
bezeichnet, wenn über der Türe und Laterne die ge-
schwungene Form des Eisenbandes einen unzerstör-
bar unentwegten Hahn die Flügel spreizen läßt. - s.
 
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