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G c s ch ichtliche E > itwicklu > ig
DaS Neujahr von Eintausend erschieu und die Welt ging nicht
rintcr, die Christenheil schöpste wieder Odeni uud fühlte die llkegung
ueuer Kräste.
Die früher erfolgte Vernachlässigung der Bauten gab viel ;u thun;
die zum Theil eiugestiirzteu Holzkirchen wurden durch uiassive Bauteu er-
setzt, und luau war in voller Beschästiguug, es iu Erbauung schöuer
Kircheu einauder zuvor zu thun, als eiu ueues gewaltiges Ereigniß alle
Gemüther in Uiuschivung brachte. Peter vou Ainieus predigte oas Kreuz,
und 1096 begauu der erste Kreuzzug. Zweihuudert Jahre laug dauerte
die Begeisterung für die Eroberung des heiligen Lanves, und fast in alleu
Länderu Europa's sehen wir Kirchen, wie inan vorgab, uach der dcs
heiligen Grabes zu Jerusalem entsteheu. Sie warcn, wie jene, in der
byzantinisch -romauischen Bauweise erbaut.
Schon währeud des eilften und zioölsten Jahrhuuderts fiudet man
an sonst dnrchaus romanischen Gebäuden -en Spitzbogen iu den von
cinauder entserntesten Gegenden fast gleichzeitig, uud zwar zuerst im Jn-
ueru bei der Aulage der Gewölbe erscheiuen.
So grüudlich erwieseu ist, dafi uur coustructive Grüude der leich-
teren Technik uud bessereu Haltbarkeit diese Formenabweichung herbeige-
führt habeu, so faßte doch der damals das höchste Ziel immer mehr ver-
folgeude Geist der Bauhütteu diefen Ilmstand zur Entwicklung eines durch-
gebildeten Formeufystems anf. Wir feheu den Spitzbogcu im Jnuern fich
zuerst entwickeln. Coustructiv ivurdeu dadurch nur starke Punkte iu deu
Eckeu der Gewölbe ersorderlich, mau konnte die starken Froutmaueru
schwächen, da ste jetzt uur als Füllungsmaueru auftraten, und uur'so
viel Starke zu haben brauchteu, um sich felbst zu txageu. Die Strcbe-
pseiler erschieneu im Aeufieru als Stützen der inneru Wölbungen und
als Verstärkiingeu der fchivachen Fronten. Die Oestnuugeu dcr Thüren
und Feuster solgteu dem Paralleliomus der inneru Gewölbebogen nnd
wnrdeu fortan im Spitzbogeu eingewölbt, ihre Abschragnngeu uacb der
Tiefe der Mauer behielt man vom romanischeu Styl her bei, wodurch
die Mauermasseu im Juuern uud Aeufieru scheiubar uoch mehr verrin-
gert wurde.
Die senkrechte Theilnng, ivelche dnrch die Strcbepfeiler im Aeufieru
und Jnnern tntstand, liefi den ganzeu Bau uoch höher erschcineu, als
cr wirklich war; dcnu jede mehrfach feukrecht gctheiltc Fläche erscheint hö-
her, jede mehrfach wagerecht getheilte niedriger, als ste wirklich ist. IIin
die Höhentheilung nocki bemerklicher zu macben, endigteu die Strebepfeiler
und Eckpfeiler iu kleineu Thürmeu und zerstörteu fo die wagerechte Linie
deö Dachgesimses, welcheö überhaupt, wie alle wagerecht lauseudcu Gesimfe
G c s ch ichtliche E > itwicklu > ig
DaS Neujahr von Eintausend erschieu und die Welt ging nicht
rintcr, die Christenheil schöpste wieder Odeni uud fühlte die llkegung
ueuer Kräste.
Die früher erfolgte Vernachlässigung der Bauten gab viel ;u thun;
die zum Theil eiugestiirzteu Holzkirchen wurden durch uiassive Bauteu er-
setzt, und luau war in voller Beschästiguug, es iu Erbauung schöuer
Kircheu einauder zuvor zu thun, als eiu ueues gewaltiges Ereigniß alle
Gemüther in Uiuschivung brachte. Peter vou Ainieus predigte oas Kreuz,
und 1096 begauu der erste Kreuzzug. Zweihuudert Jahre laug dauerte
die Begeisterung für die Eroberung des heiligen Lanves, und fast in alleu
Länderu Europa's sehen wir Kirchen, wie inan vorgab, uach der dcs
heiligen Grabes zu Jerusalem entsteheu. Sie warcn, wie jene, in der
byzantinisch -romauischen Bauweise erbaut.
Schon währeud des eilften und zioölsten Jahrhuuderts fiudet man
an sonst dnrchaus romanischen Gebäuden -en Spitzbogen iu den von
cinauder entserntesten Gegenden fast gleichzeitig, uud zwar zuerst im Jn-
ueru bei der Aulage der Gewölbe erscheiuen.
So grüudlich erwieseu ist, dafi uur coustructive Grüude der leich-
teren Technik uud bessereu Haltbarkeit diese Formenabweichung herbeige-
führt habeu, so faßte doch der damals das höchste Ziel immer mehr ver-
folgeude Geist der Bauhütteu diefen Ilmstand zur Entwicklung eines durch-
gebildeten Formeufystems anf. Wir feheu den Spitzbogcu im Jnuern fich
zuerst entwickeln. Coustructiv ivurdeu dadurch nur starke Punkte iu deu
Eckeu der Gewölbe ersorderlich, mau konnte die starken Froutmaueru
schwächen, da ste jetzt uur als Füllungsmaueru auftraten, und uur'so
viel Starke zu haben brauchteu, um sich felbst zu txageu. Die Strcbe-
pseiler erschieneu im Aeufieru als Stützen der inneru Wölbungen und
als Verstärkiingeu der fchivachen Fronten. Die Oestnuugeu dcr Thüren
und Feuster solgteu dem Paralleliomus der inneru Gewölbebogen nnd
wnrdeu fortan im Spitzbogeu eingewölbt, ihre Abschragnngeu uacb der
Tiefe der Mauer behielt man vom romanischeu Styl her bei, wodurch
die Mauermasseu im Juuern uud Aeufieru scheiubar uoch mehr verrin-
gert wurde.
Die senkrechte Theilnng, ivelche dnrch die Strcbepfeiler im Aeufieru
und Jnnern tntstand, liefi den ganzeu Bau uoch höher erschcineu, als
cr wirklich war; dcnu jede mehrfach feukrecht gctheiltc Fläche erscheint hö-
her, jede mehrfach wagerecht getheilte niedriger, als ste wirklich ist. IIin
die Höhentheilung nocki bemerklicher zu macben, endigteu die Strebepfeiler
und Eckpfeiler iu kleineu Thürmeu und zerstörteu fo die wagerechte Linie
deö Dachgesimses, welcheö überhaupt, wie alle wagerecht lauseudcu Gesimfe