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Berichte über

si'ch den Geist des Gebä'udes zuerst, und laßt ihn aus dem Kö'rper desselben
ahnen, fest überzeugt, daß er ihn weder durch Sinnbilder, noch durch
Jnschriften einzuhauchen vermag. Auf diefe Weife wird er zum Dichter;
sein Landhaus erfcheint ihm als eine Jdylle, sein Palast ein Epos, feine
Kirche ein Pfalm. Ob nun dicfe Poesie sich wirklich in allen unferen
neuen Schöpfungen erblicken läßt, darüber sind die Meinungen fehr ver-
schieden. Was die Palaste der Großen und die neuen Haufer der Pri-
aatleute betrifft, fo ist der Gefchmack der Bauherren zu verfchieden, um
eine gcwisse nothwendige Gleichheit hervortreten zu fehen. Man vermißt
dieselbe nicht allein in den Hauptstraßen, fondern auch auf den verfchie-
denen Plätzen der Stadt, und ganz befonders tritt diefe Ungleichheit auf
dem Parifer Platz und auf dem Leipziger Platz hervor. Die neuen Kir-
chen wollen durchaus keinen Beifall in ihrer außeren Erfcheinung sinden.
Der alte byzantinifche Styl, der Gefchmack des Orients, tritt zu grell bei
den Neubauten diefer Gotteshaufer hervor, und die zahlreich angebrachten
kleinen Thürme erinnern überall an die Mofcheen und Minarets des al-
ten Stambul. Das neue, oder viclmehr das vergrößerte und erneuerte
Kriegsministerial-Gebaude tritt durch die Lange seiner Fronte, wie durch
seine bedeutende Höhe fehr hervor, ohne daß man fagen kann, daß der
Baumeister in dem obenerwa'hnten Geiste dec Poesie zu Werke gegangen
sei. Er hat allerdings ein militairifches Gebaude, aber keinen Kriegspa-
last aufgeführt, daher die Berliner, in der Erinnerung an das schöne
sürstlich reußifche Haus, das früher auf derfelben Stelle stand, unumwun-
den ausfprechen, daß die Hauptstadt um einen Palast a'rmer, und um eine
Kaferne reicher geworden sei. Schon seit la'ngerer Zeit ist auch davon
die Rede, daß die bis jetzt im königlichen Schlosse stattsindenden Verfamm-
lungen unferer höchsten verwaltenden Behörde, des Staatsministeriums,
und unserer höchsten beralhenden Behörde, des Staatsrathes, ebenfalls
einen neuen, der hohen Vestimmung würdigen Palast oder Dienstwohnung
erhalten sollen, wahrend nach und nach jetzt fast alle Centralstellen ihre be-
sonderen schönen Dienstgebaude, in denen sich auch gewöhnlich die Dienst-
wohnungen der Herren Staatsminister und Chefs der betreffenden Stellen
besi'nden, erhalten hatten.

(Rombergs Zeitfchrift Heft 2. 1846.) Der Moniteur Grec bringt
in einer Uebersi'cht der fpeciellen Berichte des Staats unter Anderen fol-
gende Angabe: ,,Alle Stadte, welche der Krieg zerstört hatte, si'nd heute
nach regelmaßigen Planen wieder erbaut, und es giebt deren, welche schon
einen bemerkenswerthen Umfang erreicht haben. Solche si'nd: Athen,
Nauplia, Patras, Tripolizza Missolonghi, Lamia und Kalamata. Drei
 
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