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vaterländische Bauwerke.

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Walhalla sr'ch in der Donau spiegelt, liegt die Stadt Kehlheim, berühmt
durch ihre Kalksteinbrüche. So günstig auch an diesem Orte das Terrain
sich zur Aufnahme eines großen Nationaldenkmals gestaltet, so sehr auch
die nahen Steinbrüche einluden, dasselbe in der Nähe zu errichten, so
wäre doch vielleicht dies alles für den erlauchten Gründer desselben zur
Wahl dieses Fleckes nichr hinreichend gewesen, wenn nicht hier sein Lieb-
lingswerk, der nach ihm benannte Canal, den Triumph seiner Vollendung
durch seine Ausmündung feierte. War doch diese Vollendung nur mög-
lich nach dem Bruch der Herrschaft der Fremden und nach j'ahrelangem se«
gensreichen Frieden.

Jn dem fast rechten Winkel, den der Canal mit dem Donaustrome
bildet, steigert si'ch der Boden vom Ufer an allmählig zu einer anfehnlichen
Höhe, und es bildet an der Donauseite das Gestade eine steile Felsen-
wand. Dort auf dem Gipfel dieser felsi'gen Anhöhe erhebt sich der Bau
der Besreiungshalle, den wir mit Angabe der wichtigsten Maße, um von
seiner Mächtigkeit einen Begriff zu geben, zu schildern sofort den Versuch
machen wollen.

Der Bau, eine ungeheure Rotunde mit Kuppelwölbung, bildet im
Grundriß ein Achtzehneck von 206 Fuß Durchmesser in der größten Aus-
dehnung der äußern Bogenhalle (ohne die Gradinaten), welche si'ch bis zu
einer Höhe von 60 Fuß, einschließlich der stachen Bedachung, mit dieser
an den Kuppelaufbau anlehnt. Um die äußere Bogenhalle ziehen si'ch noch
drei Gradinaten herum, die mit einander 22 Fuß Höhe haben. Mit den
Gradinaten erreicht der Bau bis an die äußerste Linie der Laterne in der
Kuppel die Höhe von 175 Fuß. Die Höhe von den Gradinaten bis
zum Kranzgesi'ms beträgt 100 Fuß. Unterhalb des letzteren zieht si'ch der
äußere Triumphgang, mit je zwei durch Pfeiler getrennten Bogenöffnungen
in jeder Seite des Achtzehnecks, herum. Ueber dem Kranzgesi'mse legen
si'ch drei Stufen an die äußers Kuppelwölbung an. Die Treppe in ihrer
obern Abtheilung führt fast bis zur Hälfte ihrer Höhe gerade zum Bau
hinauf, dann theilt si'e si'ch nach den Seiten in zwei Aufgänge. Stellen
wir uns nun im Jnnern des Baues in's Centrum, so umgiebt uns ein
Säulencyclus, welcher in seinem Durchmesser, von einer Säulenmitte
durchs Centrum der Rotunde bis zur andern, 100 Fuß mißt. Achtzehn
Säulenschäfte erheben si'ch vom Boden aus auf den Radien des Achtzehn-
ecks. Sie si'nd Monolithe von Granit, und haben, bei 4 Fuß 4 Zoll
Durchmesser, mit Basen und Capitälern von weißem Marmor eine Höhe
von 27 Fuß. Ueber ihnen wölben sich Rundbogen mit Archivolten von
ebenfalls weißem Marmor mit ihren Zwickeln zusammen. Die darüber si'ch
aufbauenden 18 Mauerstächen si'nd von gelbem Marmor. Auf ihnen erblickt
 
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