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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

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Kurth, Betty: Ein Freskenzyklus im Adlerturm zu Trient
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https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0022
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I o

Betty Kurth Ein Freskenzyklus im Adlerturm zu Trient

Der Adlerturm

Über der Porta dell' Aquila, einem der vier alten Tore Trients, im Norden der Stadt,
erhebt sich der dreigeschossig-e Adlerturm (Fig. 7). Noch umgeben ihn Reste der alten
Stadtmauern, in die er eingebaut war und zu deren Befestigung er gedient haben mag.
Seine Geschichte ist mit der des Kastells del Buon Consiglio1), mit dem er durch einen
auf der Ringmauer befindlichen Wehrgang verbunden war, unlösbar verknüpft. Uber das
Datum seiner Erbauung bietet uns die Baugeschichte des Kastells keine Anhaltspunkte.
Jedoch glaube ich auf Grund eines Rechnungsvermerkes in einem Tiroler Rechnungskodex
annehmen zu können, daß im Jahre 1290 Bauarbeiten an dem Turme ausgeführt wurden.
Dort verrechnet Hainricus de Supramonte, massarius curie Tridentine, „pro edificiis

supra portam Aquile "tt, XIX.....Item pro edificanda stupa in Castro Boniconsilii

Ostermanno Ii XV. Item pro cooperiendo castro Boniconsilii ?t XIIII et sol. VI. (Tiroler
Rechnungskodex 8. München f. 45)2). Der Ausdruck supra portam Aquile läßt zwei Deu-
tungen zu. Entweder handelt es sich um Bauten jenseits des Adlertores, also auf einem
Territorium, welches außerhalb der Stadt liegt, oder im wörtlichen Sinne um Bauten über
dem Adlertor, also am Adlerturm selbst. Eine kurze Erwägung läßt uns die letztere Deutung
als die einzig richtige erscheinen. Es ist mehr als unwahrscheinlich, daß in jenen stürmischen
Kriegszeiten außerhalb der schützenden Mauern und außerhalb des tiefen mit Wasser er-
füllten Wallgrabens, der Kastell und Turm umgab, auf Befehl des Bischofs Bauten aus-
geführt wurden. Es finden sich auch tatsächlich auf der allerdings viel späteren Abbildung
Trients in dem Werk von Braun und Hohenberg3) jenseits des Adlerturms nur Wiesen und
Felder, keine Gebäude, während die außerhalb der Stadtmauer gelegene Vorstadt S. Martino
deutlich eingezeichnet erscheint. Schließlich sehen wir hier drei Rechnungen vereint, von
denen sich zwei auf Bauten am Kastell del Buon Consiglio beziehen. Da nun der Adlerturm
als Bollwerk der Stadt von jeher zum Besitze der regierenden Bischöfe gehörte und als
Bestandteil des Schlosses betrachtet wurde, so kann es wohl keinem Zweifel unterliegen,
daß unser Vermerk auf Bauten an dem Turme Bezug hat. Ja ich möchte sogar noch
weiter gehen und die Vermutung zu äußern wagen, daß wir hier das Datum der Erbauung
des Turmes selbst vor uns haben. Der auch für damalige Verhältnisse zu geringfügige
Betrag von XIX S findet seine Erklärung darin, daß es sich hier ja anscheinend nur um
einen Teilbetrag für einzelne Arbeiten an dem Baue handelt. Dag-egen gewinnt diese
Hypothese an Wahrscheinlichkeit, wenn wir in Betracht ziehen, daß das alte Kastell unter
Bischof Egno in den Jahren 1254—1255 durch Sodeger de Tito, Podestä von Trient, erbaut
wurde4) und daß sich durch diesen Neubau das Bedürfnis nach neuen Fortifikationen und
stärkerer Befestigung des nahe gelegenen Stadttores ergab.

Die erste urkundliche Nachricht über den Adlerturm ist aus dem Jahre 1407. Damals
war Georg L aus dem Hause Liechtenstein Bischof von Trient. Er und seine Günstlinge

') Literatur: Alois Wözt.: Das Kastell del Buon Con-
siglio zu Trient. Mitt. Z. K., N. F., Bd. XXIII, 1897.
Übersetzung der Arbeit ins Italienische von Postinger:
II castello del Buon Consiglio in Trento. Rovereto 1898.

II Castello del Buon Consiglio. Annuario della Societh
degli Alpinisti Tridentini. Rovereto 1879/80.

A. Aunoni: II Castello del Buon Consiglio in Trento.
Arte ital. decor. e industr. XV. 1906.

2) M. Mayr-Adlwang: Regesten zur tirolischen
Kunstgeschichte von der ältesten Zeit bis zum Jahre 1364.
Zeitschrift des Ferdinandeums 1898, S. 131.

3) Georg Braun und Franz Hohenberg: Descriptio
urbium praecipuarum totius mundi. Köln 1581.

4) Privilegium vom 21. Juni 1255. Wözt: Das Kastell
del Buon Consiglio. Mitt. Z. K., N. F., Band XXIII, 1897.
 
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