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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

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Tietze, Hans: Zwei Zeichnungen Fischer von Erlachs für die Salzburger Kollegienkirche
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https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0133
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Zwei Zeichnungen Fischer von Erlachs für die Salzburger

Kollegienkirche

Von Hans Tietze

„Kunstgeschichtlich betrachtet, bildet sie das interessanteste Kunstwerk in Salzburg,"
sagt Alois Riegl in seiner geistvollen Skizze „Salzburgs Stellung in der Kunstgeschichte"1)
von der Kollegienkirche und wenn er bei dieser Charakterisierung auch zunächst jenen
eigentümlichen Ausgleich nordischen und italienischen Kunstwollens im Auge hatte, der ihm
als die Grundnote der Salzburger Kunst erschien, so dürfen wir doch der Kirche auch
innerhalb des künstlichen Schaffens ihres Erbauers eine Sonderstellung einräumen. Denn
wie sie die reinste Blüte der spezifisch salzburgischen Kunstentwicklung darstellt, so bildet
sie gleichzeitig den Schlüssel zu Fischers Schöpfungen für Erzbischof Johann Ernst und
das Bindeglied zwischen den Salzburger Frühwerken und den reifen Meisterarbeiten in Wien.
Die Baugeschichte der Kirche, die Ilg auf Grund der archivalischen Forschungen Pirck-
mayers dargestellt hat2), soll hier nicht wiederholt werden; einige wesentliche Ergänzungen
wird der demnächst erscheinende IX. Band der Osterreichischen Kunsttopographie ent-
halten. Hier sollen nur zwei zu dieser Kirche gehörige Zeichnungen besprochen werden,
die ein besonderes kunsthistorisches Interesse verdienen.

Fischer hat in der Stadt Salzburg vier Kirchen gebaut: die Dreifaltigkeits- und die
Kollegienkirche (ab 1694), die Johannesspitals- und die Ursulinerinnenkirche (ab 1699). Die
paarweise enge Zusammengehörigkeit dieser Kirchen ist in höherem Grade erkannt worden
als die Einheitlichkeit der ganzen Gruppe; der Einfachheit der beiden späteren Kirchen
gegenüber erschien der Reichtum der beiden älteren Fassaden doch mehr abweichend als
übereinstimmend.

Fischer hat seine selbständige Bautätigkeit in Salzburg mit der Dreifaltigkeitskirche
begonnen (vgl. Kunsttopographie IX 160, Taf. XXX, Fig. 190—192), einem Zentralbau, dessen
überwiegend italienischer Charakter etwa aus einer Vergleichung mit Zugallis Kajetanerkirche
leicht ersichtlich wird; der vornehme Bau, der einen Zug akademischer Wurzellosigkeit
verrät, bildet die Vorstufe zur Kollegienkirche (Fig. 59), deren Fassade die charakteristischen
neuen Züge — das reiche Giebelmotiv und die Gleichwertigkeit der Türme mit der Kuppel —
dem Einflüsse der Domfassade zu verdanken scheint (vgl. Kunsttopographie IX, Taf. III
und Fig. 8). Deutlicher als am ausgeführten Bau, an dem die konvex gebogene Mittelfront
und die originellen Turmabschlüsse die ganze Aufmerksamkeit auf sich lenken, wird dieser

■) S.-A. aus Mitteilungen d. Ges. für Salzb. Landes- 2) Ii.g, Fischer von Erlach 223; Pirckmayer, No-

kunde XLV, S. 22. tizen zur Bau- und Kunstgesch. Salzburgs, 1903, 31.

Kuust^eschichtlichcs Jahrbuch der k. k. Zentral-Korumission 19H 14
 
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