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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

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Pollak, Oskar: Die Decken des Palazzo Falconieri in Rom und Zeichnungen von Boromini in der Wiener Hofbibliothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0143
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Die Decken des Palazzo Falconieri in Rom und
Zeichnungen von Boromini in der Wiener Hofbibliothek

Von Oskar Pollak

In den Räumen des Piano nobile des Palazzo Falconieri in der via Giulia in Rom, in
die ich im Sommer 1910 Zutritt bekam, befinden sich vier Zimmerdecken, die durch die
Originalität, Eleganz und Eigenart des Entwurfes und der Detailausführung sofort auffallen.

Es handelt sich zunächst um die Decken zweier quadratischer kleiner Räume, deren
Fenster auf einen Hof des Palastes hinausgehen. In das Deckenquadrat ist eine Kreisfläche
derart eingeschrieben, daß die vom Quadrat übrigbleibenden Zwickel horizontal liegen, die
Kreisfläche dagegen als flache Kalotte gewölbt ist. In den rahmenartig eingetieften Zwickeln
sind bei der einen Decke Falken mit ausgespannten Flügeln (das Wappenzeichen der Falconieri)
(Taf. XVIII), bei der andern Rosetten mit drei ausstrahlenden Ornamentzweigen (Taf. XIX)
ausgespart. Die gewölbte Mittelkalotte setzt hinter einem umlaufenden vorspringenden Gesimse
an; die dadurch entstehende einspringende Ecke wird bei der einen Decke verhüllt durch
einen dicken Kranz aus Eichenlaub mit Eicheln (Taf. XVIII), bei der andern durch einen
Wulst, um den Blumen mit einem schmalen geknitterten Seidenbande festgebunden sind
(Taf. XIX). Oberhalb dieses Blattkranzes respektive Wulstes ist um den Fuß der Kalotte eine
Bogenstreifenreihe gelegt, deren einzelne Teile nach jedem zweiten Intervall höher hinauf-
gezogen und abgebunden sind; aus den Bundstellen wachsen bei der einen Decke abwech-
selnd Palmetten, runde Rosetten und heraldische Lilien (letztere sind Wappenzeichen der
Familie Falconieri) (Taf. XVIII), bei der andern abwechselnd Palmetten, Akanthusknospen,
sternförmige Rosetten und Blumenbüschel (Taf. XIX) in den freien Raum hinaus. Die nicht
abgebundenen Treffpunkte der Bogenstreifen sind durch dreifache Akanthusblättchen ver-
deckt, über denen bei Deckel1) kleine Rosetten, bei Decke II Kugelknäufe sitzen. Auch die
Bundstellen der Hauptintervalle sind durch Blättchen verdeckt; nur unter den Palmetten ist
die Bindung freigelegt. Aus den Wappenlilien (Decke I) und den Akanthusknospen (Decke II)
sprießen zarte Blumen empor.

Der Grund beider Decken ist weiß, die Ornamente, Streifen, Kränze usw. sind grünlich-
gold. Das Material ist Stuck.

Die Komposition der beiden anderen in Frage stehenden Zimmerdecken III und IV ist
nicht so einfach wie die der beiden vorigen. Diese Zimmer sind längsrechteckig, die Wände

') Der Kürze halber soll forthin die Decke auf Taf. XVIII und Fig. 67 „Decke III" und die auf Taf. XXI „Decke IV"
„Decke I", die auf Taf. XIX „Decke II", die auf Taf. XX genannt werden.
 
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