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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

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Kurth, Betty: Ein Freskenzyklus im Adlerturm zu Trient
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https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0031
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Betty Kurth Ein Freskenzyklus im Adlerturm zu Trient

konturiert. Auch scheint ein Teil des Freskos an der rechten Seite, ebenso wie das an der
Südwand einst vorhandene Märzbild, dem Neubau der Stiege zum Opfer gefallen zu sein.

Aprilis. Sol in Tawro (statt Tauro) (Taf. IV i). Breite 1-99 m. Bodenkult. Hinter einem
parallel zum Bildrahmen sich erstreckenden aus Weiden geflochtenen Zaun zwei Bauern
mit einem Pflug, der von zwei Ochsen und einem Pferd gezogen wird. Die Gewänder der
Landleute sind hier wie auf allen folgenden Darstellungen in blassen Farben, zumeist weiß
oder grau gehalten. Hinter dieser Szene ein Gehölz. Darin ein von einem Hund verfolgter
Hase. Rechts zwei Frauen, die, ihr Kleid schürzend, einen steilen Weg herabsteigen. Die
Voranschreitende trägt ein hellgrün schimmerndes Gewand mit rotem Unterkleid, an Hals,
Gürtel und Ärmeln Goldaufputz, einen Kranz in dem offenen über den Rücken herabflutenden
blonden Haar. Die zweite ein gelbgrünes Gewand mit rosigen Schatten, blaues Unterkleid
und blauen Kopfputz. Links im nächsten Plan zwei Frauen in einem Garten. Die linke in
Dunkelrot trägt einen Blütenzweig in der Hand, die rechte in chamoisfarbenem Gewand
scheint Blumen zu pflücken. Dahinter zwei Landleute mit einem ochsenbespannten Acker-
gerät einen steilen Weg herabfahrend und ein wandernder Pilger mit Tasche und Stab.
Rechts davon ein umzäunter Acker. Ein Bauer zu Pferde mit einer Egge und ein Sämann.
Im obersten Plan steile violett gemalte Felsen. Ein grünes Gehölz. Ein Bär. Eine Lichtung
mit abgehauenen Baumstämmen. Ein kleines Dorf mit einer Kapelle und einem Ziehbrunnen.
Mitten drin ein schlafender Hofhund.

Bei diesem Fresko ist es durch die nahe heranführende Stiege ermöglicht, die rohen
Übermalungen ziemlieh genau festzustellen. So sind die am linken Bildrande knapp unter
dem Dörfchen einen Hohlweg einschließenden braunen Felsen spätere Zutat. Es geht dies
schon, abgesehen von der breiten Art, in der diese Felsen gemalt sind und die einer späteren
Zeit entspricht, vor allem aus dem Umstände mit ziemlicher Sicherheit hervor, daß das stroh-
gedeckte Dach einer Hütte oberhalb der Felsen zum Vorschein kommt, deren Mauern, die
allem Anscheine nach ebenso detailliert und fein ausgeführt waren, wie die der anderen
Häuschen, unter der dünnen Übermalung durchschimmern. Ahnliches ist an dem einen Baum
des tiefer unten befindlichen Gartens wahrzunehmen. Ebenso ist der steile, herabführende
Weg mit breiten violetten Strichen übermalt. Auch auf dem untersten Bildplan bei den
pflügenden Bauern zeigt der Acker starke gelbe, lichtgrüne und dunkelviolette Ubermalungen,
unter denen deutlich die früher vorhandenen Gräser, Blumen und Baumstämme sichtbar sind.

Maius. Sol in Gemini (statt Geminis) (Taf. IV 2 und V). Breite 2-07 m. Im Vorder-
grund sieben höfisch gekleidete und mit Blumen bekränzte Paare auf blumiger Wiese
zwischen Rosenhecken. Zu äußerst links ein Mann in lang herabwallendem, purpurrotem,
blaugefüttertem Mantel mit blauer Kopfbedeckung. Er legt seiner Dame die Hand auf
den Arm, während diese wieder ihrerseits ein anderes Mädchen an den Schultern festhält.
Beide scheinen weiß gekleidet. Leider ist hier das Fresko durch einen breiten Sprung in
der Mauer sehr zerstört, so daß sich diese Szene nicht ganz erklären läßt. Jedenfalls
scheint hier noch eine vielleicht kniende Gestalt zu ergänzen. Etwas weiter zurück ein
Paar, das sich umarmt. Der Jüngling in grünem brokatartig gemustertem Gewand, die Dame
in Dunkelrot. Zuvorderst im Grase ein Jüngling in rotviolettem Zackengewand zu Füßen
seiner Dame, die im Begriffe ist, ihn mit einem Blütenkranz zu kränzen. Von ihrem einst-
mals blauen Brokatgewand sind nur mehr Spuren vorhanden. Dahinter ein stehendes Paar.
Der Jüngling in dunkelbraunem, lichtgemustertem Gewand, legt beteuernd die Hand auf die
Brust, während die Dame in korallenfarbenem Kleid ein Hündchen auf dem Arme hält.
 
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