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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

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Kurth, Betty: Ein Freskenzyklus im Adlerturm zu Trient
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https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0115
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Betty Kurth Ein Freskenzyklus im Adlerturm zu Trient

zeichnen, erzielt werden konnte. Die Blattformen und die Bodenvegetation sind mit aller Detail-
treue naturalistisch zu differenzieren versucht. Auch die Vögel, die das Blattwerk beleben, die
Hunde auf der Jagddarstellung, die einzelnen Fische im Fischteich sind in ihrer Eigenart der
lebenden Natur abgelauscht. All das berechtigt uns aber nicht, das Werk ins XV. Jh. zu setzen.
In Frankreich hat sich eben, wie in der Plastik, auch in der Malerei die Entwick-
lung zum Naturalismus früher vollzogen als im übrigen Europa. Naturalistische

Fig. 46 Wien, Kunsthistorisches Hofmuseum. Tacuinum sanitatis

Pflanzen und Bäume finden wir in Miniaturen und Kräuterbüchern während des ganzen XIV. Jhs.
Und realistisch gezeichnete Tiere, insbesondere Vögel, beleben die Randleisten französischer
Handschriften in derselben Zeit. Zu vergessen sind hier nicht die leider nur zum geringsten
Teil erhaltenen Tapisserien und Bildteppiche, denen ja die Fresken von Avignon in ihrer stark
dekorativen Flächenwirkung unmittelbar nahe stehen. Von ganz ähnlichen naturalistischen
Pfianzendarstellungen erfüllt müssen wir uns die zahlreichen sogenannten „Verdures" denken,
die in den Inventaren der Tapetenkammern französischer Fürsten aufgezählt erscheinen.
 
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