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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

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Kurth, Betty: Ein Freskenzyklus im Adlerturm zu Trient
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https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0118
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Betty Kurth Ein Freskenzyklus im Adlerturm zu Trient 91

Ein Beginnen, das durch die Schwerzugänglichkeit des nur zum geringsten Teil publizierten
Vergleichsmaterials auf große Hindernisse stößt.

Die allgemeine Ähnlichkeit der besprochenen Werke in der künstlerischen Auffassung
und Formenbehandlung mit der französischen Kunst, die schon Manteuffel241) hervorgehoben
hat, sind unmittelbar klar. Neben dem neuen naturalistischen Sehen und dem Überwiegen
des Genrehaften und Profanen in den Darstellungen sind es vor allem rein stilistische Eigen-
tümlichkeiten, die übereinstimmen. Das Auflösen der steifen, schweren Gewandmassen in leichte
lebhaft bewegte, und geschwungene Faltenpartien, das Umrollen der Stoffränder, das Fort-

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Fig. 49 Paris.^Bibliotheque de l'Arsenal. Terenz

setzen der Faltenbewegung über die Körperkontur hinaus, die zarte und weiche Modellierung,
die ovale Kopfform, die stärkere Individualisierung und Porträthaftigkeit der Typen, die
gotische Ausschwingung der ganzen Gestalt usw. Alle diese Eigentümlichkeiten, die wir
um die Wende des XIV. und XV. Jhs. in Oberitalien auftauchen sehen und die uns in den
Monatsbildern in Trient schon ganz ausgebildet entgegentreten, sind typische Merkmale der
gotischen Malerei, die sich in Frankreich in engem Kontakt mit der neuen Skulptur ent-
wickelt hatte.

Durch den Wechselverkehr französischer und italienischer Künstler, der uns mehrfach
überliefert ist, durch den Export französischer Kunstwerke, wie Tapisserien und Gold-

2") Manteuffel: op. cit.

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