Oskar Poi.i.ak Die Decken des Palazzo Falconieri in Rom usw.
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Fig. 69 S. Carlo alle quattro fontane in Rom. Detail der Kuppel und eines Pendentifs vom Orgelchor
Diese vier Decken sind, soviel mir bekannt ist, noch niemals in der Literatur genannt
worden. Außer einem Portal in farbigem Marmor, das sich im selben Appartement befindet2),
sind sie das einzige, was sich von der alten Innenausstattung des Palastes bis auf unsere
Tage erhalten hat. Alles andere ist neueren und neuesten Datums. Da der Palazzo Fal-
conieri seit jeher als Werk des Francesco Boromini gilt — eine Zuschreibung, die, wie
sich im Verlaufe dieser Arbeit zeigen wird, über jeden Zweifel erhaben ist —, so liegt der
Gedanke nahe, in den vier Decken, falls sie aus der Erbauungszeit des Palastes stammen,
ebenfalls Werke des Boromini zu erblicken. Im folgenden soll versucht werden zu zeigen,
daß sich diese Zuschreibung durch den Vergleich mit gesicherten Werken des Meisters
stilistisch fest begründen läßt.
Betrachten wir zunächst wieder die Decken I und II: die Komposition, der eingelegte
Blattkranz und die in den freien Raum ausstrahlenden Palmetten und Rosetten bringen
sofort eines der frühesten und eigenartigsten Werke des Künstlers in Erinnerung: das
Kirchlein S. Carlo alle quattro fontane, dessen Kuppel eine ganz ähnliche Komposition
zeigt, nur ins Ovale gezogen und ins Plastische umgesetzt (Fig. 68 u. 69). Der Blattkranz
(Lorbeer) ist hier in den Fries des unter der Kuppel umlaufenden Kranzgesimses eingelegt,
die plastisch gebildeten Ausstrahlungen über dem analog gestalteten Bogenstreifen sind aus
einfacheren dreiteiligen Blättern über den Haupt- respektive aus Palmetten über den Neben-
intervallen gebildet (Fig. 69). Die Ubereinstimmung zwischen Decke I und der Wölbung
2) Das Portal, das zweifellos von Boromini entworfen wurde, konnte leider der Licht- und Raumverhältnisse wegen
nicht photographiert werden.
Kunst^escbichtliches Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission 19H 15
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Fig. 69 S. Carlo alle quattro fontane in Rom. Detail der Kuppel und eines Pendentifs vom Orgelchor
Diese vier Decken sind, soviel mir bekannt ist, noch niemals in der Literatur genannt
worden. Außer einem Portal in farbigem Marmor, das sich im selben Appartement befindet2),
sind sie das einzige, was sich von der alten Innenausstattung des Palastes bis auf unsere
Tage erhalten hat. Alles andere ist neueren und neuesten Datums. Da der Palazzo Fal-
conieri seit jeher als Werk des Francesco Boromini gilt — eine Zuschreibung, die, wie
sich im Verlaufe dieser Arbeit zeigen wird, über jeden Zweifel erhaben ist —, so liegt der
Gedanke nahe, in den vier Decken, falls sie aus der Erbauungszeit des Palastes stammen,
ebenfalls Werke des Boromini zu erblicken. Im folgenden soll versucht werden zu zeigen,
daß sich diese Zuschreibung durch den Vergleich mit gesicherten Werken des Meisters
stilistisch fest begründen läßt.
Betrachten wir zunächst wieder die Decken I und II: die Komposition, der eingelegte
Blattkranz und die in den freien Raum ausstrahlenden Palmetten und Rosetten bringen
sofort eines der frühesten und eigenartigsten Werke des Künstlers in Erinnerung: das
Kirchlein S. Carlo alle quattro fontane, dessen Kuppel eine ganz ähnliche Komposition
zeigt, nur ins Ovale gezogen und ins Plastische umgesetzt (Fig. 68 u. 69). Der Blattkranz
(Lorbeer) ist hier in den Fries des unter der Kuppel umlaufenden Kranzgesimses eingelegt,
die plastisch gebildeten Ausstrahlungen über dem analog gestalteten Bogenstreifen sind aus
einfacheren dreiteiligen Blättern über den Haupt- respektive aus Palmetten über den Neben-
intervallen gebildet (Fig. 69). Die Ubereinstimmung zwischen Decke I und der Wölbung
2) Das Portal, das zweifellos von Boromini entworfen wurde, konnte leider der Licht- und Raumverhältnisse wegen
nicht photographiert werden.
Kunst^escbichtliches Jahrbuch der k. k. Zentral-Kommission 19H 15