Oskar Poi.i.ak Die Decken des Palazzo Falconieri in Rom usw.
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Fig. 84 Rom, Collegio di Propaganda fide. Zimmerdecke im ersten Stock
Jahrhundertmitte im Innern wie im Außenbau, in Hof wie Fassade eine gleichmäßige abge-
wogene Harmonie geherrscht hatte, wenn bei einfachen Bauten beide einfach, bei prunk-
vollen Bauten beide gleichmäßig geschmückt erscheinen —■ man denke an Raffaels Palazzo
Aquila und an dessen Abkömmling, den Palazzo Spada! — so wird das nun anders. An
Stelle ungezwungener Anmut und Grazie tritt die Grandezza, die Großartigkeit, das Bewußt-
sein feierlicher Würde. Das Leben in Rom war ernst geworden, es war eine Zeit des
Kampfes, und da fand man es nicht für angebracht, nach außen hin festliche Freude zur
Schau zu tragen. Es war die Zeit, da man die schwarze spanische Tracht anlegte, die
Zeit, da die komplizierte Etikette sich ausbildete. Das alles brachte es mit sich, daß man
die Außenwelt kühl und vornehm von sich abzuwehren suchte, gleichsam eine Mauer er-
richtete zwischen sich und dem „vulgus profanum". Man zog sich in sich selbst zurück
und behielt seinen ganzen Reichtum für sich und seine Nächsten. Diese neue Art, das
Leben anzusehen, spricht sich naturgemäß im Gehäuse, mit dem man sich umgab, im
Palaste, vielleicht schärfer aus als anderswo. Die Fassaden werden immer strenger, kälter,
abweisender, schließlich sogar nüchtern; aber im Hofe und in den Gemächern empfängt den
Eintretenden die ganze Pracht, der ganze Reichtum, dessen man fähig war.
Vorboten dieser Auffassung, dieser heftigen Scheidung von Straßen- und Hof- respek-
tive Gartenseite eines Hauses zeigen sich schon ziemlich früh. Schon der Palazzo Massimi
alle colonne und der Palazzo Farnese lassen Ahnliches ahnen. Bezeichnend für die Gesinnung
der späteren Zeit ist es, daß Vignola und Giacomo della Porta an der Gartenseite des
Palazzo Farnese die große heitere Loggia durchbrachen, um den Kontrast von Straßen- und
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Fig. 84 Rom, Collegio di Propaganda fide. Zimmerdecke im ersten Stock
Jahrhundertmitte im Innern wie im Außenbau, in Hof wie Fassade eine gleichmäßige abge-
wogene Harmonie geherrscht hatte, wenn bei einfachen Bauten beide einfach, bei prunk-
vollen Bauten beide gleichmäßig geschmückt erscheinen —■ man denke an Raffaels Palazzo
Aquila und an dessen Abkömmling, den Palazzo Spada! — so wird das nun anders. An
Stelle ungezwungener Anmut und Grazie tritt die Grandezza, die Großartigkeit, das Bewußt-
sein feierlicher Würde. Das Leben in Rom war ernst geworden, es war eine Zeit des
Kampfes, und da fand man es nicht für angebracht, nach außen hin festliche Freude zur
Schau zu tragen. Es war die Zeit, da man die schwarze spanische Tracht anlegte, die
Zeit, da die komplizierte Etikette sich ausbildete. Das alles brachte es mit sich, daß man
die Außenwelt kühl und vornehm von sich abzuwehren suchte, gleichsam eine Mauer er-
richtete zwischen sich und dem „vulgus profanum". Man zog sich in sich selbst zurück
und behielt seinen ganzen Reichtum für sich und seine Nächsten. Diese neue Art, das
Leben anzusehen, spricht sich naturgemäß im Gehäuse, mit dem man sich umgab, im
Palaste, vielleicht schärfer aus als anderswo. Die Fassaden werden immer strenger, kälter,
abweisender, schließlich sogar nüchtern; aber im Hofe und in den Gemächern empfängt den
Eintretenden die ganze Pracht, der ganze Reichtum, dessen man fähig war.
Vorboten dieser Auffassung, dieser heftigen Scheidung von Straßen- und Hof- respek-
tive Gartenseite eines Hauses zeigen sich schon ziemlich früh. Schon der Palazzo Massimi
alle colonne und der Palazzo Farnese lassen Ahnliches ahnen. Bezeichnend für die Gesinnung
der späteren Zeit ist es, daß Vignola und Giacomo della Porta an der Gartenseite des
Palazzo Farnese die große heitere Loggia durchbrachen, um den Kontrast von Straßen- und