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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Editor]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

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Pollak, Oskar: Die Decken des Palazzo Falconieri in Rom und Zeichnungen von Boromini in der Wiener Hofbibliothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0175
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Oskar Pot.t.ak Die Decken des Palazzo Falconieri in Rom usw. 135

F'g- 93 S. Carlo alle (juattro fontane. Neue Sakristei (ehemals Refektorium). Detail der Decke

mit einer ähnlichen Reihe von Rosetten und Wappenlilien (Wappenzeichen Papst Inno-
zenz' X.) verziert (Fig. 96). Mit S. Ivo befinden wir uns in den Jahren 1642 —1650 (das
Innere wurde erst nach 1655 in Angriff genommen).

Uber die Vorliebe Borominis, in Friese Blattgewinde einzulegen, haben wir schon früher
gesprochen. Bei der Hoffassade des Palazzo Falconieri sind die Verdachungen der Haupt-
stockfenster mit solchen Gebilden geschmückt (Fig. 95).

Interessant ist die von den Kapitalen herabhängende Blattzier (Fig. 89). Das die Schnecken
der ionischen Kapitale verbindende Gehänge ist keine neue Form; neu dagegen sind die
seitlich herabhängenden Blattzapfen, die fast an Dekorationsmotive aus der Zeit Louis XVI.
erinnern. Und wiederum ist es ein bereits herangezogenes ganz frühes Werk des Künstlers,
an dem ähnliche Bildungen zu beobachten sind: die Hauptstockfenster der Gartenfassade
des Palazzo Barberini (Fig. 91). Dort hängen ganz ähnliche Blattzapfen, ebenfalls am oberen
Ende in Metallhülsen gefaßt und gleichsam an einem Nagel befestigt, in die Rahmenohren
hinein. Die genau gleiche Form dieser Blattzapfen treffen wir aber am Kuppelturm von
S. Ivo (Fig. 96), wo sie die konkaven Seiten der flammenden Kandelaber über dem Haupt-
gesimse der Laterne schmücken. Endlich hat auch das schmale feine Blattkränzchen zwischen
den Kapitälen der Hoffassade des Palastes (Fig. 89), das einst, wie eine Zeichnung der
Uffizien (Cart. 197, Nr. 3539) zeigt, noch im XVIII. Jh. den schachbrettartig gemusterten
Rahmen, ein Wappenemblem der Falconieri (vgl. Taf. XXI) umschloß, sein Analogon in
 
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