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Meine Untersuchungen über ländliche Kult-
bauten aus früher christlicher Zeit in der Polesana
hatte ich mit der Bloßlegung der Kirchenruine in
dem Komplexe antiker Landbauten von Samagher
(S. Hermagoras) begonnen3). Ein durch den Anbau
seitlicher Apsiden merkwürdig gestalteter Grundriß
einer frühen Kirche zu S.Hermagoras, Architekturreste
und eine mit Reliefs gezierte Lipsanothek aus Elfen-
bein (V. Jh.) aus dem Loculus der Hauptapsis bil-
deten das wertvolle Fundergebnis. Gleichzeitig ließ
die Societa Istriana di archeologia e storia patria
in S. Michele di Bagnole eine auf spätantike Anfänge
4
namigen Hügel. Schließlich gelang es mir noch
kürzlich zu erkennen, daß in dem sogenannten
Sacellum der antiken Strandvilla von Barbariga7)
eine beachtenswerte Kultanlage sich birgt, die, als
private Kapelle in einem Räume des Peristyls im
III. oder IV. Jh. eingebaut, nach den sie umgebenden
christlichen Grabanlagen noch im Mittelalter kirch-
lichen Zwecken diente (Fig. 2).
Eine ähnliche Beziehung zwischen einer antiken
Villa und frühchristlichen Kultanlagen wird in dem
1869 aufgedeckten und von P. Kandt.er notierten
Ruinenfelde S. Pietro in Sorna südlich Parenzo be-
Anton GNfRS Frühe christliche Kultanlagen im südlichen Istrien
Fig. 3 S. Pelegrino: Blick in die Kirche
zurückgehende dreischiffige Kirche mit drei runden
Apsiden, Narthex und reichem Einbau bloßlegen4).
Dr. A. Puschi legte zur selben Zeit in Nesactiurn
die städtische Doppelbasilika aus der Zeit des V. und
VI. Jhs. bloß, deren Publikation eben vorbereitet wird.
Die Arbeiten auf der Insel Brioni erschlossen in der
letzten Zeit auch zwei wertvolle Baudenkmale früher
christlicher Kunst: Die der oströmischen Nieder-
lassung von Val Madonna zugehörige Marienbasilika5)
und ein kleines Kirchlein zu S. Pietro0) am gleich-
3) A. Gnirs, la basilica ed il reliquiario d'avorio di
Samagher. Atti e memorie della societa istriana, vol. XXIV
i ff. Jahrbuch der Z. K. IV, 1906, 233 ff.
*) D. RlSMONDO, la primitiva chiesa di S. Michele
di Bagnole. Atti e memorie, vol. XXIV 352 ff.
5) Jahrbuch für Altertumskunde V 75 f.: Baudenk-
male aus der Zeit der oströmischen Herrschaft auf Brioni.
°) Die Kirche ist auf der Katastralmappe aus den
Vierzigerjahren des XIX. Jhs. noch notiert.
obachtet. Die dreischiffige Kirche zu S. Pietro in
Sorna auf der südlichen Halbinsel des Porto di
Molin del Rio entwickelt sich samt ihrem in gleicher
Achse vorgelegten Atrium und oktogonalen Bapti-
sterium innerhalb der Mauern eines römischen Luxus-
baues des offenen Küstengebietes8).
An diese Reihe früher christlicher Bauten
schließe ich hier in eingehender Mitteilung die
jüngsten Forschungsergebnisse an, die an der Hand
7) H. Schwalb: Römische Villa in Barbariga bei
Pola. Schriften der Balkan-Kommission, antiquar. Abt. II 28.
Nachzutragen wäre hier, daß die Apsidenwand einen
späteren Einbau darstellt, der ohne Einbindung an die
verputzte Fläche der Längsmauern anstoßt. Die beigefügte
Detailskizze zeigt die richtige Gestaltung der Apsidenwand.
8) In der letzten Arbeit des um die Erforschung Alt-
Istriens hochverdienten Präsidenten der Societä Istriana di
storia patria Andrea Amoroso publiziert. Atti e memorie,
vol. XXIV, 340 fr.: Villa romana in S. Piero in Sorna.
Meine Untersuchungen über ländliche Kult-
bauten aus früher christlicher Zeit in der Polesana
hatte ich mit der Bloßlegung der Kirchenruine in
dem Komplexe antiker Landbauten von Samagher
(S. Hermagoras) begonnen3). Ein durch den Anbau
seitlicher Apsiden merkwürdig gestalteter Grundriß
einer frühen Kirche zu S.Hermagoras, Architekturreste
und eine mit Reliefs gezierte Lipsanothek aus Elfen-
bein (V. Jh.) aus dem Loculus der Hauptapsis bil-
deten das wertvolle Fundergebnis. Gleichzeitig ließ
die Societa Istriana di archeologia e storia patria
in S. Michele di Bagnole eine auf spätantike Anfänge
4
namigen Hügel. Schließlich gelang es mir noch
kürzlich zu erkennen, daß in dem sogenannten
Sacellum der antiken Strandvilla von Barbariga7)
eine beachtenswerte Kultanlage sich birgt, die, als
private Kapelle in einem Räume des Peristyls im
III. oder IV. Jh. eingebaut, nach den sie umgebenden
christlichen Grabanlagen noch im Mittelalter kirch-
lichen Zwecken diente (Fig. 2).
Eine ähnliche Beziehung zwischen einer antiken
Villa und frühchristlichen Kultanlagen wird in dem
1869 aufgedeckten und von P. Kandt.er notierten
Ruinenfelde S. Pietro in Sorna südlich Parenzo be-
Anton GNfRS Frühe christliche Kultanlagen im südlichen Istrien
Fig. 3 S. Pelegrino: Blick in die Kirche
zurückgehende dreischiffige Kirche mit drei runden
Apsiden, Narthex und reichem Einbau bloßlegen4).
Dr. A. Puschi legte zur selben Zeit in Nesactiurn
die städtische Doppelbasilika aus der Zeit des V. und
VI. Jhs. bloß, deren Publikation eben vorbereitet wird.
Die Arbeiten auf der Insel Brioni erschlossen in der
letzten Zeit auch zwei wertvolle Baudenkmale früher
christlicher Kunst: Die der oströmischen Nieder-
lassung von Val Madonna zugehörige Marienbasilika5)
und ein kleines Kirchlein zu S. Pietro0) am gleich-
3) A. Gnirs, la basilica ed il reliquiario d'avorio di
Samagher. Atti e memorie della societa istriana, vol. XXIV
i ff. Jahrbuch der Z. K. IV, 1906, 233 ff.
*) D. RlSMONDO, la primitiva chiesa di S. Michele
di Bagnole. Atti e memorie, vol. XXIV 352 ff.
5) Jahrbuch für Altertumskunde V 75 f.: Baudenk-
male aus der Zeit der oströmischen Herrschaft auf Brioni.
°) Die Kirche ist auf der Katastralmappe aus den
Vierzigerjahren des XIX. Jhs. noch notiert.
obachtet. Die dreischiffige Kirche zu S. Pietro in
Sorna auf der südlichen Halbinsel des Porto di
Molin del Rio entwickelt sich samt ihrem in gleicher
Achse vorgelegten Atrium und oktogonalen Bapti-
sterium innerhalb der Mauern eines römischen Luxus-
baues des offenen Küstengebietes8).
An diese Reihe früher christlicher Bauten
schließe ich hier in eingehender Mitteilung die
jüngsten Forschungsergebnisse an, die an der Hand
7) H. Schwalb: Römische Villa in Barbariga bei
Pola. Schriften der Balkan-Kommission, antiquar. Abt. II 28.
Nachzutragen wäre hier, daß die Apsidenwand einen
späteren Einbau darstellt, der ohne Einbindung an die
verputzte Fläche der Längsmauern anstoßt. Die beigefügte
Detailskizze zeigt die richtige Gestaltung der Apsidenwand.
8) In der letzten Arbeit des um die Erforschung Alt-
Istriens hochverdienten Präsidenten der Societä Istriana di
storia patria Andrea Amoroso publiziert. Atti e memorie,
vol. XXIV, 340 fr.: Villa romana in S. Piero in Sorna.