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Anton Gnirs Frühe christliche Kultanlagen im südlichen Islrien
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Fig. 5 S. Pelegrino: Dekorierte Architravfragmente
von Grabungen in den antiken Ruinenplätzen der
Insel Brioni, der Poleser Fluren S. Pelegrino, Savo-
lago, Val di Sudiga und S. Giovanni (Prato) zur
Feststellung alter christlicher Kultanlagen geführt
haben. Diese Aufdeckungen sind geeignet,
einen Einblick in den intensiven Kultbetrieb ^0
im offenen Lande Istriens zur Zeit des frühen WO
Mittelalters zu vermitteln. Kunsthistorisch sind
sie von Bedeutung, weil sie neue Glieder in ,'
eine Typenreihe für christliche Kultbauformen ™
einstellen, deren Entwicklung in Istrien trotz
eines reichen, im Lande verborgenen und nur
zu einem kleinen Teil gehobenen Materials noch S. Pelegrino. Dieselben wurden im Herbste 1909
nicht genügend erkannt ist. vom Verfasser bis zur völligen Freilegung des er-
haltenen Mauerwerkes ausgegraben und einer Durch-
S. Pelegrino bei Galesano forschung zugänglich gemacht9).
Eine lokale Tradition bezeichnete in Überein- ln dem gewonnenen Plane (Fig. 4) des ge-
stimmung mit Aufzeichnungen im Pfarrarchiv Gale- samten baulichen Bestandes scheidet sich vom spä-
sano einen am Limes, an dem Grenzwege zwischen teren Bauwerke eine einschiffige Kirche mit Apsis
den Ortsgemeinden Galesano und Fasana gelegenen als die ursprüngliche Anlage aus. Ihre Achsenlängen
Schutthügel als die Überreste einer alten Kirche zu betragen 16 91 m und 6-65j;i.
Der Innenraum war in ein Presbyterium B und
| | Raum A der Gläubigen durch den Einbau der Per-
j^j^^^ gola oder Ikonostasis geteilt. Letztere ist durch den
im XVII. Jh. erfolgten Einbau einer Kapelle B in
die damals als Ruine stehende Kirche einschließlich
ihrer Sockel entfernt worden. Nur in dem außer-
halb dieser Kapelle liegenden schmalenRaume
(zwischen B und E) der alten Kirche ist ein
Stylobatrest stehen geblieben. Die am Plane
von ihm aus gezogene strichlierte Linie deutet
die Grenze des Langhauses und die Lage der
alten Ikonostasis an. Von ihr sind im Bau-
schutt noch zahlreich Fragmente gesammelt
worden. Als Freistützen dienten ihr Pfeiler
und Säulen, die einen Architrav trugen. Zwei
Pfeiler standen an der Längsmauer des Schiffes an-
gelehnt, während Säulen nach den Ausnehmungen
für die Schrankenplatten eine den Einbau unter-
brechende Türöffnung flankierten, über die sich der
Architrav als Bogen hinüberspannte. Die 0 09 m
dicken, ungefähr 1 m hohen Kalksteinplatten, die
zwischen den Freistützen der Pergola eingefügt
waren, tragen auf der Vorderseite noch in der Relief-
manier des späten Völkerwanderungstiles in drei-
strähnigen Bändern ornamentale Füllungen, deren
geometrische Elemente von den sonst üblichen Flecht-
werkmotiven abweichen (Fig. 7).
Dafür ist aber für die Dekoration des Fries-
10 0 1 23456789 10 m. bandes im Architrav ein besonders dem späteren
limülill l I I ! 1 I I I —I---1 Völkerwanderun<;stile sehr ireläufitres Ornament, das
pil'i'l I I I I I I I I I 1 _
Fig. 4 S. Pelegrino: Plan der Kirche n) Jahrbuch für Altertumskunde II, 1908 122.
Anton Gnirs Frühe christliche Kultanlagen im südlichen Islrien
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Fig. 5 S. Pelegrino: Dekorierte Architravfragmente
von Grabungen in den antiken Ruinenplätzen der
Insel Brioni, der Poleser Fluren S. Pelegrino, Savo-
lago, Val di Sudiga und S. Giovanni (Prato) zur
Feststellung alter christlicher Kultanlagen geführt
haben. Diese Aufdeckungen sind geeignet,
einen Einblick in den intensiven Kultbetrieb ^0
im offenen Lande Istriens zur Zeit des frühen WO
Mittelalters zu vermitteln. Kunsthistorisch sind
sie von Bedeutung, weil sie neue Glieder in ,'
eine Typenreihe für christliche Kultbauformen ™
einstellen, deren Entwicklung in Istrien trotz
eines reichen, im Lande verborgenen und nur
zu einem kleinen Teil gehobenen Materials noch S. Pelegrino. Dieselben wurden im Herbste 1909
nicht genügend erkannt ist. vom Verfasser bis zur völligen Freilegung des er-
haltenen Mauerwerkes ausgegraben und einer Durch-
S. Pelegrino bei Galesano forschung zugänglich gemacht9).
Eine lokale Tradition bezeichnete in Überein- ln dem gewonnenen Plane (Fig. 4) des ge-
stimmung mit Aufzeichnungen im Pfarrarchiv Gale- samten baulichen Bestandes scheidet sich vom spä-
sano einen am Limes, an dem Grenzwege zwischen teren Bauwerke eine einschiffige Kirche mit Apsis
den Ortsgemeinden Galesano und Fasana gelegenen als die ursprüngliche Anlage aus. Ihre Achsenlängen
Schutthügel als die Überreste einer alten Kirche zu betragen 16 91 m und 6-65j;i.
Der Innenraum war in ein Presbyterium B und
| | Raum A der Gläubigen durch den Einbau der Per-
j^j^^^ gola oder Ikonostasis geteilt. Letztere ist durch den
im XVII. Jh. erfolgten Einbau einer Kapelle B in
die damals als Ruine stehende Kirche einschließlich
ihrer Sockel entfernt worden. Nur in dem außer-
halb dieser Kapelle liegenden schmalenRaume
(zwischen B und E) der alten Kirche ist ein
Stylobatrest stehen geblieben. Die am Plane
von ihm aus gezogene strichlierte Linie deutet
die Grenze des Langhauses und die Lage der
alten Ikonostasis an. Von ihr sind im Bau-
schutt noch zahlreich Fragmente gesammelt
worden. Als Freistützen dienten ihr Pfeiler
und Säulen, die einen Architrav trugen. Zwei
Pfeiler standen an der Längsmauer des Schiffes an-
gelehnt, während Säulen nach den Ausnehmungen
für die Schrankenplatten eine den Einbau unter-
brechende Türöffnung flankierten, über die sich der
Architrav als Bogen hinüberspannte. Die 0 09 m
dicken, ungefähr 1 m hohen Kalksteinplatten, die
zwischen den Freistützen der Pergola eingefügt
waren, tragen auf der Vorderseite noch in der Relief-
manier des späten Völkerwanderungstiles in drei-
strähnigen Bändern ornamentale Füllungen, deren
geometrische Elemente von den sonst üblichen Flecht-
werkmotiven abweichen (Fig. 7).
Dafür ist aber für die Dekoration des Fries-
10 0 1 23456789 10 m. bandes im Architrav ein besonders dem späteren
limülill l I I ! 1 I I I —I---1 Völkerwanderun<;stile sehr ireläufitres Ornament, das
pil'i'l I I I I I I I I I 1 _
Fig. 4 S. Pelegrino: Plan der Kirche n) Jahrbuch für Altertumskunde II, 1908 122.