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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Editor]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

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Gnirs, Anton: Frühe christliche Kultanlagen im südlichen Istrien
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https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0190
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Anton Gnirs Frühe christliche Kultanlagen im südlichen Istricn

12

Nach einer Tastgrabimg, die bereits das hohe
Alter der entdeckten Kirchenanlage erkennen ließ,
wurde im Frühjahre 1910 die völlige Bloßlegung der
Baureste durchgeführt.

Der Grundriß der Kirche (Fig. 9), deren Patron
unbekannt ist, zeigt einen einschiffigen Raum der
Gläubigen, der ein Oblong von 6-5 m X 12 m Achsen-
längen deckt. Durch das Haupttor in der Kirchen-
front und durch eine wie in S. Pelegrino in die
rechtsseitige Fassade verlegte Seitentür ist er von
außen zugänglich. Als Fußbodenbelag sind Kalk-
steinplatten verwendet.

Ein geräumiger Altarraum A und B, der mit
6-5 m größter Tiefe auf die Fläche des Langhauses
übergreift, schließt rückwärts mit einer größeren
Hauptapsis und zwei kleinen Nebenapsiden ab. Ihre
Fläche A ist gegenüber dem ursprünglichen Altar-
platz B, in dem die Mensa aufgestellt zu denken
ist, durch eine Steinschwelle um 0-3 m erhöht. Bei
A wurden in der Hauptapsis die Reste eines aus
Bruchsteinen aufgemauerten Blockaltars gefunden,
der sich nach dem in der vorderen Vertikalwand
eingebauten Behälter des Reliquiars als Herstellung
aus dem späteren Mittelalter verrät. Sonst beschränkt
sich der Fundbestand aus der Einrichtung des Altar-
raumes nur auf zahlreiche Teile von Architektur-
gliedern, die mit dem in situ liegenden Stylobat den
Fig- 13 Val di Sudiga: Plan der Kirchenruine Einbau einer Pergola zwischen den beiden Haupt-

räumen B und C sicher erkennen lassen. Sie besteht

Die Kirche in Savolago (Casai, Padernum)

Kandi.ers antike Topographie Istriens nimmt in
einer Lokalität, die auf halbem Wege zwischen Gale-
sano und der vorrömischen Kastellierstation Buon
Castello liegt, eine antik-römische Ortschaft Pader-
num an. Eine von mir versuchte genaue Fixierung
dieser altertümlichen Siedelungsstätte identifizierte
Padernum mit einem Trümmerfelde antiker Herkunft
in der Flur Savolagos nächst dem Gehöfte Rüdes,
in dem zweifellos die Reste römischer Villae rusticae
begraben liegen. Ihr Platz wird von den Bauern der
Umgebung Casai (casalia) genannt. Dort wurde auf
einem niedrigen Hügel im Herbste 1909 der Rest
eines antik-römischen Grabdenkmales ausgegraben n).
Der Fund gab mir Veranlassung zu weiteren
Nachforschungen und Grabungen an der
gleichen Stelle, wo, von einem Schutthügel
überdeckt, die Ruine eines christlichen Kult-
baues festgestellt wurde, für dessen Existenz

jede lokale Tradition verschwunden war12). Fig ,4 Vul di Sudiga. Die Altarmensa (Längsschnitt)

i ?. 3 4 5 10 METER

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u) Jahreshefte des k. k. österr.-arch. Inst. XIV dieser Gegend zur Zeit des XIV. Jhs. bei B. Schiavuzzi,
Beibl. 44, Jahrbuch für Altertumskunde IV Beibl. 13g. Attraverso l'agro colonico di Pola, Alti e memorie

12

) Einige Notizen über die Besitzverhältnisse in vol. XXIV, 114.
 
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