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Anton Gnirs Frühe christliche Kultanlagen im südlichen Istrien
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Fig. 28 Felicitasbasilika: Der Mosaikboden vor dem Altarraume
antiken Tradition angeschlossen und am gleichen
Platze die heilige Felicitas verehrt. Ihre Kirche
wurde anfangs des XIII. Jhs. neuhergestellt und
St. Johannes geweiht. Seit dem XVII. Jh. ist die
Kirche verlassen worden. Nach ihrem Verfall wurde
sie ihrer Säulen und besseren Architekturstücke be-
raubt'7). Schließlich diente sie noch als Steinbruch.
Als im Herbste 1909 die Bloßlegung der ver-
schütteten Kirche in Angriff genommen wurde, fand
sich von ihr ein mit Buschwerk überwachsener
Schutthügel vor, in dem spärlich wenige Mauerteile
beobachtet werden konnten.
Die vom Verfasser über Auftrag der k. k. Zentral-
Kommission durchgeführten Grabungen fanden zu-
'") G. Caprin, L'Istria nobilissima I, 28: Der Prov-
veditore Vincenzo Bragadin berichtet an die Signoria nach
Venedig am 26. April 1638, daß er für den Bau der
Basilika der Madonna della Salute noch 14 Säulen aus
griechischem Marmor zur Verfügung stellen kann, die einer
verlassenen Kirche fuori della citta di Pola angehören.
Nach der Süulcnzahl kann es sich nur um die Poleser
Kirche S. Giovanni del Templo handeln, die damals ihrer
Säulen beraubt wurde.
nächst die dreischiffige Kirche der Tempelherren,
deren Anlage in Wirklichkeit erheblich von dem
durch P. Kandi.er überlieferten Grundriß abweicht
(Fig. 19 und 20). Durch die im weiteren Verlauf der
Arbeiten am gleichen Platze nachgewiesenen Teile
einer älteren christlichen Kultanlage, die sich über
die Apsiden der S. Giovannikirche hinaus fortsetzt
und durch die Feststellung römischer Baureste als
Ergebnis einer vor ihrer Stirnfront durchgeführten
Tastgrabung fanden die von P. Kandi.er angenom-
menen und oben erwähnten Bauperioden dieses
Platzes immerhin ihre Bestätigung.
Die Basilika der S. Felicitas. Von der in
die letzte Zeit des V. oder anfangs des VI. Jhs.
anzusetzenden Basilika wurden die Umfassungs-
mauern bis zu 2 m Höhe erhalten aufgefunden, ferner
standen noch in situ die fast ausschließlich von an-
tiken Bauten hergeholten Basen der Freistützen des
dreischiffigen Langhauses. Vom polychromen musi-
yischeo Schmuck des Bodens hatten sich größere
Partien ebenso im Langhaus B wie in dem außer-
halb der Apsiden der S. Giovannikirche liegenden
ursprünglichen Altarraume A erhalten.
Anton Gnirs Frühe christliche Kultanlagen im südlichen Istrien
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Fig. 28 Felicitasbasilika: Der Mosaikboden vor dem Altarraume
antiken Tradition angeschlossen und am gleichen
Platze die heilige Felicitas verehrt. Ihre Kirche
wurde anfangs des XIII. Jhs. neuhergestellt und
St. Johannes geweiht. Seit dem XVII. Jh. ist die
Kirche verlassen worden. Nach ihrem Verfall wurde
sie ihrer Säulen und besseren Architekturstücke be-
raubt'7). Schließlich diente sie noch als Steinbruch.
Als im Herbste 1909 die Bloßlegung der ver-
schütteten Kirche in Angriff genommen wurde, fand
sich von ihr ein mit Buschwerk überwachsener
Schutthügel vor, in dem spärlich wenige Mauerteile
beobachtet werden konnten.
Die vom Verfasser über Auftrag der k. k. Zentral-
Kommission durchgeführten Grabungen fanden zu-
'") G. Caprin, L'Istria nobilissima I, 28: Der Prov-
veditore Vincenzo Bragadin berichtet an die Signoria nach
Venedig am 26. April 1638, daß er für den Bau der
Basilika der Madonna della Salute noch 14 Säulen aus
griechischem Marmor zur Verfügung stellen kann, die einer
verlassenen Kirche fuori della citta di Pola angehören.
Nach der Süulcnzahl kann es sich nur um die Poleser
Kirche S. Giovanni del Templo handeln, die damals ihrer
Säulen beraubt wurde.
nächst die dreischiffige Kirche der Tempelherren,
deren Anlage in Wirklichkeit erheblich von dem
durch P. Kandi.er überlieferten Grundriß abweicht
(Fig. 19 und 20). Durch die im weiteren Verlauf der
Arbeiten am gleichen Platze nachgewiesenen Teile
einer älteren christlichen Kultanlage, die sich über
die Apsiden der S. Giovannikirche hinaus fortsetzt
und durch die Feststellung römischer Baureste als
Ergebnis einer vor ihrer Stirnfront durchgeführten
Tastgrabung fanden die von P. Kandi.er angenom-
menen und oben erwähnten Bauperioden dieses
Platzes immerhin ihre Bestätigung.
Die Basilika der S. Felicitas. Von der in
die letzte Zeit des V. oder anfangs des VI. Jhs.
anzusetzenden Basilika wurden die Umfassungs-
mauern bis zu 2 m Höhe erhalten aufgefunden, ferner
standen noch in situ die fast ausschließlich von an-
tiken Bauten hergeholten Basen der Freistützen des
dreischiffigen Langhauses. Vom polychromen musi-
yischeo Schmuck des Bodens hatten sich größere
Partien ebenso im Langhaus B wie in dem außer-
halb der Apsiden der S. Giovannikirche liegenden
ursprünglichen Altarraume A erhalten.