Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

DOI Heft:
Beiblatt
DOI Artikel:
Frey, Dagobert: S. Giovanni Battista in Arbe
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0222
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
67

Dagocert Frey S. Giovanni Battista in Arbe

68

Fig- 5/ S. Giovanni Battista, Langhauskapitiil

nach den Völkerwanderungswirren im VII. und
VIII. Jh.

Betrachten wir die Mauertechnik, so fällt
sofort der Unterschied zwischen den Kirchen-
mauern und dem Kampanile auf. Das Kirchen-
mauerwerk ist ein äußerst rohes Quadermauer-
werk von großer Unregelmäßigkeit mit breiten
Mörtelbändern. Der Kampanile dagegen zeigt
eine weit exaktere Arbeit aus kleinen regel-
mäßig behauenen Quadern mit größtenteils
durchgehenden Lagerfugen.

Die Entwicklung der Mauertechnik in Dal-
matien ist klar zu übersehen und bietet bei
einem konservativen Festhalten durch lange
Zeiträume sichere Anhaltspunkte für die Datie-
rung. Vor allem ist die tiefe Kluft in der ge-
samten Kulturentwicklung zu beachten, welche
im VII. und VIII. Jh. durch den Einbruch 'der
Avaren und Kroaten verursacht wird, und welche
die antike und altchristliche Kunsttradition voll-
kommen abbricht. Die Mauertechnik der altchrist-
lichen Periode zeigt den allmählichen Verfall
columnium hinweist. Eine Ähnlichkeit mit der Anlage der vorzüglichen antiken Tradition bei Festhalten am
der Anastasiusbasilika von Manastirine0) (Salona) Quadermauerwerk. Der Verband wird unregelmäßiger,
sowie der Kirche Sv. Marija ot otoka7) ergibt der die Mörtelbänder breiter. Die Kirchen in Salona und
erste Blick. Ob diese auf einem innern Zusammen- das kleine Kirchlein in Bilice bei Sebenico bieten
hang beruht, läßt sich nicht mehr feststellen, da gerade die Beispiele dafür. Diese Mauertechnik geht in der
der westliche Teil von S. Giovanni im XV. Jh. weit- Völkerwanderungszeit vollkommen verloren. Die Bau-
gehende Veränderungen erfahren hat. ten der vorromanischen Periode unter byzantinisch-
Ein anderes verbindendes Moment zwischen Sa- longobardischem Einfluß vom IX. bis Mitte des
lona, Cilli und Arbe bilden die Fußbodenmosaike. XI. Jhs. weisen rohes Bruchsteinmauerwerk auf. Selbst
Sowohl im Muster als auch in der technischen Ausfüh- die Bogen und Blendarkaden zeigen keine bearbei-
rung zeigen alle drei Orte die weitgehendste
Übereinstimmung. Die ornamentalen Motive —
sind rein geometrischer Natur, mehrfarbig ein-
gefaßte Bänder in einfachen Verschlingungen, \-{^ ' 'MttjMtBMJIitWHCS"""""^
die an römische Vorbilder gemahnen (Fig. 55).
Das Material sind würfelförmige Steinchen
von durchschnittlich 1-5 cm Seitenlänge aus
schwarz-blauem, weißem, rosa und lila Kalk-
stein und rotem Ziegel auf einer zirka 5 cm
starken Zementschichte aufgetragen. Vor allem
ist das Auftreten des Ziegels für alle drei
Orte charakteristisch. Während zahlreiche
Beispiele aus altchristlicher Zeit in Salona
und Fragmente in Bihac und Pola (S. Maria
formosa) bekannt sind, findet sich kein einziges
derartiges Fußbodenmosaik aus späterer Zeit

6) Bull, di arch. e stor. dalm. 1896 Heft 2—3, -'- —

1897 Heft 5—6, 1898 Heft 2—3, 1899 Heft 5—6. ( . -rsmB/k

7) TJ Koljevci hrvatske povjesnice, Zagreb

1907, kap. V—VI. Fig. 58 S. Giovanni Battista, Langhauskapitäl
 
Annotationen