Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Hrsg.]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

DOI Heft:
Beiblatt
DOI Artikel:
Hilbert, K.: Das Grab des hl. Wenzel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0272
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
167

K. Hilbert Das Grab des hl. Wenzel

168

im Jahre 1367 vom Erzbischof Johann Ocko von
Vlasim konsekriert wurde.

In der Tumbe lag morsches Holz vom rohen
im Jahre 1671 eingelegten Kasten, Stücke von ge-
webten Stoffen (zehn verschiedene mittelalterliche
und Renaissancemuster) und, zur Seite gestürzt, ein
kleiner hölzerner Reliquienschrein, welcher beim
Herausheben zerfiel.

Die nachherige Zusammensetzung seiner Trüm-
mer gab seine Größe mit 40 cm Länge, 20 cm Breite
und 23'5 cm Höhe an. Die Beschläge, zwei Scharnier-
bänder und ein Kastenschlößchen, zeigen gotische

dem Beginne des XVII. Jhs. (von Billenberg bei-
gelegt).

Nach Hebung aller Gegenstände wurde mir
von Sr. Eminenz die Erlaubnis erteilt, die gotische
Tumbe noch einer weiteren Untersuchung zu unter-
ziehen.

Nach vorsichtiger Abnahme der marmornen Ver-
kleidung fand ich, daß die gotische Tumbe einst,
wie die Wände der Kapelle, mit geschliffenen Halb-
edelsteinen inkrustiert war. An ihrer kurzen Seite,
gegen Westen, war ein Altartisch, von welchem
die Platte fehlte. Der übrige Teil der Tumbe war

Formen. Innen war es mit lichtem Seidenstoff aus-
geklebt. Am Dächlein klebte ein grob gewebter,
ungemusterter Stoff, welcher an den Seiten frei herab-
hing und unten mit Seidenbändern verschnürt war.

Im Schreine fand sich folgendes: Reliquien des
hl. Wenzel (zehn an der Zahl), sieben im Jahre 1671 bei-
gelegte andere Reliquien, in rote Seide eingewickelt,
eine bleierne Konsekrationskapsel, eine zusammen-
gelegte nicht mehr lesbare Konsekrationsurkunde
mit Siegel des Erzbischofs Johann Ocko von Vlasirn,
drei Weihrauchkörner, eine mit Malereien geschmückte
Glasschachtel religiösen und weltlichen Inhalts aus

oben schräg eingezogen. Auf der oberen Gleiche
stand im XIV. Jahrhundert ein goldener Schrein,
welcher von Kaiser Siegmund zu Gelde gemacht
wurde.

Um für meine Behauptung, daß der Altar an
Stelle des früheren Grabes aufgebaut ist, den Beweis
zu erbringen, untersuchte ich den Boden der Höhlung
der Tumbe und fand beim Durchschneiden einer Fuge
einen hohlen unterirdischen Raum. Nach Aufbruch
einer Pflasterplatte sah ich einen großen Schrein aus
Bleiblech und fand auf ihm eine lose liegende Blei-
platte, welche folgende Inschrift trägt:
 
Annotationen