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Kunsthistorisches Institut <Wien, Universität> [Editor]
Jahrbuch des Kunsthistorischen Institutes — 5.1911

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Burg, Hermann: Einige Büsten des Königs von Rom
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https://doi.org/10.11588/diglit.18127#0278
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i79

Hermann Burger Einige Büsten des Königs von Rom

180

Das ausgezeichnete höchst naturgetreue kleine
Werk ist wohl identisch oder eine Wiederholung
der nach John Grand-Carteret, L'aiglon en images
im Salon 1812 ausgestellten Büste: Nr. 1150 Un buste
en bronce de S. M. le roi de Rome d'apres nature
par Treu de Bäle.

Das Bildnis im Besitze des Fürsten Liechten-
stein stellt den kleinen Napoleon ungefähr im gleichen
Alter dar. Die ca. 40 cm hohe Marmorbüste ist auf
der Rückseite mit folgender Inschrift bezeichnet:

Jedenfalls ist es ausgeschlossen, daß Canova
ein derartiges Porträt des jungen Napoleon nach
dem Leben gearbeitet hat, da er schon im Jahre 1810,
also vor der Geburt Napoleons, seinen Aufenthalt in
Paris beendete und diesen als kleines Kind nicht
mehr gesehen hat.

Möglicherweise könnte Canova die Büste nach
einer der im Jahre 1812 schon vorhandenen Medaillen
auf den König von Rom oder sogar nach der Büste von
Treu, im Auftrage des französischen Generalinten-

Fig. 8l Büste des Königs von Rom.
Galerie des Fürsten Liechtenstein

Roi de Rom
MDCCCXII Canova
fecit

Uber ihre Herkunft war nichts Näheres zu
erfahren. Die Büste, obwohl ziemlich ähnlich, ist
stark nach antiken Vorbildern stilisiert. Ob nun die
Büste ein eigenhändiges Werk Canovas ist, erscheint
trotz der Aufschrift zweifelhaft.

Der Katalog Cicognaras und Missirinis erwähnen
kein Porträt des Königs von Rom in der Aufzählung
der Werke Canovas.

Das jüngst erschienene große Canovawerk
Malamanis, die ausführliche Biographie Wertheimers,
Der Herzog von Reichstadt, und Grand-Carteret wissen
nichts von ihm.

darrten Daru gearbeitet haben, der sich im Jahre 1812
in Rom aufhielt, um den Quirinalpalast zum Empfang
des Hofes und besonders des jungen Königs vor-
zubereiten. Mit den Porträts Darus und seiner
Gemahlin aus dem Jahre 1812 (in Montpellier; hat
die fragliche Büste stilistische Ähnlichkeit, ob es
aber mehr wie der Schulzusammenhang ist, dürfte
schwer zu entscheiden sein. Das Werk ist jeden-
falls die gute Arbeit eines tüchtigen Bildhauers, für
Canova selbst etwas schwach, doch ein Werk seiner
Schule.

Ein besonderes Interesse bietet eine dritte der
Fideikommißbibliothck gehörige Büste aus bronzier-
tem Gips, 40 cm hoch, auf der Rückseite bezeichnet
„Rutxiel f. anno 1813".
 
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