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15 Betty Kurth Handschriften aus der Werkstatt des Diebolt Lauber in Wiirzburg, Frankfurt und Wien

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die flüchtige Andeutung der Ohren, die Linien am
Kinn usw. Bei dieser großen Übereinstimmung der
Einzelheiten nimmt es fast wunder zu sehen, daß
die Kompositionen der beiden Handschriften sich
nicht decken. Ja, sie zeigen, wie z. B. die Darstellung
der Szene „Wie frouwe hertzeloide irren sun parci-

Historienbibeln der Werkstatt dokumentiert, scheint
mir nicht, wie Kautzsch annimmt19), auf die Be-
nutzung einer gemeinsamen Vorlage hinzudeuten,
wie sie selbstverständlich für den Text vorhanden
sein mußte, sondern scheint mir im Gegenteil
ein Beweis dafür zu sein, daß die Zeichner nur

Fig- 5 Wien, k. k. Hofbibliothek, Cod. 2914. Wolfram von Eschenbach,

Parzival, fol. 7

falen in einem walde zoch“ (Fig. 3 und 4) wesentliche
Verschiedenheiten. Auch andere Szenen, z. B. „Wie
gahmuret begabet wart von der konigin“ (Fig. 5 und 6)
sind sowohl in Zahl und Typik der Figuren, als
auch in der Schilderung des Schauplatzes ganz
unabhängig voneinander. Dieses Koordinations-Ver-
hältnis der Lauberschen Handschriften, das sich
noch deutlicher in den zahlreichen illustrierten

nach schriftlichen Angaben arbeiteten, wie solche
ja noch in vielen jmvollendeten Handschriften er-
halten sind, und daß sie lhre eigenen Komposi-
tionen, wenn sie dieselben wiederholten, oft mit
Hilfe von Modellbiichern willkürlich variierten und
bereicherten.

lä) Kautzsch, op. cit. pag. 20.
 
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