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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Schneider, Robert von: Die Erzstatue vom Helenenberge
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0136
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Die Erzstatue vom Heleneiiberge. j j g

Kervus); denn auch diese Namensetzung gehört ungefähr der gleichen Epoche an (Staatsrecht 3, 207,
■ *) und dürfte in der nachcäsarischen kaum noch in Gebrauch gewesen sein. Auch die Schreibungen

^obhcius statt Publicius, Antioc(us) ohne Aspiration, Philotaerus mit Umsetzung des kurzen grie-

_ lschen e in o passen für diese Zeit, obgleich wenigstens die beiden ersteren nicht nothwendig auf
eselbe führen. — Unter den Namen ist Tiber(inus) oder Tiber(ianus) insofern bemerkenswerth, als

^ e Beinamen nach der Bildung wie nach ihrem nicht eben häufigen Gebrauche1 der ritterlichen
°nienclatur angehören dürften; indess ist die Verwendung solcher Benennungen auch für Freigelassene,

Weringleich exceptionell, doch so häufig, dass darauf, namentlich in einer zweifellos provinzialen In-

jhrift kein Gewicht gelegt werden kann. Dass die Inschrift älter sein muss als die Gründung der
onie Virunum unter Claudius und dass sie wahrscheinlich ebenso wie die verwandte Bronzeinschrift

L-1 L. III, 48o5

asigen Handelsniederlassung der republikanischen Zeit angehört, habe ich schon bei der Heraus-
8abe erinnert.

p »Die Schriftformen sind von seltsamer Incongruenz. Der gut prismatische Schnitt, die dreieckigen
nkte, die tadellose Bildung der meisten Buchstaben, insbesondere die des Q mit der kurzen, fast
^ontalen Schwanzlinie der älteren Form, sind der Echtheit günstig; und wenn hinzugenommen
^ > dass die Beschaffenheit des Textes jeden Gedanken moderner Entstehung desselben ausschliesst,
ird es wohl Entschuldigung finden, dass ich mich früher für die Echtheit der Inschrift ausge-
^ len habe. Nichtsdestoweniger ist dies ein Irrthum; nochmalige sorgfältige Prüfung, die ich mit
s^nd' ne^er vor dem Original angestellt habe, sowie die Betrachtung der mir von demselben über-
da\ £n ^drücke m Gips uncl Papier haben mich und haben ebenso meinen Freund Otto Hirschfeld
, n überzeugt, dass die Inschrift, so wie wir sie sehen, von einer Hand des sechzehnten Jahrhunderts
errührt.

a^ »Neben manchen minderen Bedenken — dem auffallend hoch gestellten Querstrich des A, der
Zu klein gerathenen Oberhälfte des viermal wiederkehrenden B, dem Fehlen der scharfen Spitze bei
der ammentreffen der ersten Haste des N mit der Querlinie, den schlechten S, von denen das erste in
^ kei modernen Falsaren üblichen Weise nach rechts überhängt, bei dem zweiten die untere Rundung
üneiIler lst als die obere, endlich, worauf besonders Hirschfeld Gewicht legt, den starken Gegenstrichen an
für iger Stelle> namentlich bei C und dem Schwanz des Q — sind drei Momente meines Erachtens
(jje le moderne Entstehung entscheidend: das Fehlen des Punktes hinter dem P der zweiten Zeile und

In u°rmCn des P und des R- Bei

einer so sorgfältig geschriebenen und sonst correct interpungirten
nft ist die Weglassung des Punktes eben da, wo er am wenigsten fehlen darf, zwischen zwei Ab-
^^^Sen, einem antiken Bronzearbeiter nicht zuzutrauen. Noch weniger können die beiden gleich-
es Sklavenname findet sich Tiberinus auf einer Wasserleitungsröhre von Nemausus C. I. L. XII, 5701, 58.
 
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