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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Schneider, Robert von: Die Erzstatue vom Helenenberge
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0139
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Die Erzstatue vom Helenenberge. 12 1

erugia, des sogenannten l'Arringatore.1 Der Knabe mit der Gans in Leiden,2 ein Haruspex:! und
pln Uzendes Knäbchen« im Vatikan, ein Apollon5 und ein Athleter' im Cabinet des Medailles zu

aris zeigen etruskische Inschriften auf dem Beine. Wollte man auch untergeordnete' Sachen heran-
^lehen, so Hesse sich die Anzahl dieser Beispiele leicht verdreifachen." Lateinische Inschriften an Bronze-

gUren vermag ich, von einer Widmung an Hercules auf einem Schweinchen aus Herculanum abge-
en>8 nicht nachzuweisen. Die Donatoren unserer Statue folgten, indem sie ihre Namen in den

ehenkel der Figur schreiben Hessen, zwar einem uralten aber in ihrer Zeit allmählich ausser Gebrauch
8es«ztem Herkommen.

Diese angeführten Inschriften — die griechischen wie die etruskischen — sind Graffiti, meist

Uchtig jn ^jg ßronze mjt dem Stichel eingeritzte Schriftzüge. Die Inschrift unserer Statue dagegen

steht aus mühsam ausgeschnittenen Lapidarbuchstaben, die seltsamerweise nicht, wie man voraus-

. en sollte, ein dreieckiges Profil haben sondern von rechteckigem Durchschnitte sind. Ein tech-

nes Analogon lässt sich hiefür nicht erbringen. Theodor Mommsen äusserte daher mir gegenüber
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yermuthune, dass auch unsere Inschrift ursprünglich ein Graffito war. Bei der Ueberarbeitung,
Weici ....
_ ne die Statue im sechzehnten Jahrhunderte zu erleiden hatte, hätten die wohl nicht allzu tief ein-

Hj'tzten Buchstaben verschwinden müssen und wurden deshalb in einer antikem Gebrauche so ent-

Sengesetzten Art restituirt.

Durch diese Annahme werden alle Schwierigkeiten gelöst. Die Dedication konnte jederzeit mit

rase!
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rten Strichen leicht in das Erz eingeritzt werden. Dass sie um Vieles jüngeren Ursprunges als

dlp Stil- .....

Latue selbst ist, dürfte aus dem Gesagten hervorgehen. Offenbar haben die beiden Freigelassenen

die p'

,. rigur in Aquileja erworben. Wie der Idolino nach Pesaro verschlagen wurde, so konnte auch

sch 8erstatue alls ihrer griechischen Heimat den Weg nach dem mächtigen Hafenorte finden, der

0tl im ersten vorchristlichen Jahrhunderte den Handel im adriatischen Meere beherrscht hat. An

regen Verkehr, in dem er mit der norischen Binnenstadt stand, betheiligte sich wohl nicht am

^ ^Bsten das weitverzweigte Geschlecht der Barbier, dem einer der Donatoren der Statue angehört

Und von dem zahlreiche Mitglieder in beiden Orten gewohnt haben. Vermuthlich ist die Familie
^s A

\_^quileja nach Virunum gekommen.9

' Fabretii, Nr. 1922; abgebildet Martha, a. a. O., S. 375.
2 Fabretti, Nr. 1055; abgebildet Martha, a. a. O., S. 508.

Fabretti, Nr. 2614 ter; abgebildet Martha, a. a. O., S. 506; vgl. Reisch, a. a. O., S. 329.
4 Fabretti, Nr. 1930; abgebildet Martha, a. a. O., S. 507; vgl. Reisch, a. a. O., S. 336, Nr. 283.

Fabretti, Nr. 26i3; abgebildet Martha, a. a. O., S. 314.

Fabretti, Nr. 2608bis; abgebildet Martha, a. a. O., S. 504; Gazette archeologique, Bd. XV (1889), Taf. i3.
SacIi 7 Andere Beispiele bei Fabretti, Nr. 49, 78, 255, 256, 267, 274, 1047 bis, 1049, 1051, 1052, 1055 bis, 1929, 2334.
Itisch^' ant'*cen Bronzen, Taf. XVI, 6. — Ich entnehme die meisten dieser Nachweise einem Verzeichnisse der etruskischen
Mo^'^60 auf Bronzefiguren, welches Herr Professor Karl Pauli in Leipzig angefertigt hat und das mir von Theodor
rnsen gütigst mitgetheilt wurde.

Corpus Inscriptionum Latinarum X, 14°5-
Sek 9 Dass ich mit dieser Vermuthung das Richtige getroffen habe, bestätigt mein Freund Alfred von Domaszewski. Er
Afrj^ m'r: »Das Vorkommen des seltenen Familiennamens Barbius ist auf ein enges Gebiet beschränkt. Er fehlt in
ty0 ' Spanien, Gallien, Germanien, Britannien. In Italien tritt der Name fast nur in Venetien, der zehnten Region auf.
aüs H ausserhalb dieser Grenzen sich findet, ist die Anknüpfung an Aquileia theils direct, theils indirect gegeben. Denn
Hist 0 Ziegeleien der Familie stammen die im Picenischen in Ancona (C. I. L. IX, 6078, 45) und im Frentanischen

Titl)s 8 w'rd. Hier finden sich die Ziegel der Barbii, mit den stets wiederkehrenden Praenomina Lucius, Publms, Quintus,
P'atnj]'. ÄUsser in Aclmleia in JuUum Carnicum, Cividale, Fleana bei Cormons, Tergeste, Nabresina. Die Freigelassenen der jjj 1^ f>/<5 vj. a-v»'*»*«»
'hre m Pola (v> i34—136), Tergeste (575—577), Vicetia (3i27), Cremona (4104) können bei der Gewohnheit der Ramer, hJ ^ „.«jy,«^.
leici1( 9ndelsges<:häfte durch Freigelassene besorgen zu lassen, sehr wohl von den Barbii in Aquileia abhängen und vicl-

ünd. • §llt dies aucn von den ganz vereinzelten Barbii in Opitergium (1985), Altinum (2169), Brixia (4546), Montana (412) 3sr Ici« S -4 - Tvi« W-
>n d benachbarten Dalmatien: Salona (III, 2141) und Aenona (2979). Gewiss ist dies anzunehmen von den Freigelassenen = U»»« C tiit-ti N u 3~ao.
übrig^^andelspmtzen Ravenna (XI, 165) und Puteoli (X, 2162). Wenn der Name in Rom sich gar nicht findet und im
ulq b"1. Italler> nur in Praeneste (XIV, 2921) bei einem Manne, der als Patronus der Stadt ein Fremder gewesen sein wird,
8eias ei 2wei Chargirten der Misenatischen Flotte (X, 3370, 3426), also aus einer Truppe, die sich zum Theile aus Frei-
en recrutirte und bei welchen überdies die Möglichkeit vorliegt, dass sie ursprünglich in der Ravennatischen, Aqui-
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^ötum (lxj 6078, 46) gefundenen Stempel, da die gleichlautenden Stempel im Venetischen zu Tage gekommen sind
. °> 5i und 53). Es beweist dies den ausgedehnten Handelsbetrieb der Familie, der durch die Funde im Venetischen
 
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