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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0288
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258

Dr. Friedrich Kenner.

166. Hans Löffler (Cochlaeus), Hofnarr des Herzogs Wilhelm IV. von Bayern. Nach den
Anekdoten, welche Karl Friedrich Flögel von ihm erzählt,1 versah er diesen Dienst schon im Jahre 1521
und noch im Jahre 1535.

Zierliche Silberschrift: HANS LOFLER. Brustbild links, fast von vorne, mit dickem Gesichte und
Hals, kleinen braunen Augen, Haupthaar, Schnurr-2 und Backenbart, in buntem Rocke, die rechte Brust-
seite roth, die linke gelb und schwarz, die weiten Unterärmel blauweiss und gelbschwarz gestreift, die
Aufschläge an den Pulsen roth, der Rock vorne mit rothen Schnürchen geschlossen. In der Linken hält
er eine Ruthe geschultert; die Rechte scheint eine Mausfalle (?) mit grosser Nadel (?) mit Knopf zu halten;
auf ihr sitzt eine schwarze Maus, die an einer geöffneten Nuss als dem Köder nagt. Hintergrund Luft
mit Wolken und vier Wappenschilden: oben links ein Mönch in schwarzer Kutte auf weissem Schilde,
oben rechts eine Nonne in weissem Kleide auf schwarzem Schilde; darunter links Pastor(?) in schwarzem
rothgefütterten Talare auf rothem Schilde, rechts auf gelbem Schilde ein Mann in schwarzem Kleide mit
grauer Schaube, der ein schwarzes Kästchen trägt, das oben mit geschnitzten Figuren geschmückt zu
sein scheint und, soweit der sehr kleine Massstab erkennen lässt, Silbergeräthe enthält. Etwas unbe-
holfen, aber von gewissenhafter Genauigkeit. — Katalog Nr. 90g.

Wohl nach dem Bilde der herzoglichen Kunstkammer in München,3 das jetzt verschollen ist.

167. Jörg von Rot scheint nicht so sehr ein Hofnarr von Profession als vielmehr ein blöder
Mensch gewesen zu sein, der durch seine Hässlichkeit Aufsehen erregte und dessen Bild aus diesem
Grunde in der Galerie des Herzogs Albrecht IV. (V.) von Bayern Aufnahme gefunden hat. Ich zweifle
nicht, dass das vorliegende Porträt nach jenem gemalt ist, welches Fickler in seinem Inventar der
herzoglichen Kunstkammer so bezeichnet: »Der ungestalte narr im closter zu Rott.«* Dieses Original
ist nun verschollen.

Die Silberaufschrift fast verwischt: (i)ORG VÖ~ ROT. Brustbild links, fast von vorne, mit
magerem faltigen Gesichte von blödem Ausdrucke, kleinen schwarzen Augen, grauem Haupthaare,
das nur an der linken Schläfe spärlich erscheint, darüber eine Perrücke aus braunem Haare, der
Schnurrbart grau und borstig, graue Stoppeln an dem langen Kinne, der breite Mund geöffnet, so dass
die Zähne, von denen die mittleren im Oberkiefer fehlen, sichtbar werden, der Hals mager, die Ohren
spitz und vorstehend. Das Kleid wechselnd roth und weiss mit blauem Saume, im weissen Theile
mit einem rothen, im rothen mit einem gelben Streifen geziert, die Aermel aussen weiss, innen (unten)
roth. Grund grün mit Angabe des Schlagschattens. Rohe Malerei. — Katalog Nr. 910.

168. Ungenannt, nach dem Weinglase von Freiherrn von Sacken als »Schenk« bezeichnet.
Nach der Bekleidung war der Dargestellte wohl auch ein Hofnarr.

Ohne Aufschrift. Brustbild links, fast von vorne, mit kurzer Stirne, braunen blitzenden Augen,,
ziemlich langer Nase und kurzem Kinn, das reichliche Haupthaar grau, an der grossen Oberlippe und
am Kinn spärlicher brauner Bart, in breitem Halskragen und augenscheinlich zu weitem, schlottrigen
Kleide aus weissem rauhen Stoff, die Aermel an den Achseln gepufft; beide, Rock und Aermel, mit
gelben, rothgeränderten Querstreifen geschmückt, ersterer vorne mit gelben Knöpfen geschlossen. In
der Rechten hält er einen mit rothem Weine gefüllten Glaspocal. Grund grasgrün. Treffliches Ge-
mälde. — Katalog Nr. 911 (v. Sacken).

Die Schlussvignette stellt den ohne Arme gebornen Schriftenmaler Thomas Schweicker
aus Schwäbisch-Hall (geboren 1540, gestorben 1602) nach einer Medaille aus Silber dar, die sich in
der Medaillensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses befindet. Die Umschrift lautet: »THOMAS •

1 Geschichte der Hofnarren, Leipzig 1789, S. 211. Fr. Nick, Die Hof- und Volksnarren, I, S. 196.

2 Der Schnurrbart ist in der Mitte der Oberlippe unterbrochen und beginnen die beiden Theile hinter den Nasenflügeln.
-* Fickler's Inventar, Nr. 3379; v. Reber, A, S. 162.

4 Nr. 338i; v. Reber, A, S. 162.
 
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