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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

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Studniczka, Franz: Ein Denkmal des Sieges bei Marathon
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0258
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248 Studniczka, ein Denkmal cles Sieges bei Marathon.

Perserpferdes zu deuten48. Dafs der Paris des aiginetischen Westgiebels, auf dessen
Gestaltung sicherlich, wie O. Müller annahm, die persischen Schützen einwirkten, in
der Plastik der nächste Verwandte unseres Reiters ist, wurde schon bemerkt. Das
liegt nicht allein in den Äufserlichkeiten der Tracht, welche im Einzelnen vielfach
abweichen, sondern noch mehr in der lebendigen Art, wie das Kleid den Körper
zeichnet; man vergleiche nur die linken Oberschenkel beider Statuen. Das Wich-
tigste aber scheint mir die, soweit sich messen läfst, vollendete Übereinstimmung
der Gröfsenverhältnisse des Persers11 mit den aiginetischen Westgiebelfiguren49.
Hier ist noch die Frage zu erörtern, ob unser Reiter allein stand, wie ihn
der Teller wiedergibt, oder aber einer Gruppe angehörte. Das erstere mag denkbar
sein, zumal wenn die Statue ein privates Weihgeschenk, etwa des Miltiades selbst
war; aber wahrscheinlich ist es nicht, dafs man ein Bild des Feindes in heiterer
Pracht und Ruhe der Göttin dargebracht habe, ohne durch den Zusammenhang
anzudeuten, dafs er den von ihr beschützten Fandeskindern unterlegen ist. An die
unmittelbare Zugehörigkeit zu einer Handlungsgruppe läfst, wie gesagt, die völlige
Beziehungslosigkeit der Gestalt nicht denken, wohl aber könnte sie einem der auch
noch in der nächstfolgenden Zeit üblichen »Statuenvereine« angehört oder einen
untätigen Statisten einer Handlungsgruppe abgegeben haben. Ein Beispiel der
ersteren Art ist noch der Perserzehnten der Athener in Delphi, die Gruppe des
Pheidias, welche Miltiades mit Athena und Apollon sowie mit den Phyleneponymen
und anderen attischen Heroen auf einem Bathron vereinigte50. Für die zweite Mög-
lichkeit dürfte das delphische Weihgeschenk der Tarentiner von Onatas und einem
Genossen zu vergleichen sein: Krieger zu Fufs und zu Pferd angeordnet um die
alte Kampfgruppe, die auch den Mittelpunkt der aiginetischen Tempelgiebel bildet48;
wenigstens dünkt es mich wahrscheinlich, dafs die Reiter in diesem Werke nicht
kämpfend sondern ruhig stehend, wie das vorhin erwähnte Reiterfigürchen desselben
Meisters51, dargestellt waren.
Weitere Überreste dieser vielleicht recht umfangreichen Gruppe weifs ich
leider nicht nachzuweisen, sie wird uns für immer verloren sein, wie so manches,
was wir von den Tiefen des Perserschuttes erwarten mochten. Nur ein Meisterwerk
des reifsten Archaismus möchte ich hier noch erwähnen, weil es sich diesem Zu-
sammenhänge gegenständlich und kunstgeschichtlich aufs schönste einfügen würde.
Ich meine die herrliche Nike, von der bisher nur eine bescheidene Skizze auf der
Tafel zu Petersens ausgezeichneter Untersuchung veröffentlicht ist52. Für die Gleich-
artigkeit dieser Statue mit dem Perserreiter in Gröfse, Arbeit und Bemalung ist es
ein classisches Zeugnifs, dafs ihr, wie erwähnt, der Herausgeber den linken Fufs
48) C. /. A. IV 2 S. 89, 373". ’E'frjfj.. dpy. 1887 Gruppen seien wesentlich älter als sie Brunn
S. 145,2. Jahrbuch II 1887 S. 143, 22, III S.271 angesetzt hat.
(Borrmann). 50) Paus. 10, 10, 1, vgl. Sauer, Anf. d. stat. Gruppe
49) Ich gebe hiermit die Ath. Mitth. XI 1886 S. 197 S. 18 ff.
und Jahrbuch II 1887 S. 142 von Anderen über- 51) Paus. 10, 13, 10. Sauer a. O. S. 34h zweifelt
nommene Voraussetzung auf, die aiginetischen wohl mit Unrecht an der Kampfgruppe.
52) Ath. Mitth. XI 1886 Taf. 11 C S. 380 ff.
 
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