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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

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Hartwig, Paul: Zwei Schalenbilder des Epiktet
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0261
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Hartwig, Zwei Schalenbilder des Epiktet.

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lingsinschr. S. 57) und die Schale in Baltimore (abg. Klein, Euphr. S. 278) gehören
dieser Gruppe an. Es liegt das ganz richtige Gefühl zu Grunde dafs man diese
kleinen Gefäfse weder mit Figuren, noch mit Decoration allzu schwer belasten dürfe3.
Anders verhält es sich bei Schalen von so grofsem Umfange wie die zweite
unserer Epiktetschalen, deren Bild etwa um 710 verkleinert werden mufste. Die breite,
schwarze Fläche in der inneren Wandung, welche das kleine Bild im Schalengrunde
umrahmt und die ganze schwarz gefirnifste Aufsenseite geben der Schale etwas
Düsteres und Leeres. Die Zaghaftigkeit, die grofsen Flächen entsprechend zu füllen,
verräth sich hier deutlich. Die Hilfsmittel, die man sonst zur Füllung der Schalen-
wände in dieser Zeit herbeizog, die grofsen Augen und Falmetten, waren dem Meister
entleidet oder begannen überhaupt zu verschwinden. Diese Schalen bilden daher
auch, so viel ich sehe, eine zeitlich ganz beschränkte Übergangsgruppe. Ich erinnere
mich nicht, in irgend einer Sammlung Gefäfse dieser Art gesehen zu haben, welche
ein in anderem als in Epiktetischem Stile gezeichnetes Innenbild trügen4.
Die Darstellung der Schale Torlonia ist leider durch den Verlust des Kopfes
der Figur stark beeinträchtigt. Was an der Zeichnung echt und alt ist, giebt die
Fublikation sorgfältig wieder. Ein nackter Ephebe balancirt auf dem erhobenen
linken Knie einen mächtigen Krater: eines der bekanntesten Motive dieses Kreises,
welches dem Bestreben, das Schalenrund zu füllen, dadurch, dafs die Divergenz der
Extremitäten durch die Situation bedingt wird, in so glücklicher Weise entgegen
kommt und das demnach »nicht von ungefähr« die Meister dieser Epoche zu immer
neuen Wiederholungen anlockte. Auf den uns erhaltenen, bezeichneten Werken des
Epiktet kommt das Motiv im Schaleninnern noch mehrfach wieder (Klein, nr. n.
nr. 18), häufig bei seinen engeren Genossen (Chachrylion, Berlin 2267, Epilykos,
Louvre, Klein, nr. 3, siroi'/jssv-Schale, Klein, nr. 3, Berlin 2265 u. s. w.), aber auch
Euphronios pflegt das Motiv noch eine Zeit lang weiter, so auf der mit Atheno-
dotos xaVc bezeichneten Schale in Krakau (Klein, Lieblingsinschr. S. 49. 5) und in
besonders interessanter Weise im Innern der mit KPATES KAVOS signirten Schale
des Musee royal zu Brüssel H 15 (Klein, S. 49)5. In der Isolirtheit des Schalen-
rundes zum Typus ausgebildet, werden derartige Figuren weiter als Theile gröfserer
Compositionen auf den Aufsenflächen der Schale verwendet. Figuren, welche Ge-
fäfse balanciren, gehören bald zum stehenden Personale der xmyot oder der Sym-
posiendarstellungen. (Epiktet, London 828, Klein, nr. 9. Leagros-Epidromos-Schale
des Chachrylion, Klein S. 132 nr. 10, Leagros-Schale des Euphronios in der Samm-

3) Wo eine Bemalung der Aufsenseiten dieser klei-
nen Schalen mit Figuren auftritt, wie z. B.
München 272 oder Berlin 2270, beides Gefäfse
aus Euphronios’ Werkstatt, hat man sofort den
Eindruck des »Zuviel«. Die Meister haben sich
in solchen Dingen mit grofsem Tact selbst cor-
rigirt. Schalen, wie die genannten, sind Aus-
nahmen.
4) Beispiele fast in jeder gröfseren Sammlung:

Berlin 2266 Pamphaios, 2267 Chachrylion, Mün-
chen 139. 1092. 1165. 1174. 1302. 1321, Cor-
neto, Mus. municipale 1601 Schale mit dem
Schlagworte irtoüpev, abgeb. Rom. Mitth. 1890,
S. 340. Boulogne s. M. (Coli. Panckoucke) nr. 14
u. s. w. Mit Vorliebe sind Silene im Innern dieser
Schalen dargestellt.
5) Beide Gefäfse werden in den Griech. Meister-
schalen veröffentlicht.
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