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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 6.1891

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Hartwig, Paul: Zwei Schalenbilder des Epiktet
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https://doi.org/10.11588/diglit.37650#0262
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252

Hartwig, Zwei Schalenbilder des Epiktet.

lung van Branteghem, abg. Klein, Lieblingsinschr. S. 40, 13. u. s. w.)6. Mit der
Vorliebe, mit welcher die Epiktetische Zeit das Motiv pflegte, hat die Blüthezeit
des strengen rotfigurigen Stiles es nicht mehr verwendet. Allmählich überlebte
es sich.
Die Zeichnung der Figur der Schale Torlonia zeigt die saubere, subtile
Weise des Vortrags, in welcher Epiktet von keinem seiner Zeitgenossen, Chelis
nicht ausgenommen, übertroffen wird. Aber hierin liegen auch die Grenzen seines
Könnens. Die Veröffentlichung der Serie von Tellern des Epiktet (Klein nr. 14—23)
wird diese bis zur Erstarrung der Formen getriebene Correctheit seiner Zeichnung
am deutlichsten offenbaren. Man beachte, wie, bei sauberster Ausführung, die
Hände unserer Figur unlebendig geblieben sind, das Gleiche gilt von der Hand des
Silens auf der zweiten hier veröffentlichten Schale des Meisters. Dazu vergleiche
man Hände, wie sie Euphronios schon auf seinen frühen Werken (Geryoneusschale,
Antäoskrater) zu zeichnen verstand. Von dem Lebensstrome, welchen dieser Meister
in die Vasenmalerei am Anfänge des 5. Jahrhunderts hineinleitete, mit einem neuen
Blick für die perspectivische Ansicht der Dinge im Raume und für das Lebendige
in der Erscheinung begabt, ist Epiktet im Wesentlichen unberührt geblieben, wie-
wohl er höchstwahrscheinlich noch thätig war, als Euphronios sein Werk begann.
Nur ein Symptom dieser neuen Zeit deutet sich auf unserem Gefäfse und sonst
noch hier und da in den Werken Epiktets schüchtern an: die Einzeichnung der
Muskulatur des Körpers mit verdünnter Firnifsfarbe. Zum Princip erhoben und ent-
schieden durchgebildet wurde dieses Verfahren, wodurch die körperliche Erscheinung
so bedeutend an Relief und Modellirung gewinnt, erst durch Euphronios und seine
Genossen7.
Die Darstellung der zweiten Schale des Epiktet, welche unsere Tafel (1)
wiedergiebt, ist in meinem Bericht in den Röm. Mitth. II S. 167 falsch aufgefafst
worden.
Der Silen hebt nicht stehend die Spitzamphora empor, sondern liegt viel-
mehr auf einer durch eine gebrochene Linie in starker Abbreviatur angedeuteten
Kline. Das Kissen ruht ihm im Rücken. Er erhebt mit beiden Armen das mäch-
tige Gefäfs und stützt es mit dem Knie, um hineinzuschauen nach seinem Inhalte,
beziehentlich, um daraus zu trinken. Die Darstellung erhält erst so ihre Abrundung

c) Ein weiteres Beispiel dieser Entwicklung bietet
die Figur im Innern der Epiktetscbale des Louvre
Klein, Meistersign. 6: ein Ephebe, welcher in
eine Oinoclroe pifst. Diese Figur wiederholt
sich sehr häufig auf der Aufsenseite von Schalen
in figurenreicher Composition, besonders nahe
verwandt ist die Figur der ^irotrpev-Schale in
Kopenhagen, Klein nr. 6 (Zeichnung in meinem
Besitze) und auf der Schale des Gregoriano,
lung gegen das

Mus. Gregor. II, 80, 1, neun weitere Beispiele
geben die Figur, ebenfalls im Zusammenhänge
mit anderen Figuren, mehr oder weniger ab-
weichend.
7) Wo in den Abbildungen die Innenzeichnung an
Figuren dieser Epoche fehlt, ist entweder die
schlechte Erhaltung der Oberfläche des Gefäfses
oder mangelhafte Beobachtung des Zeichners
schuld. Die Linien sind oft nur durch Spiege-
Licht zu finden.
 
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