Dragendorff, Zwei altattische Malereien auf Marmor.
geworfen, fällt hinter dem Rücken herab und bedeckt den Unterkörper, sodafs die
rechte Seite der Brust und der rechte Arm frei bleiben. Der rechte Fufs ist etwas
zurückgezogen und ruht nur mit den Zehen auf dem Boden auf. Der linke Arm
war, wie einige Reste von Falten zeigen, vorgestreckt und mit dem Mantel bedeckt;
die r. Hand liegt auf dem Oberschenkel.
Wer dargestellt ist, sagt uns die Inschrift, welche im Bogen über dem
Bilde eingehauen ist. Wir lesen dort in archaischen nicht sehr sorgfältigen Zeichen
den Hexameter:
fAV^jxa too’ Atvetou aocptac tatpou apiatou.
In den Buchstaben haben sich Reste der blauen Farbe erhalten, mit der
sie gefüllt waren2. Aufserdem finden sich in einzelnen Buchstaben und an ein paar
anderen Stellen der Oberfläche noch leichte rote Farbspuren, die uns den Schlufs
gestatten, dafs der Grund, von welchem die Figur sich abheben sollte, rot war.
Sonst ist von Farben leider sehr wenig mehr zu sehen. Der lange spitze Bart,
der Stuhl und die breite Linie, welche den Boden bezeichnet, waren schwarz. An
einigen Stellen zeigt die etwas glattere Oberfläche, dafs Farbe hier den Grund
deckte. Nur an einem Fleckchen — an den Knien — läfst sich die Farbe des
Gewandes noch feststellen, ein ziemlich dunkles Ockergelb3; und hier, wo die Ober-
fläche durch eine dicke Rostschicht geschützt war, hat sich auch die Zeichnung
erhalten, die mit kräftigen schwarzen Linien auf die Farbe gesetzt war. Wir
können hier die Herstellung dieser Art Malereien deutlich erkennen, bei der zu-
nächst eine Vorzeichnung auf dem Stein entworfen, dann der Grund und was
sonst farbig sein sollte, bemalt, hierauf die eigentliche Zeichnung mit dunklen
Strichen aufgesetzt wurde. Es ist die Technik, welche auch sonst bei Malereien auf
Marmor im sechsten Jahrhundert vorkommt, z. B. bei der Lyseasstele4. Vergleichen
wir die Malerei des Diskos mit dieser, so kann kein Zweifel bestehen, dafs wir
erstere erheblich jünger zu datieren haben. Über den Gewandstil ist bei der
♦
traurigen Erhaltung unseres Stückes ja ein sicheres Urteil kaum mehr abzugeben.
Immerhin zeigen die wenigen erhaltenen Falten nicht mehr den strengen Farallelismus,
wie ihn die Lyseasstele mit gleichzeitigen Vasenbildern gemeinsam hat. Der Mantel
fällt in verhältnifsmäfsig grofsen freien Falten von den Schenkeln und dem Stuhle
herab. Ein Fortschritt gegenüber der Lyseasstele zeigt sich namentlich auch in
der Art, wie der Fufs gezeichnet ist. Wir finden hier nicht mehr den Fufs mit
der vollkommen flachen Sohle und den langen geraden fingerartigen Zehen, welche
in ihrer Struktur kaum unter einander verschieden sind. Deutlich ist hier die kleine
Zehe schon anders gebildet, als die übrigen, und das letzte Glied der Zehen, wie
2) Und zwar waren sie alle blau, niclit abwechselnd selnd blau und rot gefärbt, wie man am Originale
blau und rot, wie im Katalog des Museums an- deutlich erkennen kann.
gegeben ist. An und für sich wäre ein solcher 3) Auf der Tafel durch einen hellgrauen Ton
Wechsel wohl denkbar. So waren z. B. bei der wiedergegeben.
Inschrift C. I. A. IV i p. 57 die Zeilen abwech- 4) Vergl. die Bemerkungen Loeschckes zur Lyseas-
stele. Ath. Mitth. IV 37ff.
geworfen, fällt hinter dem Rücken herab und bedeckt den Unterkörper, sodafs die
rechte Seite der Brust und der rechte Arm frei bleiben. Der rechte Fufs ist etwas
zurückgezogen und ruht nur mit den Zehen auf dem Boden auf. Der linke Arm
war, wie einige Reste von Falten zeigen, vorgestreckt und mit dem Mantel bedeckt;
die r. Hand liegt auf dem Oberschenkel.
Wer dargestellt ist, sagt uns die Inschrift, welche im Bogen über dem
Bilde eingehauen ist. Wir lesen dort in archaischen nicht sehr sorgfältigen Zeichen
den Hexameter:
fAV^jxa too’ Atvetou aocptac tatpou apiatou.
In den Buchstaben haben sich Reste der blauen Farbe erhalten, mit der
sie gefüllt waren2. Aufserdem finden sich in einzelnen Buchstaben und an ein paar
anderen Stellen der Oberfläche noch leichte rote Farbspuren, die uns den Schlufs
gestatten, dafs der Grund, von welchem die Figur sich abheben sollte, rot war.
Sonst ist von Farben leider sehr wenig mehr zu sehen. Der lange spitze Bart,
der Stuhl und die breite Linie, welche den Boden bezeichnet, waren schwarz. An
einigen Stellen zeigt die etwas glattere Oberfläche, dafs Farbe hier den Grund
deckte. Nur an einem Fleckchen — an den Knien — läfst sich die Farbe des
Gewandes noch feststellen, ein ziemlich dunkles Ockergelb3; und hier, wo die Ober-
fläche durch eine dicke Rostschicht geschützt war, hat sich auch die Zeichnung
erhalten, die mit kräftigen schwarzen Linien auf die Farbe gesetzt war. Wir
können hier die Herstellung dieser Art Malereien deutlich erkennen, bei der zu-
nächst eine Vorzeichnung auf dem Stein entworfen, dann der Grund und was
sonst farbig sein sollte, bemalt, hierauf die eigentliche Zeichnung mit dunklen
Strichen aufgesetzt wurde. Es ist die Technik, welche auch sonst bei Malereien auf
Marmor im sechsten Jahrhundert vorkommt, z. B. bei der Lyseasstele4. Vergleichen
wir die Malerei des Diskos mit dieser, so kann kein Zweifel bestehen, dafs wir
erstere erheblich jünger zu datieren haben. Über den Gewandstil ist bei der
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traurigen Erhaltung unseres Stückes ja ein sicheres Urteil kaum mehr abzugeben.
Immerhin zeigen die wenigen erhaltenen Falten nicht mehr den strengen Farallelismus,
wie ihn die Lyseasstele mit gleichzeitigen Vasenbildern gemeinsam hat. Der Mantel
fällt in verhältnifsmäfsig grofsen freien Falten von den Schenkeln und dem Stuhle
herab. Ein Fortschritt gegenüber der Lyseasstele zeigt sich namentlich auch in
der Art, wie der Fufs gezeichnet ist. Wir finden hier nicht mehr den Fufs mit
der vollkommen flachen Sohle und den langen geraden fingerartigen Zehen, welche
in ihrer Struktur kaum unter einander verschieden sind. Deutlich ist hier die kleine
Zehe schon anders gebildet, als die übrigen, und das letzte Glied der Zehen, wie
2) Und zwar waren sie alle blau, niclit abwechselnd selnd blau und rot gefärbt, wie man am Originale
blau und rot, wie im Katalog des Museums an- deutlich erkennen kann.
gegeben ist. An und für sich wäre ein solcher 3) Auf der Tafel durch einen hellgrauen Ton
Wechsel wohl denkbar. So waren z. B. bei der wiedergegeben.
Inschrift C. I. A. IV i p. 57 die Zeilen abwech- 4) Vergl. die Bemerkungen Loeschckes zur Lyseas-
stele. Ath. Mitth. IV 37ff.