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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 12.1897

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Körte, Gustav: Ein Wandgemälde von Vulci als Document zur römischen Königsgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.39821#0069
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EIN WANDGEMÄLDE VON VULCI
ALS DOCUMENT ZUR RÖMISCHEN KÖNIGS-
GESCHICHTE.*
»Die gläubigsten Anhänger der herkömmlichen angeblichen Geschichte der
ältesten Zeiten Roms«, sagt Niebuhr, Röm. Gesch.2 S. 392 h, »könnten die Aufforde-
rung nicht ablehnen, etruskischen Geschichtsschreibern die Entscheidung zu über-
lassen, wenn ein wunderbarer Glücksfall sie uns in einer verständlichen Sprache
verschaffte.« »Denn sie müssen einräumen, dafs Etrurien eine weit ältere Litteratur
als Rom hatte: und dafs die ältesten römischen Schriftsteller den jüngeren etruski-
schen in der Zeit nur gleich gestanden haben können.« Als ein werthvolles Bruch-
stück dieser uns wohl für immer verlorenen Litteratur betrachtet Niebuhr mit Recht
die Angaben, welche der Kaiser Claudius in seiner durch die Lyoner Bronzetafeln
auf uns gekommenen Rede über die Ehrenrechte der Gallier, mit ausdrücklicher
Berufung auf etruskische Quellen, über den König Servius Tullius macht. Diese
Angaben werden nun theils bestätigt, theils ergänzt durch ein monumentales Zeugnifs
aus beträchtlich älterer Zeit, nämlich die eine der beiden gröfseren Darstellungen
unter den Wandgemälden des von Alessandro Frangois im Jahre 1857 entdeckten
Grabes von Vulci. Die Bedeutung dieses Zeugnisses für die älteste römische
Geschichte ist von V. Gardthausen in seiner Schrift Mastarna oder Servius Tullius,
Leipzig 1882 zuerst eingehend gewürdigt worden1. Die Art und Weise wie dies
geschehen ist, kann ich freilich nicht billigen und mufs die gewonnenen Resultate
demgemäfs für irrthümlich halten.
Den vollen historischen Gewinn aus diesem einzigartigen Documente zu
ziehen soll im Folgenden versucht werden.
Um eine sichere Basis dafür zu erlangen, ist es nothwendig, zunächst sich
den Plan der ganzen Grabanlage und die Stelle, welche die einzelnen Gemälde
einnehmen, zu vergegenwärtigen und deren Entstehungszeit, soweit es möglich ist,
zu bestimmen. Die Gemälde selbst sind auf Veranlassung des Grundeigenthtimers,
Fürsten Torlonia, von den Wänden abgelöst und nach Rom geschafft worden, wo
sie einige Jahre hindurch im Museo italico im Collegio Romano öffentlich ausgestellt
waren, neuerdings im Museo Torlonia sich befinden. Raffaele Garrucci, welcher die
Ablösung zu leiten hatte, hat dann Photographien der Gemälde und auf einer be-

*) Erweiterte Ausführung eines auf der Philologen-
vers. zu Cöln in der arclräolog. Section gehal-
tenen Vortrages, vgl. Verh. d. 43. Vers, dtsch.
Philol. u. Sckulm. S. 161 —163.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XII.

J) Das Verdienst, die Rede des Kaisers Claudius
zur Erklärung des Gemäldes zuerst herangezogen
zu haben, gebührt O. Jahn, s. Arch. Zeit. 1862,
370 ff.

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