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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 12.1897

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Graef, Botho: Die Amazonenstatuen des Kresilas und Polyklet
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Türk, Gustav: Zu den Darstellungen des Hylas
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https://doi.org/10.11588/diglit.39821#0098
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36 Türk, Zu den Darstellungen des Hylas.

weifs nichts von einer Verwundung der Amazone des Kresilas, sie ist nur durch
eine Conjectur erschlossen, welche im alphabetischen Verzeichnis bei Plinius für den
ganz unanstöfsigen, wenn auch sonst nicht bekannten Künstler Ktesilaos — dieser
Name ist so gut wie überliefert — den Namen des Kresilas einsetzt. Nun hat be-
kanntlich die Verwundung bei dieser Amazone stets sehr viel Kopfzerbrechens ver-
ursacht, und der Gedanke ist aufgetaucht, das Original möchte ohne Wunde gewesen
sein, eine einfache ruhende Amazone, die man erst in den Repliken durch die Zu-
fügung einer Wunde der anderen angeglichen habe. Man sieht, das bleibt bei der
Zuteilung an Kresilas ebenso möglich, wenn auch ebenso unentschieden.
Botho Graef.

ZU DEN DARSTELLUNGEN DES HYLAS.
(Tafel 4. 5.)
Durch die Güte der Herren Professoren Mau und Petersen bin ich in der
Lage mehrere bisher nicht veröffentlichte Hylasdarstellungen der allgemeinen An-
schauung zugänglich zu machen. Ich habe daran die folgenden Bemerkungen zu
knüpfen:
1) Das beistehend abgebildete Stuccorelief, welches in der Abhandlung de Hyla
(= Bresl. Philol. Abhandl. VII 4) S. 82 auf Grund der Angabe Diltheys Bull. d. Inst.
1869 S. 155 erwähnt ist, wird dasjenige sein, welches im Museo nazionale zu Neapel
unter der Bezeichnung Ajfreschi 9596 aufbewahrt wird1. Wie auf der ganzen Wand,
so war auch auf unserem Bilde Malerei und Stuccorelief vereinigt. Gegenwärtig ist
der Stuck abgefallen, sodafs nur noch der Umrifs der von ihm bedeckten Fläche zu
erkennen ist, die sich nebst den in stuckähnlicher Farbe gemalten Teilen von dem
karmoisinroten2 Grunde abhebt. Das Bildfeld, ein liegendes Rechteck mit ein-
springend abgerundeten Ecken, unmittelbar über dem niedrigen in Stucco her-
gestellten Sockel, zeigt zwei Figuren, welche den Raum nicht ganz ausfüllen, und
zwar so, dafs nach dem linken Rande zu eine viel gröfsere Fläche frei bleibt als
nach dem rechten Rande zu3. Die Figur in der linken Hälfte des Bildes ist Hylas,
nach rechts stark ausschreitend, unbekleidet bis auf die bogenförmig im Rücken
flatternde Chlamys, mit einem Krug in der zurückgenommenen Rechten und zwei
Speeren in der vorgestreckten Linken. Er eilt auf eine Nymphe zu, welche auf

9 Dilthey nennt es »provenuto, se non mi sbaglio,
da Pozzuoli«; nach den Aussagen eines anschei-
nend unterrichteten Museumsbeamten stammt —
wie mir seinerzeit von meinem Freunde Hubert
Schmidt mitgeteilt wurde — die Wand, zu der
das Bild gehört, aus Castellamare und befindet

sich schon seit dem vorigen Jahrhundert unter
pompejanischen Funden. Sicher scheint also
nur soviel zu sein, dafs sie nicht aus Pompeji
selbst stammt.
2) Farbenangaben nach Mitteilung von Hub. Schmidt.
3) Die Abbildung zeigt nicht das ganze Bildfeld.
 
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