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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 12.1897

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Schöne, Hermann: Neue Angaben über den Hippodrom zu Olympia
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https://doi.org/10.11588/diglit.39821#0164
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NEUE ANGABEN ÜBER DEN HIPPODROM ZU
OLYMPTA.

Bei den deutschen Ausgrabungen in Olympia hat man bekanntlich davon
Abstand genommen, den antiken Hippodrom aufdecken zu wollen, da er aller Wahr-
scheinlichkeit nach durch die verheerenden Überschwemmungen des Alpheios gänz-
lich zerstört worden ist. Man ist daher bei dem Versuch, sich von der Anlage und
den Abmessungen dieser berühmtesten Rennbahn des Altertums eine Vorstellung
zu bilden, lediglich auf die Betrachtung des unausgegrabenen Terrains in seinem
heutigen Zustande und auf die litterarischen Zeugnisse angewiesen. Unter diesen
sind die Angaben des Pausanias die wichtigsten. Seine Beschreibung der Renn-
bahn ist jedoch weder so vollständig noch so präcis, als man sie bei dem gänz-
lichen Mangel an Resten der antiken Anlage wünschen möchte, und die verschie-
denen darauf aufgebauten Rekonstruktionsversuche weichen infolgedessen erheblich
von einander ab1. Die Frage in ihrem ganzen Umfange von Neuem zu erörtern
liegt nicht in meiner Absicht; ich beschränke mich vielmehr darauf, einige wenige
Punkte derselben einleitungsweise zu berühren, um sodann neugefundene Angaben
eines griechischen Schriftstellers über den Plippodrom zu Olympia vorzulegen und
zu besprechen.
Denkt man sich den antiken Zeugnissen gemäfs den Hippodrom südlich
vom Stadion und diesem parallel als ein Rechteck mit halbrundem östlichem Ab-
schlufs und zwei vuöcai, um die die Gespanne mehrmals herumfahren mufsten, so
drängt sich die Frage auf, wo der Endpunkt des Rennens gewesen ist und wo die
Hellanodiken, denen die Entscheidung des Wettkampfs oblag, ihren Sitz gehabt
haben. Da man in Ermangelung einer Überlieferung über diese beiden Punkte auf
Vermutungen angewiesen ist, so sind verschiedene Ansichten geäufsert worden.
Darüber zwar herrscht Übereinstimmung, dafs es nicht darauf angekommen sein
kann, ganz am Ende des Rennens noch einmal um die eine der beiden vuocrai herum-
zufahren, sondern darauf, eine — wie immer markierte — gerade Linie zu über-
schreiten. Während jedoch K. O. Müller auf dem Grundrifs des Hippodroms, den
er für Dissen’s Pindar entworfen hat, diese Linie als eine von der ersten Zielsäule
(vucjaa) auf die nördliche Langseite gefällte Senkrechte zeichnete, wollte sie Gott-
fried Hermann (Opuscula VII 401) näher an die westliche Breitseite der Bahn heran-
rücken, denn — so lauten seine Worte — albani istam lineam, quam cretam Latini
vocant, in proiectu sinistri lateris tarn lonspe a prima meta remotam fuisse oportet, ut
esset extra amfractum in quo circum primam metam flecterentur equi, ita ut illi ulti-

') Vgl. Albert Martin Hippodromos im Dictionnaire des antiquites von Daremberg und Saglio.
 
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