Schöne, Neue Angaben über den Hippodrom zu Olympia.
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mum cursum peragentes praeterito illo amfracht recta procurrerent, nsque dum ad
istarn lineam progressi consisterent. Mir scheint Hermann’s Ansicht wohl begründet;
dagegen ist eine Vermutung, die neuerdings Wernicke (Olympische Beiträge, V
Der Hippodrom; in diesem Jahrbuch IX (1894) S. 203) aufgestellt hat, nicht zu bil-
ligen. Er geht aus von den Worten des Pausanias V, 15, 5: sv os tiuv itttoov x-(j
acpeasi sv p.sv xm uTrodöpcp dtpsasmc xaxd jasöov ttou [Jtcdaaxa rioastotnvo? 'Ittttlou xal
FTpctc eiaiv 'Limas (3 01401, -pos os xu> xiovi Aioaxoupuiv, und bemerkt dazu: »Dieser xioiv
mufs eine ganz für sich stehende Säule gewesen sein, da er mit dem bestimmten
Artikel angeführt wird; ich verstehe darunter das eigentliche Ziel, so dafs im
Hippodrom drei Zielsäulen existierten, die eine gegenüber dem Taraxippos, an der
östlichen Wendung, die zweite nach der acpsot? zu, bei der westlichen Wendung
— und das eigentliche Ziel mit dem Altar der Dioskuren«. Aus Pausanias Worten
geht jedoch hervor, dafs der Altar der Dioskuren sowie die Säule innerhalb der
aVecnc standen und nicht aufserhalb, wie Wernicke annimmt (vgl. den Plan a. a. O.
S. 100); mithin kann die Säule nicht als Ziel gedient haben.
Wo haben nun die Iiellanodiken, die beobachten mufsten, welches Gespann
nach dem letzten Umlauf die Ziellinie zuerst überschritt, ihren Sitz gehabt? Ich
vermute, dafs sie während der im Hippodrom stattfindenden Wettfahrten auf dem-
selben Platz gesessen haben wie während der im Stadion stattfindenden Wettläufe.
Bei letzteren hatten sie eine xaösopa auf dem südlichen Wall des Stadions, wahr-
scheinlich nahe der östlichen Schmalseite desselben, inne2; nahmen sie nun auf
eben diesem Sitze die Front nach Süden, so konnten sie ihr Amt auch in den
oqoivsc iimxoi', wie sie in der Rennbahn veranstaltet wurden, ausüben. Denn wenn
man sich die eine »Zielsäule« (vuaaa) der Rennbahn in Verlängerung der östlichen
Schmalseite des Stadions aufgestellt denkt, so ist es geboten, die markierte End-
linie etwa in der Höhe jener xaösöpa der Hellanodiken anzusetzen, und es leuchtet
ein, dafs die Kampfrichter die Linie von diesem Platze aus gut beobachten konnten.
So würde sich auch erklären, warum Pausanias es nicht für nötig gehalten hat anzu-
geben, wo die Hellanodiken während der Pferderennen safsen.
Darf dieses Resultat als hinlänglich gesichert gelten, so gewährt es zugleich
die bisher fehlenden Anhaltspunkte zur Entscheidung einer anderen Streitfrage.
Pausanias bezeugt VI 20, 15, dafs die eine Langseite der Rennbahn länger
war als die andere, und dafs auf der längeren, die aus einem aufgeschütteten Erd-
damm bestand, in der Nähe eines Durchganges der sogenannte xapaSnnro? zu sehen
war, während am Ende der kürzeren Langseite, die durch einen niedrigen natür-
lichen Höhenzug gebildet ward, ein Heiligtum der Demeter Chamyne lag (VI 21, 1).
Ob die nördliche oder die südliche Seite länger gewesen ist, darüber sind die An-
sichten geteilt. Flasch (Olympia S. 45) nimmt an, dem Plippodrom habe eine
Strecke weit der südliche Stadiondamm als Böschung gedient und Pausanias be-
2) Pausanias VI, 20,8 und io; vgl. Dörpfeld, Aus- nach meinem Dafürhalten durch die Einwände
grabungen zu Olympia V, 37, dessen Ansicht von Flasch (Olympia, S. A. aus Baumeisters
Denkmälern S. 59) nicht widerlegt ist.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XII. I I
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mum cursum peragentes praeterito illo amfracht recta procurrerent, nsque dum ad
istarn lineam progressi consisterent. Mir scheint Hermann’s Ansicht wohl begründet;
dagegen ist eine Vermutung, die neuerdings Wernicke (Olympische Beiträge, V
Der Hippodrom; in diesem Jahrbuch IX (1894) S. 203) aufgestellt hat, nicht zu bil-
ligen. Er geht aus von den Worten des Pausanias V, 15, 5: sv os tiuv itttoov x-(j
acpeasi sv p.sv xm uTrodöpcp dtpsasmc xaxd jasöov ttou [Jtcdaaxa rioastotnvo? 'Ittttlou xal
FTpctc eiaiv 'Limas (3 01401, -pos os xu> xiovi Aioaxoupuiv, und bemerkt dazu: »Dieser xioiv
mufs eine ganz für sich stehende Säule gewesen sein, da er mit dem bestimmten
Artikel angeführt wird; ich verstehe darunter das eigentliche Ziel, so dafs im
Hippodrom drei Zielsäulen existierten, die eine gegenüber dem Taraxippos, an der
östlichen Wendung, die zweite nach der acpsot? zu, bei der westlichen Wendung
— und das eigentliche Ziel mit dem Altar der Dioskuren«. Aus Pausanias Worten
geht jedoch hervor, dafs der Altar der Dioskuren sowie die Säule innerhalb der
aVecnc standen und nicht aufserhalb, wie Wernicke annimmt (vgl. den Plan a. a. O.
S. 100); mithin kann die Säule nicht als Ziel gedient haben.
Wo haben nun die Iiellanodiken, die beobachten mufsten, welches Gespann
nach dem letzten Umlauf die Ziellinie zuerst überschritt, ihren Sitz gehabt? Ich
vermute, dafs sie während der im Hippodrom stattfindenden Wettfahrten auf dem-
selben Platz gesessen haben wie während der im Stadion stattfindenden Wettläufe.
Bei letzteren hatten sie eine xaösopa auf dem südlichen Wall des Stadions, wahr-
scheinlich nahe der östlichen Schmalseite desselben, inne2; nahmen sie nun auf
eben diesem Sitze die Front nach Süden, so konnten sie ihr Amt auch in den
oqoivsc iimxoi', wie sie in der Rennbahn veranstaltet wurden, ausüben. Denn wenn
man sich die eine »Zielsäule« (vuaaa) der Rennbahn in Verlängerung der östlichen
Schmalseite des Stadions aufgestellt denkt, so ist es geboten, die markierte End-
linie etwa in der Höhe jener xaösöpa der Hellanodiken anzusetzen, und es leuchtet
ein, dafs die Kampfrichter die Linie von diesem Platze aus gut beobachten konnten.
So würde sich auch erklären, warum Pausanias es nicht für nötig gehalten hat anzu-
geben, wo die Hellanodiken während der Pferderennen safsen.
Darf dieses Resultat als hinlänglich gesichert gelten, so gewährt es zugleich
die bisher fehlenden Anhaltspunkte zur Entscheidung einer anderen Streitfrage.
Pausanias bezeugt VI 20, 15, dafs die eine Langseite der Rennbahn länger
war als die andere, und dafs auf der längeren, die aus einem aufgeschütteten Erd-
damm bestand, in der Nähe eines Durchganges der sogenannte xapaSnnro? zu sehen
war, während am Ende der kürzeren Langseite, die durch einen niedrigen natür-
lichen Höhenzug gebildet ward, ein Heiligtum der Demeter Chamyne lag (VI 21, 1).
Ob die nördliche oder die südliche Seite länger gewesen ist, darüber sind die An-
sichten geteilt. Flasch (Olympia S. 45) nimmt an, dem Plippodrom habe eine
Strecke weit der südliche Stadiondamm als Böschung gedient und Pausanias be-
2) Pausanias VI, 20,8 und io; vgl. Dörpfeld, Aus- nach meinem Dafürhalten durch die Einwände
grabungen zu Olympia V, 37, dessen Ansicht von Flasch (Olympia, S. A. aus Baumeisters
Denkmälern S. 59) nicht widerlegt ist.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XII. I I