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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 12.1897

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Wernicke, Konrad: Olympische Beiträge, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39821#0186
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OLYMPISCHE BEITRÄGE1.

VI.
Der Ostgiebel des Zeustempels.
Nach langem Zögern und reiflicher Überlegung unternehme ich es, die
folgenden Bemerkungen zu veröffentlichen. Denn das Problem, mit dem sie sich
beschäftigen, ist bereits von so vielen und hervorragenden Forschern behandelt
worden2, ohne dafs eine wirkliche Einigung erzielt worden wäre, dafs Viele meinen
werden, es gehöre eben zu den mancherlei Fragen, die mit unserem Materiale end-
giltig nicht gelöst werden könnten, und dafs sie einer erneuten Erörterung nur mit
Unbehagen oder Mistrauen entgegen sehen werden. Und dennoch, — wo wie beim
Ostgiebel des Zeustempels von Olympia uns neben so zahlreichen, wenn auch
trümmerhaften, Resten eine ausführliche Beschreibung von P'igur zu Figur vorliegt,
da sollte man immer und immer wieder versuchen, die endgiltige Lösung zu finden.
Ich wurde zuerst vor Jahren veranlafst, diesem Problem näher zu treten, als ich
zum Zweck von Vorlesungen die betreffende Litteratur durcharbeitete. Als es mir
in dem verwirrenden Widerstreit der Meinungen nicht gelingen wollte, den rechten
Weg zu finden, liefs ich zunächst die Litteratur ganz bei Seite und versuchte, mir
selbständig aus den Fragmenten und der Beschreibung des Pausanias eine eigene
Meinung zu bilden. War ich vorher wol der Ansicht gewesen, es gäbe kaum noch
eine Combination der Giebelfiguren, die nicht bereits in Vorschlag gebracht wäre,
so sah ich jetzt, dafs mein Ergebnis doch in wesentlichen Punkten von den bis-
herigen Vorschlägen abwich. Ich verhehle nicht, dafs diese Erkenntnis in mir ein
erhebliches Mistrauen in das eigene Resultat erweckte. Ich habe darum lange Be-

’) Vgl. Jahrbuch IX (1894) S. 88ff. 127 fr. igiff.
2) Zusammenstellung der Litteratur bei Treu, Olym-
pia. III. Die Bildwerke in Stein und Thon S. 178 fr.
Auf der Beilage sind die bisher vorgeschlagenen
Reconstructionen des Giebels, soweit sie bild-
lichen Ausdruck fanden, zusammengestellt; weg-
gelassen sind jene ältesten Versuche, welche
noch vor Auffindung der Originale hervortraten
(z. B. der Quatremere de Quincy’s), sowie die
ersten noch mit ganz wenig Bruchstücken operi-
renden, z. B. Treu (Arch. Ztg. 1876 Taf. 13) und
v. Urlichs (Würzburger Programm 1877 mit Ta-
fel). Overbeck (Gesch. d. gr. Plastik3 1882 I
S. 420 und M893 I S. 308), A. Bötticher (Olym-
wurde daher ebenfalls
Jahrbuch des archäologischen Instituts XII.

pia Taf. 7. 8), Flasch (Baumeisters Denkm. II
Taf. 27) stimmen Treu’s Reconstruction zu, wäh-
rend L. Mitchell (A History of Ancient Sculpture
S. 255ff.) und Waldstein (Jour?i. Hell. Stud. V
S. 195, Beilage) es mit Curtius halten, Collignon
{Hist, de la sculpt. grecque I S. 436) sich Laloux-
Monceaux anschliefst. Die neue, von Treu auf
der Dresdener Philologenversammlung verteilte
Lichtdrucktafel, welche den gegenwärtigen Zu-
stand der Gipse im Albertinum wiedergiebt,
unterscheidet sich nur in unwesentlichen Einzel-
heiten (Sterope trägt z. B. einen Opferkorb statt
der früher angenommenen Schale) von der in
dem Olympiawerk gegebenen Reconstruction und
weggelassen.
U
 
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