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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 12.1897

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Graef, Botho: Die Amazonenstatuen des Kresilas und Polyklet
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https://doi.org/10.11588/diglit.39821#0094
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82 Graef, Die Amazonenstatuen des Kresilas und Polyklet.

Kopf steht ja dem Doryphoros aufserordentlich nahe, aber das, worin er abweicht,
namentlich die Behandlung der Augen nähert ihn dem Diadumenostypus4.
Die Einführung dieses neugewonnenen Diadumenos des Polyklet in unseren
Denkmälervorrat hat zunächst gewisse Folgen für die Beurteilung der Amazonen-
statuen, und diesen soll hier nachgegangen werden.
Die Amazone vom Capjtolinischen Typus (II Michaelis) ist nach dem Vor-
gänge Kekule’s ganz allgemein als im Kopfe den Diadumenosköpfen eng verwandt
angesehen worden. Ja, mir ist die Verwandtschaft immer so nah vorgekommen,
dafs ich beide durchaus für Werke desselben Künstlers gehalten habe. Herr Pro-
fessor G. Loeschcke war so gütig mir eine Photographie der Oberansicht des Kopfes
der Amazone zu verschaffen und mir die von ihm gefertigten Oberansichten der
Diadumenosköpfe zur Verfügung zu stellen.


Diadumenos.

Amazone.

Der Dresdener Kopf ist hier neben dem der Amazone abgebildet. Ich denke
eine vollständigere Übereinstimmung der Kopfform ist nicht zu denken. Die Form
ist sehr charakteristisch, es liegt ein Fangschädel zu Grunde, doch ist er seitlich
über den Ohren besonders breit. Das hat bei den Köpfen vornehmlich seinen
Grund in den stark gebauschten Haaren, die bei dem Diadumenos durch die Binde
gestaut sind, während es bei der Amazone die Wahl jener eigentümlichen Frisur
veranlafst. Bei der Amazone ist also dieser dicke Kranz von Haaren ein ganz freier
Einfall des Künstlers, bei dem Diadumenos ist er zwar motivirt durch die Binde,

4) Furtwängler schlägt Meisterwerke S. 432 eine
von der meinen abweichende Beurteilung der
Repliken dieses Herakleskopfes vor; sie würde
der oben ausgesprochenen Ansicht günstig sein, da
er die etwas weicheren Exemplare für die besseren
klefischer Kunst kann l

hält und diese sich dem Diadumenos noch viel
mehr nähern. Ohne erneute Prüfung der Ori-
ginale kann ich mich hierüber nicht entscheiden.
Den Zusammenhang dieser Frage mit meiner An-
sicht von den Beziehungen des Skopas zu Poly-
nicht anerkennen.
 
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