Schöne, Neue Angaben über den Hippodrom zu Olympia. I$9
zu denken hätte, dafs der Weg von der depsoas aus um sie herum bis zur markierten
Ziellinie gerade 6 Stadien betrug11. Aber zu solchen, immerhin künstlichen Aus-
kunftsmitteln wird man nur ungern seine Zuflucht nehmen, zumal man nicht ein-
sieht, aus welchem Grunde den Reitpferden bei den olympischen Spielen so sehr
viel weniger zugemutet worden sein soll als den Gespannpferden; viel näher liegt
es, in diesem Falle die Überlieferung für fehlerhaft zu halten. Der Fehler steckt
vermutlich in axaSiouc; schreibt man, wie Otto Schroeder vorschlägt: xpsyouaiv oi
jjlsv fpaxtmxat (zeXr^xsc) Ttavxss xuxXouc ic, so werden alle Bedenken gehoben.
Ein olympisches Stadion betrug nach Dörpfeld’s Messungen 192,27 m, ein
olympisches Plethron 32,05 m. Durch Einsetzung dieser Werte ergeben sich folgende
Abmessungen und Distanzen:
I. Umlauf im Hippodrom zu Olympia = 8 Stadien = 1538,16 m.
II. Die eine Langseite der Bahn = 3 Stadien+i Plethron = 606,86 m.
III. Die westliche Breitseite der Bahn — 1 Stadion-E4 Plethra = 320,47 m.
IV. Distanz für Pferde unter dem Reiter (nach Schroeder’s Verbesserung)
— 6 Umläufen = 9228,96 m.
V. Distanz für Fohlenzweigespanne = 3 Umläufen = 4614,48 m.
VI. Distanz für Zweigespanne ausgewachsener Rosse = 8 Umläufen -
12305,28 m.
VII. Distanz für Fohlenviergespanne = 8 Umläufen = 12305,28 m.
VIII. Distanz für Viergespanne ausgewachsener Rosse =12 Umläufen -
18457,92 m.
Die Entfernungen, die unsere Berechnung ergeben hat, sind, verglichen mit
den heutzutage bei Wettrennen üblichen Distanzen, auffallend grofs und werden
vermutlich um so mehr Bedenken erregen, als ein Kenner des heutigen Rennsports,
Graf Lehndorff, bedeutend kleinere Distanzen schon als sehr hoch bezeichnet hat
(Hippodromos S. 44). Einem bestimmten, unzweideutigen und unverdächtigen
Zeugnis aus dem Altertum gegenüber können jedoch Bedenken dieser Art so lange
nicht entscheidend ins Gewicht fallen, als das Überlieferte noch denkbar erscheint,
und von competenter militärischer Seite ist mir auf eine Anfrage geantwortet
worden, es sei nicht undenkbar, dafs die oben angegebenen Entfernungen zurück-
gelegt worden seien. Man wird daher dem neuen Texte glauben müssen, dafs die
Griechen ihren Pferden bei den olympischen Kampfspielen erheblich mehr zu-
gemutet haben, als heute üblich ist und für zulässig gilt. Dabei ist übrigens zu
bedenken, dafs keine Notwendigkeit vorliegt anzunehmen, bei allen Rennen sei von
Anfang an Marsch-Marsch geritten oder gefahren worden; vielmehr war die Aufgabe
eine Art von Dauerlauf, und es kann sehr wohl jedesmal der gröfste Teil des Weges
n) Eine dritte, an sich mögliche Annahme, dafs die herein ausgeschlossen durch Pausanias Worte
Reitpferde den Lauf nicht in der clyeoig, sondern VI 20, 11: rtpo Se tcüv appaTurv vj xcu "tctciov
an einem der Krümmung des Hippodroms näher- xcnv xeXfjTcuv, oirjxsi rrpo cojtiüv xaXipScov chm
liegenden Punkt begonnen hätten, wird von vorn- uaTrXrjyo.s.
zu denken hätte, dafs der Weg von der depsoas aus um sie herum bis zur markierten
Ziellinie gerade 6 Stadien betrug11. Aber zu solchen, immerhin künstlichen Aus-
kunftsmitteln wird man nur ungern seine Zuflucht nehmen, zumal man nicht ein-
sieht, aus welchem Grunde den Reitpferden bei den olympischen Spielen so sehr
viel weniger zugemutet worden sein soll als den Gespannpferden; viel näher liegt
es, in diesem Falle die Überlieferung für fehlerhaft zu halten. Der Fehler steckt
vermutlich in axaSiouc; schreibt man, wie Otto Schroeder vorschlägt: xpsyouaiv oi
jjlsv fpaxtmxat (zeXr^xsc) Ttavxss xuxXouc ic, so werden alle Bedenken gehoben.
Ein olympisches Stadion betrug nach Dörpfeld’s Messungen 192,27 m, ein
olympisches Plethron 32,05 m. Durch Einsetzung dieser Werte ergeben sich folgende
Abmessungen und Distanzen:
I. Umlauf im Hippodrom zu Olympia = 8 Stadien = 1538,16 m.
II. Die eine Langseite der Bahn = 3 Stadien+i Plethron = 606,86 m.
III. Die westliche Breitseite der Bahn — 1 Stadion-E4 Plethra = 320,47 m.
IV. Distanz für Pferde unter dem Reiter (nach Schroeder’s Verbesserung)
— 6 Umläufen = 9228,96 m.
V. Distanz für Fohlenzweigespanne = 3 Umläufen = 4614,48 m.
VI. Distanz für Zweigespanne ausgewachsener Rosse = 8 Umläufen -
12305,28 m.
VII. Distanz für Fohlenviergespanne = 8 Umläufen = 12305,28 m.
VIII. Distanz für Viergespanne ausgewachsener Rosse =12 Umläufen -
18457,92 m.
Die Entfernungen, die unsere Berechnung ergeben hat, sind, verglichen mit
den heutzutage bei Wettrennen üblichen Distanzen, auffallend grofs und werden
vermutlich um so mehr Bedenken erregen, als ein Kenner des heutigen Rennsports,
Graf Lehndorff, bedeutend kleinere Distanzen schon als sehr hoch bezeichnet hat
(Hippodromos S. 44). Einem bestimmten, unzweideutigen und unverdächtigen
Zeugnis aus dem Altertum gegenüber können jedoch Bedenken dieser Art so lange
nicht entscheidend ins Gewicht fallen, als das Überlieferte noch denkbar erscheint,
und von competenter militärischer Seite ist mir auf eine Anfrage geantwortet
worden, es sei nicht undenkbar, dafs die oben angegebenen Entfernungen zurück-
gelegt worden seien. Man wird daher dem neuen Texte glauben müssen, dafs die
Griechen ihren Pferden bei den olympischen Kampfspielen erheblich mehr zu-
gemutet haben, als heute üblich ist und für zulässig gilt. Dabei ist übrigens zu
bedenken, dafs keine Notwendigkeit vorliegt anzunehmen, bei allen Rennen sei von
Anfang an Marsch-Marsch geritten oder gefahren worden; vielmehr war die Aufgabe
eine Art von Dauerlauf, und es kann sehr wohl jedesmal der gröfste Teil des Weges
n) Eine dritte, an sich mögliche Annahme, dafs die herein ausgeschlossen durch Pausanias Worte
Reitpferde den Lauf nicht in der clyeoig, sondern VI 20, 11: rtpo Se tcüv appaTurv vj xcu "tctciov
an einem der Krümmung des Hippodroms näher- xcnv xeXfjTcuv, oirjxsi rrpo cojtiüv xaXipScov chm
liegenden Punkt begonnen hätten, wird von vorn- uaTrXrjyo.s.