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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 14.1899

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Wolters, Paul: Vasen aus Menidi, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.41309#0143
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Wolters, Vasen aus Menidi. II.

I

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Wir können nicht annehmen, dafs eine so grofse Anzahl von Luterien am
Grabe von Menidi nur als Weihgeschenke ohne besondere Beziehung aufgestellt
worden seien, vielmehr ist ohne weiteres klar, dafs es hier üblich war, den Heroen
als Opfergabe ein Bad darzubringen. Die Salbgefäfse (oben S. 128), die im wirk-
lichen Leben untrennbar dazu gehörten, mögen auch hier als notwendige Ergänzung
gegolten haben.
Eine solche Bedeutung des Bades ist uns nicht nur für den Kult des
Sosipolis in Olympia bezeugt47, sondern auch durch den priesterlichen Titel λουτρο-
φόρος, den wir in Sikyon (Aphrodite)48, Bargylia (Artemis Kindyasr)19 und Milet
(Kabiren)50 finden. Auch die argivischen ’Ηοεσιοες51 haben wir hier zu nennen,
wenn die Erklärung des Hesych genau ist, sie also das Bad in den Tempel brachten.
Wie die Darbringung des Bades in diesen Fällen erfolgte, ob wirklich eine Waschung
des Götterbildes sich anschlofs, ist kaum zu ermitteln. Von den Reinigungsfesten
wie den Plynterien, an welchen das Bild aus dem Tempel weg zum Meere oder
Flusse geführt wurde, sind diese Darbringungen im Tempel zunächst zu scheiden,
obwol verwandte Anschauungen zu Grunde liegen.
Die Bedeutung des Bades im Totenkult ist uns vor allem durch die attische
Sitte geläufig, die sich in der Darbringung eines Brautbades bei der Bestattung
Unverheirateter und der Aufstellung des dabei benutzten Gefäfses, der Lutrophoros,
auf ihrem Grab bekundete. Als ich die Denkmäler, welche uns dieser Brauch hinter-
lassen hat, zu erläutern versuchte, habe ich mich zu sehr im Rahmen der aus-
gebildeten Sitte gehalten und habe deshalb auf eine Erklärung ihres Ursprungs
verzichten müssen52. Mit Recht hat aber Brückner53 darauf hingewiesen, dafs sich
schon in den reichen Gräbern der Dipylonzeit das grofse Wassergefäfs neben allerlei
andern Geräten des täglichen Lebens findet; mir ist nach dem ganzen Befund
wahrscheinlich, dafs damals die Sitte noch nicht auf die Ledigen beschränkt war,
denen man diese besondere Form der Grabspende später vorbehielt, indem man
sie zu dem Brautbad in Beziehung setzte, das ihnen gebührt hätte, und das ihnen
nicht vorzuenthalten fromme Pflicht war. Denn auch andern Toten hat man ein
Bad dargebracht. Das bezeugt uns vor allem Sophokles, der in der Elektra V. 84
(πατρός χέοντες λουτρά) und 434 (λουτρά προσφε,ρειν πατρί) diese Opfergabe zum Grab
des Agamemnon bringen läfst, und dasselbe mufs doch Aschylus mit dem etwas
undeutlichen Ausdruck (Choephoren V. 130) χέουσα τάσόε χέρνιβας φδττοΐς meinen.

47) Pausanias VI, 20, 2: ή δέ πρεσβΰτις ή θεραττεύ-
ουσα τον Σωσιπολιν . . . λουτρά τε έσφέρει τφ
θεοί καί μάζας κατατίθησιν αυτοί μεμαγμένας
μέλιτι. Vgl. dazu Robert, Athen. Mittheilungen
1893 S. 37 ff. Nach Pausanias IV, 33, 1 φέρουσί
τε άνά κάσαν ήμέραν ύδωρ από της πηγής ές του
Διός τοΰ Ίθωμάτα τό Ιερόν; auch an der Ithome
haftete eine Geburtssage des Zeus.

48) Pausanias II, 10,4: παρθένος ίερωσύνην έπέτειον
έχουσα · λουτροφο'ρον την παρθένον όνομάζουσι.
*9) Β. C. Η 1889 S. 3§·
“) Β. C. Η. 1877 S. 288.
51) Hesych: Τίρεσίδες· κο'ραι αί λουτρά κομίζουσαι
τη Τίρα. Etym. Μ. Ήρεσίδες, αΐ ίερειαε τής έν
Άργει ΤΙρας . . . αϊ άρυόμεναι τά λουτρά.
52) Athen. Mittheilungen 1891 S. 371 > besonders S.399.
53) Athen. Mittheilungen 1893 S. 145.
 
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