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Engelmann, Die Katzen im Altertum.
»Als Feinde der Maus, und sie hat deren viele, mufsten auch frühzeitig die das
Flaus des Menschen umschleichenden Tiere, das Wiesel mit seinen Unterarten, Iltis,
Marder, wilde Katze beobachtet werden; einige davon wurden deshalb gehegt und
nicht verfolgt und traten in eine Art Gemeinschaft mit den Menschen; Wiesel und
Marder lassen sich zähmen, und ehe die Katze eingeführt war, geschah dies viel
häufiger als jetzt. Doch litt unter diesen Räubern auch wieder das Federvieh,
besonders dessen junge Brut, und man suchte sie dann wieder abzuhalten und
machte ihnen den Krieg.« Leider haben die Alten zwischen den einzelnen Tieren
nie wissenschaftlich streng unterschieden, so dafs die Möglichkeit nicht abzuleugnen
ist, dafs nicht die Hauskatze, sondern die damit verwandten oben genannten Tiere
unter den gebrauchten Ausdrücken zu verstehen sind; man-wird dies um so mehr
zuzugeben geneigt sein, wenn man aus der heute geltenden. Zoologie erfährt, dafs
eine grofse Zahl der zum Katzengeschlecht gehörenden, aber von der Hauskatze
ganz scharf unterschiedenen Tiere noch heute gezähmt und zur Vertilgung der
Mäuse und anderen Ungeziefers verwendet werden. So wird, um nur einige Bei-
spiele anzuführen, nach Brehms Tierleben I S. 508 die Tigerkatze (felis tigrinä)
noch heute gezähmt und zur Reinigung des Hauses von Mäusen und Ratten ver-
wendet; dasselbe gilt von vielen Arten der Viverridae, so z. B. der Ginsterkatze
(S. 557), die in der Berberei vollständig unsere Hauskatze vertritt; auch das Wiesel
wird heute noch gezähmt und zur Mäusejagd verwendet (S. 618). Demnach kann
man aus den zahlreichen Stellen, an denen von derartigen Tieren des Katzen-
geschlechts geredet wird, keine Sicherheit gewinnen, ob wirklich unsere Hauskatze
oder andere zu ähnlichen Zwecken verwendete Tiere gemeint sind ', und so könnte
die Frage nach der Verbreitung der Hauskatze nie gelöst werden, wenn es nicht
gelingt, zu der litterarischen Überlieferung noch andre Quellen hinzuzufinden.
Dafs die Katze in Ägypten als Haustier vorhanden war, steht nicht nur aus
den Nachrichten der Schriftsteller fest, sondern ergiebt sich auch aus den grofsen
Massen von Katzenmumien und Katzengebeinen, die in Bubastis und an andern
Orten gefunden worden sind; wie heilig sie gehalten wurde, und wie streng jede
Tötung eines solchen Tieres bestraft wurde, das geht nicht nur aus Herod. 1166
hervor, sondern dafür bietet ein von Diodor berichteter Vorgang, den er selbst als
Augenzeuge beobachtete, einen deutlichen Beweis2. Man begreift, dafs bei solchen
Verhältnissen die Ausfuhr leicht gefährlich sein konnte; wenngleich nichts davon
überliefert ist, dafs die Ausfuhr der Katzen verboten war, so könnte man doch bei
der Heiligkeit, in der das Tier allgemein stand, leicht etwas Derartiges annehmen.
p Die hauptsächlichsten Stellen sind bei V. Hehn
und bei Daremberg· et Saglio Dict. des a?it. I
S. 689. 699 verzeichnet, vgl. noch Ann. des scieiic.
nal. XVII (1829) S. 165. Dafs Aristoteles Ζιε
2. 540a 10 unter αίλουρος wirklich die Katze
versteht, scheint mir unzweifelhaft, aber auch
bei ihm scheinen die Bezeichnungen αίλουρος,
ίκτις, γαλή mehrfach ineinander überzugehen.
Vgl. noch K. Sittl, Zur Gesell, d. Hauskatze, in
Arch. f. lat. Lexicogr. V (1888) S. 133.
2) I 83,8 άποκτείναντος 'Ρωμαίου τίνος αίλουρον καί
τοϋ πλήθους συνδραμο'ντος έπι τήν οικίαν τοΰ
πράξαντος, ούτε οί πεμφδέντες υπό τοΰ βασιλέως
άρχοντες έπι τήν παραίτησήν ούτε δ κοινός από
τής 'Ρώμης φο'βος ί'σχυσεν όξελέσθαι τής τιμωρίας
τον άνθρωπον, καίπερ ακουσίους τούτο πεπραχο'τα.
Engelmann, Die Katzen im Altertum.
»Als Feinde der Maus, und sie hat deren viele, mufsten auch frühzeitig die das
Flaus des Menschen umschleichenden Tiere, das Wiesel mit seinen Unterarten, Iltis,
Marder, wilde Katze beobachtet werden; einige davon wurden deshalb gehegt und
nicht verfolgt und traten in eine Art Gemeinschaft mit den Menschen; Wiesel und
Marder lassen sich zähmen, und ehe die Katze eingeführt war, geschah dies viel
häufiger als jetzt. Doch litt unter diesen Räubern auch wieder das Federvieh,
besonders dessen junge Brut, und man suchte sie dann wieder abzuhalten und
machte ihnen den Krieg.« Leider haben die Alten zwischen den einzelnen Tieren
nie wissenschaftlich streng unterschieden, so dafs die Möglichkeit nicht abzuleugnen
ist, dafs nicht die Hauskatze, sondern die damit verwandten oben genannten Tiere
unter den gebrauchten Ausdrücken zu verstehen sind; man-wird dies um so mehr
zuzugeben geneigt sein, wenn man aus der heute geltenden. Zoologie erfährt, dafs
eine grofse Zahl der zum Katzengeschlecht gehörenden, aber von der Hauskatze
ganz scharf unterschiedenen Tiere noch heute gezähmt und zur Vertilgung der
Mäuse und anderen Ungeziefers verwendet werden. So wird, um nur einige Bei-
spiele anzuführen, nach Brehms Tierleben I S. 508 die Tigerkatze (felis tigrinä)
noch heute gezähmt und zur Reinigung des Hauses von Mäusen und Ratten ver-
wendet; dasselbe gilt von vielen Arten der Viverridae, so z. B. der Ginsterkatze
(S. 557), die in der Berberei vollständig unsere Hauskatze vertritt; auch das Wiesel
wird heute noch gezähmt und zur Mäusejagd verwendet (S. 618). Demnach kann
man aus den zahlreichen Stellen, an denen von derartigen Tieren des Katzen-
geschlechts geredet wird, keine Sicherheit gewinnen, ob wirklich unsere Hauskatze
oder andere zu ähnlichen Zwecken verwendete Tiere gemeint sind ', und so könnte
die Frage nach der Verbreitung der Hauskatze nie gelöst werden, wenn es nicht
gelingt, zu der litterarischen Überlieferung noch andre Quellen hinzuzufinden.
Dafs die Katze in Ägypten als Haustier vorhanden war, steht nicht nur aus
den Nachrichten der Schriftsteller fest, sondern ergiebt sich auch aus den grofsen
Massen von Katzenmumien und Katzengebeinen, die in Bubastis und an andern
Orten gefunden worden sind; wie heilig sie gehalten wurde, und wie streng jede
Tötung eines solchen Tieres bestraft wurde, das geht nicht nur aus Herod. 1166
hervor, sondern dafür bietet ein von Diodor berichteter Vorgang, den er selbst als
Augenzeuge beobachtete, einen deutlichen Beweis2. Man begreift, dafs bei solchen
Verhältnissen die Ausfuhr leicht gefährlich sein konnte; wenngleich nichts davon
überliefert ist, dafs die Ausfuhr der Katzen verboten war, so könnte man doch bei
der Heiligkeit, in der das Tier allgemein stand, leicht etwas Derartiges annehmen.
p Die hauptsächlichsten Stellen sind bei V. Hehn
und bei Daremberg· et Saglio Dict. des a?it. I
S. 689. 699 verzeichnet, vgl. noch Ann. des scieiic.
nal. XVII (1829) S. 165. Dafs Aristoteles Ζιε
2. 540a 10 unter αίλουρος wirklich die Katze
versteht, scheint mir unzweifelhaft, aber auch
bei ihm scheinen die Bezeichnungen αίλουρος,
ίκτις, γαλή mehrfach ineinander überzugehen.
Vgl. noch K. Sittl, Zur Gesell, d. Hauskatze, in
Arch. f. lat. Lexicogr. V (1888) S. 133.
2) I 83,8 άποκτείναντος 'Ρωμαίου τίνος αίλουρον καί
τοϋ πλήθους συνδραμο'ντος έπι τήν οικίαν τοΰ
πράξαντος, ούτε οί πεμφδέντες υπό τοΰ βασιλέως
άρχοντες έπι τήν παραίτησήν ούτε δ κοινός από
τής 'Ρώμης φο'βος ί'σχυσεν όξελέσθαι τής τιμωρίας
τον άνθρωπον, καίπερ ακουσίους τούτο πεπραχο'τα.