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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 14.1899

DOI Artikel:
Hartwig, Paul: Die Anwendung der Federfahne bei den griechischen Vasenmalern
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https://doi.org/10.11588/diglit.41309#0157
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DIE ANWENDUNG DER FEDERFAHNE
BEI DEN GRIECHISCHEN VASENMALERN'.
(Tafel 4)
Dasjenige technische Problem der griechischen Vasenmalerei, dessen Lösung
wir im Folgenden zu geben hoffen, hat die verschiedensten Gelehrten schon seit
Langem beschäftigt. Es handelt sich um die Frage, welches Instrument die alten
Vasenmaler anwendeten, um jene elastischen, glänzend schwarzen Relieflinien zu
ziehen, die, speciell im rotfigurigen Stile, die Conturen und in der Hauptsache auch
die Innenzeichnung der Figuren bilden. Man hat früher auf eine Rohr- oder eine
Metallfeder, auf eine Art Reifsfeder oder auch auf Haarpinsel geschlossen, jedoch
fand eine Einigung der Meinungen nicht statt2. Wurde durch die Annahme des
Pinsels der Schwung, das An- und Abschwellen der Finien, wohl auch die eigen-
thümliche, auf dem Vasengrunde filigranartig aufliegende Dicke des Farbstoffes
erklärt, so führten andrerseits Beobachtungen über gewisse Besonderheiten der
Relieflinien wieder von diesem Ziele ab. Bei genauerer Betrachtung zeigen diese
Finien nämlich fast immer in der Mitte eine Furche, während zu beiden Seiten die
Farbe, bisweilen ziemlich scharfe Borte bildend, emporgetrieben ist. Diese Er-
scheinung, welche Gelehrten wie John, Brunn, Petersen nicht entgangen ist, liefs
sich logischerweise nur durch die Anwendung eines resistenten Malinstrumentes
erklären. Die weiche Spitze des Haarpinsels vertheilt, wie man sich durch Ver-
suche leicht überzeugen kann, den Farbstoff gleichmäfsig nach allen Seiten hin.
Man wurde also zur Annahme einer Metallfeder, ähnlich unserer heutigen Schreib-
oder Zeichenfeder, geführt und erklärte jene eigenthümlichen Doppelzüge der Relief-
linien dadurch, dafs die ziehende Spalte der Feder sich zu sehr getheilt habe und
nicht mit hinreichender Flüssigkeit gefüllt gewesen sei. Macht man jedoch auch
hier den praktischen Versuch, so wird man finden, dafs die Erscheinungen, die

b Vgl. Rom. Mitth. 1897 S. 88. Bericlit über die
Palilienfeier im deutschen archäologischen In-
stitute zu Rom.
2) Vgl. de Witte Etüde sur les vases peints p. 29;
Jahn, Einleitung zur Beschreibung der Vasen-
sammlung König Ludwigs S. CXLI; John, Malerei
der Alten S. 180; Brunn, Probleme, in den Ab-
handlungen der Bayr. Akademie XII S. 126;
Petersen, Archäol. Zeitung 1879 S. 5 Anm. 17;
Jahrbuch des archäologischen Instituts XIV.

Blümner, Technologie II S. 78; Pottier, Gazette
des Beaux-Arts 1890,2 S. m. Erhaltene Rohr-
und Metallfedern siehe bei Daremberg-Saglio
Fig. 933. 996; Schreiber, Bilderatlas Taf. 89, 10;
Baumeister III S. 1585. Metallfedern im Museum
zu Trier S. 1497 — 98. 8392; ein weiteres Exem-
plar erwarb ich in Rom. Alle diese Federn
scheinen spätrömischer Zeit anzugehören.
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