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Passow, Zum Parthenonfriese.

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Müfste man in diesem Falle die Hände von vorn herein unter dem Kinn des Pferdes
erwarten (vgl. Nordfr. 66) und nicht eine Handbreit vor der Schnauze, so zeigt auch
hier das Bohrloch am Widerrist deutlich genug, dafs der Zügel anders verlief; wir
werden später sehen, wohin.
Befremdend wäre weiter der abgewendete Kopf des Jünglings. Man sieht
doch in der Regel nach der Richtung, wo man mit den Händen zu thun hat. Es
ist nur ein Notbehelf, wenn man sagt, er sah sich vielleicht zufällig gerade einmal
für einen Moment um, und Lob verdiente der Künstler nicht, der auf diese Weise
beide Handlungen vereinigte und somit keine zum klaren Ausdruck bringt.
Entscheidend aber sind die Hände, die freilich von den Zeichnern recht
verschieden wiedergegeben sind.
Carrey(?) (Laborde, Parthenon II pl. IX; Omont, Athenes au XVII siede')
dreht beide völlig herum, als wenn sie das Pferd anfafsten. Pars (Stuart-Revett,
Ant. of Athens IV. chap. 4 pl. XVI) vermeidet zwar diesen Fehler, giebt aber doch
auch nur einen undeutlichen Stumpf. Im Museum Worsleyanum ist die Rechte nach
dem Pferde, die Linke nach dem Reiter zu geöffnet. Nach Corbould (Anc. Marbles
VIII pl. XXIII) ist der Daumen der Rechten dem Beschauer zugewendet, so dafs der
Handrücken nach dem Pferde zeigt.
Diese Auffassung ist einzig und allein richtig. Ja, man gewahrt sogar auf
dem Elgin’schen Abgufs hinter dem Daumen noch die gekrümmten Finger der
übrigen Hand. P'ür die L. ist die nämliche Haltung aus der Drehung des Unter-
arms ersichtlich.
So waren beide Hände vom Pferde ab- und
dem Jüngling zugewendet. Es führt uns demnach
die Stellung des Kopfes sowie die der Hände vom
Pferde fort, was auch Hawkins schon richtig bemerkt
hat (a. a. 0. p. 133). »At first sight he appears to be
putting 071 the bridle, and the Position of the hör s es he ad
seems to favour that idea; but we cannot reconcile the
action of kis hands with that supposition, ?ior do we
think the averted he ad suite d to such an action, or
that it is a Position, which the artist would have
selected.« Seinem Vorschläge freilich, dafs der Jüngling
sich auf einen Speer gelehnt habe, kann ich nicht beipflichten.
Was aber thut er dann? Die Antwort kann nicht schwer sein: nimmt man
nur einmal die fragliche Stellung ein, so ergiebt sich, dafs er sich etwas um den
Kopf band.
Doch ist hier eine kleine Digression unumgänglich. Bekanntlich nahmen
Chr. Petersen und Bötticher das Fehlen des Kopfschmuckes als Hauptargument
gegen die Deutung des Frieses als Panathenaeen-Festzug. Doch liefs sich schon
Overbeck (Rh. M. XIV S. 198) trotz Petersen nicht davon abschrecken, hier ergänzend
die Farbe eintreten zu lassen. Michaelis seinerseits betonte (Parthenon S. 207 f. 227)
 
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