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DIE HELLENISTISCHEN BÜHNEN UND IHRE
DECORATIONEN.
i.
Erste Abbildung einer tragischen Bühne.
Die Madrider Assteasvase (Fig. i) stellt eine Bühne mit tragischer Scene
dar. Einfache Interpretation ergiebt das; jetzt deutlicher, da die alte ungenaue
Zeichnung nach einer Revision des Originals wenigstens in den Architekturtheilen
berichtigt hier vorgelegt werden kann1.
Die Umrahmung des Bildes dürfte einzig sein. Sie erinnert an die aediculae,
die oft in der Mitte apulischer Amphorengemälde des 4. Jahrhunderts erscheinen.
Auf einer Stufe zwei schlanke ionische Säulen mit Architrav; über ihm geht zu-
rück in die Tiefe des Bildes eine perspektivisch gezeichnete Balkendecke, die auf
der Hinterwand ruht; diese aber ist ganz abweichend von jenen Kapellen als zwei-
stöckige Säulenhalle gebildet. Innerhalb des so gebildeten, nur nach vorn in ganzer
Breite geöffneten Gehäuses ist Herakles beim Kindermorde dargestellt. Seine Gattin
entflieht seitlich zu einer Thür; in der oberen Gallerie der Hinterwand werden sicht-
bar des Helden Mutter, Gefährte und die Mania.
Also Theaterbühne mit tragischer Scene. Die Deutung bestätigt sich.
Die Terrakotte der Sammlung Sant’ Angelo (Fig. 2), nach Petersens sorgfältiger
Untersuchung auch von Dörpfeld2 als Nachbildung einer Bühne anerkannt, zeigt
dieselbe zweistöckige Decorationswand ebenfalls allseitig eingerahmt. Nur die zwei
überschlanken Säulen dort sind hier durch thurmartige schmale Flankenbauten
ersetzt. Der zwischen diesen eingespannte Giebel schliefst die Rahmenarchitektur
befriedigend ab. Die Madrider Zeichnung entbehrt des Giebels; aber die ganze
tempelartige Construction scheint ihn zu fordern3.
Auffallend ähnlich, ja identisch ist die zweistöckige Säulendecoration der
Terrakotte und der Vase. Je vier Säulen verschiedener Ordnung (bei Assteas,
ionische und dorische, hier ionische und »korinthisirende«) stehen auf beiden Monu-

') Mein Basler College Herr Heinrich Wölfflin
hatte die Güte, Ostern 1899 das Vasenbild in
Madrid zu untersuchen und die Correcturen der
Architekturtheile auf einer Bause einzutragen.
Nach dieser ist die Abbildung I hergestellt.
-) Athen. Mitth. XXIII 355.
s) Man darf wohl an das Automatentheater er-
erinnern, das Heron um 50 n. Chr. beschrieb,
Jahrbuch des archäologischen Instituts XV.

das aber schon Philon von Byzanz construirt
hatte, also sicher in hellenistischer Zeit üblich
war: der6; -poStükTat air/j y.cäld-Ep St] vataxip
Heron riepi a&ToptaTOTrotTjTixris 27. 3. Vgl. die
Reconstruction dieses Automatentheaters von
Querfurth (in der Ausgabe Herons von W.
Schmidt S. 409) mit der Zeichnung des Assteas
und des Terrakotte.

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