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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 15.1900

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Lucas, Hans: Die Reliefs der Neptunsbasilica in Rom
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Passow, Wolfgang: Zum Parthenonfriese
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https://doi.org/10.11588/diglit.41310#0052
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Passow, Zum Parthenonfriese.

zusammengestellt werden, die wir für die andern Figuren in Vorschlag gebracht
oder wahrscheinlich gemacht haben:
B Armenia, C Bithynia(?), D Judaea, F Moesia, H Aegyptus, J Dacia, K Gallia,
L Hispania, N Numidia, P Germania.
Charlottenburg. Hans Lucas.

ZUM PARTHENONFRIESE.
Betrachtet man Parthenon Westfries III. (Michaelis 4— 6. Fr[iederichs]-
W[olters] 608) genauer, so wird man sich der Wahrnehmung nicht verschliefsen
können, dafs diese Gruppe bisher in eigentümlicher Weise in ihrem eigentlichen
Zusammenhang zerrissen und widerstrebend verbunden worden ist. Der Umstand
nämlich, dafs der erhobene Kopf des Pferdes sich mit den gleichfalls erhobenen
Händen des vor ihm stehenden und zweifellos zu ihm gehörigen Jünglings berührt,
hat zu der Annahme geführt, dafs er eben damit beschäftigt sei, sein Pferd aufzu-
zäumen1; Bedenken dagegen äufserte allein Hawkins (Anc. Marbles VIII 133).
Spricht auch der erste Augenschein dafür, so zeigt doch eine genaue Interpretation
des Details, von dem gerade noch genug erhalten ist, dafür, dafs zwischen ihm und
dem Pferde keinerlei directe Verbindung anzunehmen ist.
Hülfsmittel der Reconstruction sind:
1. das Original, am Parthenon befindlich.
2. der (vollständigere) Elgin’sche Gipsabgufs — Berliner Gips2.
Es ergiebt sich nun zunächst, dafs Newton irrt, wenn er (Guide to the Eigin
Room p. 49) sagt: »n. 4 raises both hands as if to open his horse’s mouth for the
insertion of the biU. Denn das weifs man aus Xenophon tt. itctc. VI. 7 und auch
jeder Reiter aus der Praxis, — dafs man beim Aufzäumen zuerst mit der Linken
das Gebifs einlegt und danach das Kopfgestell überstreift, wie man es auch auf dem
Westfriese Mich. 28. Fr.-W. 608 dargestellt sehen kann. Nur ist dort die Linke —
mit dem Gebifs bereits fertig — nunmehr gleichfalls oben beim Ordnen der Mähne
beschäftigt3. Nichts dergleichen thut der in Rede stehende Jüngling, kann es auch
nicht; denn der Zaum liegt bereits, wie die vom Maul bis hinter das Ohr ver-
laufenden Bohrlöcher, fünf an der Zahl, beweisen.
Aber auch mit dem Zügel kann er sich nichts zu schaffen gemacht haben.

J) Vgl. als letzte Behandlung: Winter Jahrb. des
arch. Inst. 1893 S. 135.
2) Durch freundliches Entgegenkommen des Herrn
A. S. Murray in London gelang es mir, die ver-
mutete Identität der beiden zu constatieren.
3) Diese Hand ist bisher noch von niemand (auch
nicht von Corbould in den Anc. Marbles) be-
merkt worden; wahrscheinlich, weil man sie als

Mähnenzacken ansah. Doch kommen selbst am
Gipsabgufs deutlich alle vier Finger zum Vor-
schein. Eine Untersuchung des Originals, welche
Herr Professor Wolters unter Benutzung des
Baugerüstes vorzunehmen die Freundlichkeit
hatte, bestätigte diese Beobachtung; und zwar
ist auf dem Original auch der Daumen noch
sichtbar.
 
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