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DIE GEMÄLDE DES PANAINOS
AM THRONE DES OLYMPISCHEN ZEUS.
Bekanntlich haben die Ausgrabungen im olympischen Zeustempel die That-
sache ergeben, dafs die vor dem Kultusbilde befindlichen Innensäulen durch
Schranken untereinander verbunden waren, und zwar (vom Eingang her gerechnet)
die zweite bis fünfte. Von diesen steinernen Schranken, die die Breite einer Furche
haben, haben sich noch Stücke erhalten; »sie sind von oben zwischen die Säulen
eingeschoben worden, als letztere bereits verputzt waren. Die ehemalige Höhe
der Schranken kennt man nicht« (Dörpfeld, Olympia, Textbd. II 12); trotzdem wird
jetzt in der Regel angenommen, dafs dieselben solche Höhe hatten, dafs Wand-
gemälde darauf angebracht werden konnten, was immerhin eine Höhe von 1,50 m
nötig machen würde, wie sie in der Rekonstruktion ebd. Tafelbd. I Taf. XI
angenommen ist. Allein es will mich bedünken, dafs diese Höhe von 1,50 m doch
sehr klein ist, wenn man darauf die Wandgemälde des Panainos unterbringen will.
Die Figuren, für die man doch unten und oben noch etwas freien Rand von
mindestens 0,25 m anzunehmen hat, wären dann nur 1 m gross gewesen, also er-
heblich unter Febensgrösse; um sie ordentlich zu sehen, hätte man sich bücken
müssen. Denn wenn wir auch die Möglichkeit, dafs die Figuren des Panainos unter
Febensgrösse waren, nicht bestreiten wollen, so mufsten sie doch auf alle Fälle so
angebracht sein, dafs man sie ordentlich betrachten konnte. So komme ich zu dem
Resultat: wenn die Schranken zur Aufnahme von Gemälden bestimmt waren, so
müssen sie höher gewesen sein als 1,50, mindestens 2 m, vielleicht sogar 2,50.
Nun wird eine ebensolche Schranke als Querverbindung zwischen den beiden zweiten
Säulen vorausgesetzt; vorhanden ist diese Querschranke nicht mehr; »es finden sich
nur geringe Standspuren von ihr rechts und links an den beiden Säulen und aufser-
dem ein einziges Doch etwa in der Mitte der Cella.« Die deutschen Gelehrten
von Olympia hatten schon im Jahre 1880 die Existenz dieser östlichen Schranke
angenommen und dieselbe in der Weise in drei Teile geteilt, dafs in der Mitte
eine doppelflügelige Thür, zu beiden Seiten aber unbewegliche Schranken waren.
Da auch bei dieser Querschranke die gleiche Höhe wie bei den Fängsschranken
vorausgesetzt werden mufs, so wäre der olympische Zeus für alle Besucher, die nicht
das Glück hatten, in den von den Schranken umgebenen Raum treten zu dürfen,
so gut wie unsichtbar gewesen. Zwar sagt Trendelenburg Arch. Anz. 1897, 25,
»die Entfernung, aus der diese Besucher das Bild betrachten mussten, sei grofs genug
gewesen, um den Gesamteindruck des gewaltigen Werkes zu geniefsen, und doch
auch wieder klein genug, den mit verschwenderischer Hand darüber ausgestreuten
 
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