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DIE GRABFUNDE VON PTTIGLIANO IM
BERLINER MUSEUM.
Das Antiquarium der Königlichen Museen hat im Jahre 1899 den voll-
ständigen Inhalt von sechs Gräbern erworben, welche in den letzten Jahren in
der Nähe des heutigen Pitigliano westlich des Sees von Bolsena im Thale der Fiora
geöffnet worden sind1. Den überwiegenden Bestandteil der Funde bilden Thon-
gefäfse von vorzüglicher Erhaltung und grofser Mannichfaltigkeit der Formen, welche
die Entwickelung der altetruskischen Töpferei unter dem Einflüsse griechischen
Importes sehr anschaulich vor Augen führen. Dadurch rechtfertigt sich die folgende
ausführliche Besprechung dieser Funde, welche ich auf eine Aufforderung des
Direktors des Antiquariums, Herrn Geheimrats von Kekule, unternommen habe. Die
allgemeinen Erörterungen, welche ich. der Beschreibung der Funde und Formen
folgen lasse, beschränken sich auf Probleme der altitalischen Keramik; über die
griechischen geometrischen Decorationsstile in Mittelitalien hoffe ich bei anderer
Gelegenheit mich äufsern zu können.
G. Pellegrini hat in den Notizie degli scavi von 1896 (S. 263 fr.) und 1898
(S. 429fr.) über die Ausgrabungen bei Pitigliano berichtet. Bei Anlage neuer Wein-
berge stiefs man auf Gräber, systematische Grabungen ergaben das Vorhandensein
einer ausgedehnten Nekropole, und schliefslich fand sich auch die dazugehörige
etruskische Stadtanlage. Man vermutet in ihr mit vieler Wahrscheinlichkeit das alte
Statonia2. Die Stadt lag auf einem Felsen, der auf drei Seiten nach den Thälern
der Fiora und zweier ihrer Nebenflüsse steil abfällt, auf der vierten mit dem Hügel-
lande zusammenhängt. Hier führt die Hauptstrafse aus der Stadt, und der erste
Hügel vor der Stadt, Poggio Buco genannt, ist beiderseits der Strafse mit Gräbern
bedeckt3.
Die ältesten Gräber finden sich vor dem Thore an der Strafse. Je weiter
man sich von der Stadt entfernt, um so jünger werden die Gräber.
Sogenannte Pozzi, Schachtgräber, auf deren Boden die Urne mit den Resten
des verbrannten Leichnams meist in einer Steinpackung beigesetzt ist, fehlen ganz.
Die ältesten Gräber sind tombe a fossa, d. h. rechteckige in den Felsen eingearbeitete
Gruben zur Aufnahme des unverbrannt bestatteten Toten, häufig mit einer oder
zwei nischenartigen Vertiefungen in den Längswänden (loculi): tombe a cassone, wie
') Amtliche Berichte aus den kgl. Kunstsamm- 3) S. die Kartenskizze Notizie 1896 S. 264 und die
langen 1899 S. XIX. photographischen Ansichten ebenda 1S98 S. 432,
*) Notizie 1898 S. 429 h 433.
Jahrbuch <les archäologischen Instituts XV.

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