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Passow, Zum Parthenonfriese.

erscheinen. Der linke Ellenbogen ist auf die Hüfte gestützt; der rechte Unter-
arm ist horizontal gebeugt, die Muskeln dieses ganzen Armes sind weich und los-
gespannt; er ruht wie aufgelegt; die Hand hängt lässig gebreitet herab. Unter
dem Handgelenk wird, von hinten herauskommend, die linke Faust sichtbar; in ihr
befindet sich eine Rille von oben nach unten, mit einer kleinen Abweichung nach
rechts, wie die genaue Nachprüfung ergeben hat, die auf meine Anfrage von Herrn
ProfessorWolters freundlichst vorgenommen ist. Da man dem Zuge dieser Rille folgend
etwa 42 cm über der Unterkante der Friesplatte (den kleinen freien Raum unter dem
Relief mitgemessen) auf den Hals des Pferdes treffen würde, Ansatzspuren aber
weder dort noch weiter unten vorhanden sind, so ist ein Stab, an den ich ursprüng-
lich gedacht hatte, ausgeschlossen. Man wird sich den Jüngling daher, wie 23, mit
einer Peitsche zu denken haben, die zu dem Reiter auch besser pafst.
Wir kommen nun zur dritten Gruppe Nordfr. XLII. Fr.-W. 612. Auch diese
mufs freilich wieder erst getrennt und auf andere Weise verbunden werden.


Hier fällt neben dem Pferde stehend eine eng verbundene Gruppe ins Auge,
die von dem Reiter mit seinem Knaben gebildet wird (Fig. 4); sie wirkt durchaus als ge-
schlossenes Ganzes und zwingt förmlich zur engsten Verbindung. Man hat diese da-
durch hergestellt, dafs man den Jungen seinem Herrn bei der Toilette behülflich sein
läfst, sei es, dafs er ihm hinten den Chiton zurechtzupfe oder ihm etwa den Gürtel
schliefse. So müssen es auch alle Zeichner aufgefafst haben, da sie sämtlich die
Hand über die Contouren des Jünglings hineinschneiden lassen. In Wirklichkeit
ist dem keineswegs so, die Hand setzt vielmehr klar und deutlich davor ab, freilich
scharf davor. Aufserdem war sie geschlossen, und mit der Faust könnte er die
geforderte Verrichtung nicht leisten. Wir finden für ihn eine andre Verwendung,
wenn wir das Pferd beachten. Es ist das allerletzte an der ganzen Nordseite, alle
andern sind in lebhafter Gangart voraus; man müfste auch hier, wie schon oben
zu Westfr. III bemerkt war, erwarten, dafs qs den andern nachstrebt. Hawkins,
 
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