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Bethe, Die hellenistischen Bühnen und ihre Decorationen.

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des Helden, der auf der attischen Bühne des ausgehenden fünften Jahrhunderts
nachweisbar ist.
So war denn längst erfüllt, was kaum Jemand erhofft: seit 36 Jahren war
die Abbildung einer griechischen Tragödienbühne, von einem zeitge-
nössischen Griechen gemalt, in aller Händen.
Es gilt, von diesem uner-
schütterlich festen Boden aus unsere
Vorstellungen von der Geschichte
der Bühne noch einmal zu prüfen.
Zunächst werde ich die
Decoration der Bühnenhinterwand
durch eine mehrstöckige Säulen-
architektur, wie sie im Gemälde des
Assteas und an der Terrakotte er-
scheint, verfolgen. Es wird sich
zeigen, dafs sie im Westen und
Osten seit der hellenistischen Zeit
bis ans Ende der Antike die übliche
war, natürlich allmählich aus- und um-
gebildet. Weiter (III) ist zu unter-
suchen, ob die Bühne des Assteas
in der Form eines nach vorn ge-
öffneten Gehäuses nicht auch schon
seit dem 4. Jahrhundert allgemein
angenommen war, wie sie in der
Kaiserzeit sicher herrscht. Dann (IV)
soll in möglichster Kürze die leidige
Frage erörtert werden, ob diese
Bühne hoch oder niedrig im hellenistischen Theater gestanden habe. Über Zeit und
Ort ihrer Entstehung handelt der V. Abschnitt. Zum Schlufs (VI) einiges über den
Spielplatz der antiken Oper.

Fig- 2.
Terrakotte S. Angelo (vgl. Fig. 8).
Nach. Rom. Mitth. XII S. 140.

II.

Bühnendecoration seit dem IV. Jahrhundert.
Die Bühnendecoration römischer Kaiserzeit (Fig. 3) ist durch zahlreiche gut
erhaltene Ruinen im Westen und Osten des Reiches wohl bekannt. Sie ist eine
massive Architektur von zwei oder drei Stockwerken übereinander, jedes mit Säulen,
Nischen, Statuen, Reliefs, Bildern geschmückt, durch starkes Aus- und Einspringen

ladener Prunk, wie ihn die tragische Bühne auch
sonst nicht verschmäht hat. Denn Aristophanes
hat sich den Spafs gemacht, dem Lamachos den
Theaterhelm des tragischen Helden aufzusetzen,
wie ihn auf Assteas Bilde Herakles trägt. Parodie

der Tragödie ist’s auch wohl, wenn auf dem
Phlyakenbilde des Britischen Museums IV F 269
(BaumeisterlH 3. i752fg., 1828) ’EvuctXto? solchen
Helm mit Busch und Feder trägt.

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