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Graeven, Die Darstellungen der Inder in antiken Kunstwerken.

(21—24) zeigen als Cornaks auf den Eleplianten, die den Wagen des Gottes ziehen, Knaben oder Jüng-
linge mit den gedrehten Locken. Diese Figuren sind entweder mit einem Chiton bekleidet oder nur
mit einer flatternden Chlamys ausgestattet.
D. Bacchus steht auf einem Kentaurenwagen.
25 (19) Sark. im Vatican: Visconti, Museo Chiaramonti Taf. 34.
26 (20) Sark. in den Uffizien: Gori a. a. O. III 19.
Die gefesselte Jünglingsfigur mit gedrehten Locken und der auf der Vorderseite des Körpers
herabfallenden Chlamys wie auf 10. II. 12 kehrt auf dem vaticanischen Sark. (25) wieder, der Florentiner
(26) hat sie ohne die Chlamys dargestellt und eine zweite gleichgebildete Figur hinzugefügt. Eine
Zuthat des vaticanischen Sark. ist eine Reihe von Elephanten und Kamelen im Hintergründe, die kleine
Gefangene tragen. Die kleinen Figuren sind arg verstümmelt, ihre Köpfe sind sämtlich abgebrochen,
ihr Gewand ist abwechselnd eine Exomis oder ein ärmelloser Chiton.
E. Bacchus sitzt oder liegt auf einem Pantherwagen.
27 (22) Sark. im Louvre: Clarac II 144.
28. 29 (23. 24) Sark. der Villa Pamphili: Matz-Duhn a. a. O. 2278. 2302.
Auf dem Pariser Sark. (24) reitet ein nacktes Knäblein mit gedrehten Locken auf einem Kamel
dem Wagen des Gottes vorauf, die beiden anderen Sark. (28. 29) zeigen hinter dem Wagen einen klein
gebildeten Elephanten mit zwei knabenhaften Gefangenen. Sie sitzen in Vorderansicht neben einander
mit auf den Rücken gebundenen Händen. Einmal sind sie nackt, das andere Mal mit Chiton und
Chlamys bekleidet, in beiden Fällen haben sie die gedrehten Locken.

Die Inder der Sarkophage stimmen mit denen der oben zusammengestellten Monumente nur
in wenigen Punkten überein. Übereinstimmend ist meistens nur die Anordnung der Haare in gedrehte
kurze Locken, aber diese Frisur war den Indern nicht allein eigentümlich, sondern ihnen gemeinsam mit
den Aethiopen und anderen nordafrikanischen Völkern. Einzig der Sarkophag von der Via Salaria (13)
fügt zu der Lockenfrisur auch die turbanähnliche Kopfbedeckung, die sich bisher auf antiken Denk-
mälern nur bei Indern nachweisen läfst91. Allerdings den hörnerartigen Schmuck, mit dem die Elfen-
beinreliefs und die Silberschale die Kopfbedecknng ausstatten, hat der Sarkophag fortgelassen und das
Kostüm seiner Inder ist total verschieden von demjenigen, das in Indien getragen wurde, das von den
alten Autoren beschrieben ist und das uns durch die Elfenbeinreliefs und die Silberschale veranschaulicht
wird. Die Tracht der Inder auf dem Sarkophage mufs den Darstellungen eines anderen asiatischen
Volkes entlehnt sein.
Wir werden also zu dem Schlufs gedrängt, dafs den römischen Sarkophagarbeitern für die
Darstellung der Inder keine realistischen Bilder, die der Wirklichkeit und den Angaben der Schriftsteller
entsprachen, vor Augen gestanden haben, so dafs sie danach arbeiten konnten. Es entsteht die Frage,
ob die guten echten Indertypen, die uns nur durch sehr späte Monumente überliefert sind, erst nach der
Entstehungszeit der Sarkophage geprägt worden sind oder ob zufällig derartige Darstellungen den
römischen Steinmetzen unbekannt geblieben sind. Die Frage wird bei meiner Publikation der oben
erwähnten beiden Pyxiden ihre Beantwortung finden.

9l) Die gleiche Kopfbedeckung findet sich noch
bei den drei Köpfen, die den Sockel einer in
Antiochia gefundenen Bronzegruppe zieren
(Jahrb. XIII 1898 p. 179). Der Herausgeber,
Herr Prof. Förster, glaubt die Köpfe am besten
bezeichnen zu können »als Sarapis mit Isis-
haartracht« (!). Sie entsprechen genau dem
Kopfe des in Vorderansicht gebildeten Inders
Hannover.

des Sarkophags, ob aber die Bronzeköpfe auch
Inder darstellen sollen, ist zweifelhaft. Ich
möchte glauben, dafs die Köpfe eine bestimmte
Beziehung zu dem Bildwerk haben, das der
Sockel trägt, und ihre Benennung hängt daher
ab von der richtigen Deutung der Bronzegruppe,
die noch zu finden ist.
Hans Graeven.
 
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