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BEMALTE GRABSTELE AUS ATHEN.
(Hierzu Tafel 5.)

In der Kgl. Glyptothek zu München ist seit einiger Zeit eine kleine marmorne
Grabstele (92 cm hoch) aufgestellt, die wegen der deutlichen Spuren von Bemalung
einiges Interesse bietet. Nicht wegen dieser Tatsache an sich, denn seitdem Roß
1837 (Arch. Aufsätze I 41) die Aufmerksamkeit auf solche, durch Malerei verzierte
Grabsteine lenkte, hat sich das Material in so ungeahnter Weise vermehrt, daß
ein einzelnes, zudem nicht tadellos erhaltenes Exemplar an sich keine Bereicherung
unseres Wissens bietet. Aber der Gegenstand der Darstellung ist nicht ganz gewöhn-
lich und bedarf einiger erläuternder Worte I).
Als Herkunft wird Attika durch alle äußeren Anzeichen gewährleistet, und die
Überlieferung, daß die Stele bei Athen in der Nähe der nach Daphni führenden,
also der alten heiligen Straße, gefunden sei, verdient allen Glauben.
Die Abbildung auf Taf. 5, welcher eine in natürlicher Größe ausgeführte
Zeichnung Karl Reichholds zu Grunde liegt, überhebt mich einer allgemeinen Be-
schreibung; es genügt die Bemerkung, daß nur die Lutrophoros plastisch ausgeführt
ist. In der Zeichnung ist nicht der ehemalige, sondern der gegenwärtige Zustand
wiedergegeben, jedoch mit Unterdrückung der Zerstörungen, namentlich eines Bruches,
welcher gleich unterhalb des Mündungstellers der Lutrophoros quer durch die ganze
Stele geht, und einer Absplitterung am rechten Ende des Akroterions. Hier und auch
sonst ist außerdem das Erhaltene deutlicher hervorgehoben und nach den sicheren
Resten ergänzt worden; diese Ergänzung durfte sich begreiflicherweise nur auf die
Ornamente erstrecken und ist auch da unterblieben, wo nur der geringste Zweifel
obwalten konnte. Von den Farben ist nur eine, das Rot, tatsächlich in größeren
Resten erhalten, alle sonstige Bemalung hat nur in der bekannten Weise durch ver-
schiedene Tönung des Marmors Spuren hinterlassen. In der Abbildung ist nun für
dies erhaltene Rot der dunkelste grauschwarze Ton, durch Punktierung etwas belebt,
gewählt; mit dem zur Modellierung nötigen Schatten am rechten Rande des langen
Gefäßhenkels und des Gefäßbauches wird man ihn demnach ebensowenig ver-
wechseln, wie mit dem Schatten, der auf dem Kyma unter dem Akroterion liegt,
oder dem, welcher den Mündungsteller der Lutrophoros modelliert. Immerhin seien
die Stellen aufgezählt, wo diese rote Farbe noch wirklich vorhanden ist: vor allem
am Grund der mittleren Palmette des Akroterions, sodann an einem in der Mitte
*) Vgl. die kurzen Besprechungen in der Beilage und im Münchner Jahrbuch der bildenden
der Münchner Neuesten Nachrichten 1908, 675 Kunst 1909, 9.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XXIV. r
 
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