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Bewaffnung und Tracht der Osker.

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mit schwarzem Mittelstreifen sein, wie in I, von der aber nur der untere Rand
hervorsieht, weil das Schleiertuch, wie bei 3, nach vorn gezogen ist mit einem
Zipfel, der sonst (18, 19, 22) am Hinterkopf emporsteht. Die Zeugmütze, nach
oben sich leicht verjüngend, kommt auch in Cumae vor (Grabbild 1) und kehrt auf
campanischen Vasenbildern wieder (Patroni, La ceramica antica Fig. 58). Über
die Tracht der Männer wurde oben (S. 138) gesprochen. Die leichte Reitertracht
wird die der Jünglinge im allgemeinen gewesen sein. Beachtung verdient die Rolle,
die bei den Samniten die Leinwand für die Bekleidung spielte. Im Jahr 310 wird
nach Liv. IX 40 ein Heer aufgestellt nur aus Weißröcken (tunicae linteae candidae).
293 wird eine auserlesene todesmutige Schar gebildet, die legio linteata (Liv. X 38),
die in einer feierlichen, mit Leinwand überdeckten Umhegung aus Flechtwerk im
Lager nach Verlesung eines uralten leinenen Buches durch Schwur und Schweine-
opfer auf Tod und Leben verpflichtet wird. Um eine reine Tracht heiliger Leute
handelt es sich dabei, und vielleicht bestehen Zusammenhänge mit pythagoreischer
Lehre 57). Die Männer sehen wir auf den Grabgemälden in dem großen togaartigen
Mantel (7, 25). Darunter tragen sie einen langen Ärmelrock. Bei dem sitzenden
Capuaner (16), der eine besonders würdige Person, vielleicht einen Capuaner Meddix
darstellt, ist er verziert mit einem mitten auf der Brust eingewirkten Hakenkreuz 58),
das in anderen Fällen wohl auch als besonders gearbeitetes Amulett am Hals ge-
tragen wurde (vgl. Heydemann, Vasensammlung S. Angelo 704).
Ein anderes Abzeichen besonderer Würde trägt auf seinem langen weißen
Chiton der Capuaner des Gemäldes Nr. 25, der nach dem neben ihm gemalten
Gegenstand, einer Art sternförmigen Ordens an langem Band, vielleicht in seiner
priesterlichen Eigenschaft charakterisiert werden soll (vgl. Pallotta, Ricerche storiche
ed archeologiche sull’ antico Sannio 66). Die Mitte seines Kleides schmückt ein
einfacher, breiter Purpurclavus, den römische Tradition von den Etruskern ab-
leitete (Plin. N. H. IV 136: toga praetexta et latiore clavo Tullum Hostilium e
regibus primum usum Etruscis victis satis constat; vgl. dazu auch Plin. VIII195)-
Dem scheint zu widersprechen, daß auf den etruskischen Denkmälern der clavus
ausnahmslos in der Zweizahl erscheint 59), während gerade in Campanien und
Süditalien nach Ausweis des Grabbildes Nr. 25, von Vasen (z. B. Gerhard, Apul.
Trinksch. u. Gef. II Taf. 22, 23) und pompeianischen Wandbildern (z. B. Annali
XLIV 1872 tav. d’agg. D, Larenbild) der einfache clavus getragen wurde.

57) Vgl. Schwegler, Röm. Gesch. I 562 Anmerkg.:
»es wäre noch genauer zu untersuchen, inwieweit
dem Pythagoreismus einheimisch-italische Ideen
zugrunde liegen oder beigemischt sind, und ob
nicht eben hieraus der große Anklang, den er bei
den sabellischen Völkern gefunden hat, zu er-
klären ist«. Vgl. Porphyr, vita Pyth. 22. — Mit
Leinwand umwickelte Aschenurnen in Capua ge-
funden (Helbig, Bull. 1871, 116).
58) Eingewirkte Hakenkreuze apotropäisch vor Ge-

nitalien auf unteritalischen Röcken: Heydemann
389, 552> I935> 1975, 1981, 1988, 2094, 2856,
2857, 2905, S. A. 20; Tischbein IV 28, V 60;
Walters, Anc. pott. I 137; Arch. Ztg. VI 1848
Taf. XX u. a.
59) Vgl. Daremberg - Saglio, »Clavus« S. 1245;
Dempster, De Etruria regali II 84, 86; Pottier,
Vases du Louvre E 704, wo der Streif auf der
allein sichtbaren Seite sitzt, also zwei zu denken
sind.
 
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