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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 24.1909

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Wolters, Paul; Sieveking, Johannes: Der Amazonenfries des Mausoleums
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https://doi.org/10.11588/diglit.44284#0184
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P. Wolters und J. Sieveking, Der Amazonenfries des Maussoleums.

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driga auf der Spitze der Pyramide; der Umstand, daß Plinius dabei kein Wort von
Statuen des Maussolos und seiner Gattin sagt, fällt sehr ins Gewicht gegen die auch
ohnehin unwahrscheinliche Annahme, daß die erhaltenen Porträtstatuen in diesem
Wagen gestanden hätten 5). Somit können wir ihm von Skulpturen nur die Reste
des Wagens zuschreiben, und für Satyros fehlt uns jede Sicherheit, ob und wie weit
er an der bildlichen Ausstattung beteiligt ist; daß auch er, allerdings als Erzbildner,
tätig war, beweist die delphische Inschrift von dem Denkmal des Idrieus und der
Ada, der Geschwister und Nachfolger des Maussolos und der Artemisia5 6 7). Wir wer-
den das Hauptverdienst dieser beiden Künstler also in der architektonischen
Leistung suchen?). Vier Bildhauer aber nennt die offenbar sehr genaue Überlieferung
bei Plinius, sogar mit einer Angabe über die Verteilung der vier Seiten des Gebäudes
unter sie, und wenn Vitruv davon abzuweichen scheint, so darf uns das nicht irre
machen. Praxiteles verdankt es zweifellos nur seinem übermächtigen Ruhm, daß
er bei diesem Weltwunder nicht fehlen durfte; aber Vitruv deutet das Richtige selbst
an, wenn er nach ihm noch, auf eine andere Autorität hin, Timotheos nennt. Fünf
Bildhauer kann aber auch Vitruv nicht gebrauchen nach dem »singulis frontibus
singuli artifices sumpserunt certatim partes«, und noch weniger läßt sich die klare
Überlieferung des Plinius mit dieser Zahl in Einklang setzen, vor allem aber muß
betont werden, daß man unter den Resten des Maussoleums nach Spuren praxite-
lischer Kunst vergebens sucht. Für die plastische Ausschmückung des eigentlichen
Baues sind also Skopas (Ostseite), Bryaxis (Nord), Timotheos (Süd) und Leochares
(West) tätig gewesen, und zwar, wenn wir den Ausdruck c a e 1 a v i t bei Plinius
scharf fassen müßten, nur für Reliefschmuck8 *), wie aber etwas freiere Auffassung
anzunehmen erlaubt und die erhaltenen Reste lehren, auch für statuarischen Schmuck
verschiedener Art, mit dem das als Ganzes gefaßte Bauwerk fein ausgeziert war9).
Nach Plinius wäre das Maussoleum von Artemisia erbaut worden, also nach
dem Tode des Fürsten (353); als sie starb (351), war jedenfalls der Bau vollendet,
und nur die Bildhauer hatten ihre Arbeit noch fertigzustellen10). Die Regierung
der Artemisia hat nur wenige Jahre gedauert. Schon dieser Umstand macht die von

5) Vgl. Percy Gardner, J. H. S. XIII 1892/93,
188. J. Six, Röm. Mitt. XIV 1899, 82. Anders
W. Klein, Geschichte der griech. Kunst II 286.
6) B. C. H. XXIII 1899, 384, dort von Homolle
346—344 datiert. Der Sohn eines Satyros,
Lykos, als Bildhauer ebenda S. 388 (ungefähr
300 vor Chr.).
7) Eine Vermutung über Satyros’ Anteil an einem
einzelnen Ornament: M. Schede, Antikes Trauf-
leisten-Ornament 35.
8) Vgl. Thesaurus linguae latinae II 2, 76. Das
Wort wird gern in Bezug auf einen größeren
Gegenstand gebraucht, der durch das c a e 1 a r e
seinen Schmuck erhält (so schon Aldus Manutius
Paulli f., De quaesitis per epistolam (1576) II 9,
100). Plinius gebraucht es auch XXXVI 95,

und zwar vom Reliefschmuck der ephesischen
Säulen. C. I. L. XIII 38 (qui primi hinc columnas
vicenarias celaverunt et exportaverunt) ist
caelare = caedere gebraucht, wohl im Streben
nach gesuchtem Ausdruck.
9) Philologus 1864, 460 (K. B. Stark).
I0) Der Artemisia wird der Bau auch sonst vielfach
zugeschrieben (K. B. Stark, Vorträge und Auf-
sätze 466, 59), nur in späten Nachrichten da-
gegen dem Maussolos (Newton, Discoveries 55.
Stark, Vorträge 465, 54, wo die Stelle der Eu-
dokia nach Pulchs Nachweis der Fälschung des
Paläokappa [Pauly-Wissowa V 913] zu streichen
ist). — Über die Zeit vgl. J. Beloch, Griech.
Gesch. II 496, 3. W. Judeich, Kleinasiatische
Studien 226. W. Dittenberger, Syllogc- II 273.
 
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